Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
seinen Standpunktauf der Karte markieren. Dafür würde das GPS-Signal seiner Kleidung sorgen. Doch schon seit mehr als drei Stunden blieb die Karte unverändert.
»Er müsste längst hier sein!«, jammerte Pep. »Da ist etwas passiert. Wir müssen ihm helfen!«
Linda baumelte kopfüber von der Decke. Mit den Füßen hielt sie sich an zwei Kletterhaken fest.
»Ich hab dir gleich gesagt, dass sie ihm die Kleidung abnehmen. Die Sharks sind doch nicht blöd!«, sagte sie. »Auf das GPS-Signal kannst du lange warten.«
Pep hielt vor Lindas Gesicht, sodass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten, nur dass er aufrecht stand und Linda ihm mal wieder kopfüber direkt vor der Nase baumelte.
»Aber irgendwas müssen wir doch tun!«, beschwor Pep sie.
»Und was?«, fragte Linda. »Wir haben keine Ahnung, wo sie ihn hingebracht haben. Außerdem kann er sich jederzeit befreien. Die Sharks wissen doch nicht, dass er durch Wände gehen kann.«
»Vielleicht kann er das ja gar nicht mehr«, wandte Pep ein.
Linda sprang mit einem Rückwärtssalto von der Decke ab und landete in der Hocke auf dem Boden. »Wie meinst du das?«
Pep erklärte ihr, dass Leon erst seit Kurzem damitexperimentierte, durch Wände zu gehen, und selbst keine Ahnung hatte, wie lange seine wundersame Gabe anhielt. Sie konnte auch jederzeit erlöschen.
Linda sprang auf. »Das sagst du erst jetzt?«, schimpfte sie. »Dann war das doch total bescheuert, sich gefangen nehmen zu lassen!«
»Er hat sich nicht gefangen nehmen lassen«, widersprach Pep, »sondern sich für uns geopfert.«
»Floyd, Suchmodus Wireless LAN«, befahl Linda.
Pep schaute sie verwirrt an. »Wer ist Floyd?«
»Mein Computer!«, erklärte Linda.
Pep sah sich in Erwartung eines Roboters, dem man ein menschenähnliches Aussehen verpasst hatte, um. Doch weit gefehlt. Lindas Computer war ein ganz gewöhnlicher Chip in der Rechenzentrale der Wohnung, mit dem man Zugang zum allgemeinen Datennetz hatte und der wie üblich an alle Monitore und Beamer der Wohnung angeschlossen war.
»Floyd, scanne Heidenkampsweg!«, wies Linda den Computer an.
An der Wand erschien jetzt das Webcam-Videobild eines Straßenzugs. Darunter zeigte eine rote Leuchtschrift die Koordinaten des Webcam-Standorts: 53º32’39.18“N und 10º01’31.25“E.
»360 Grad, Floyd!«
Die Webcam machte einen kreisförmigen Schwenk,sodass man die gesamte Straße live überblicken konnte.
Pep kannte das. Seit einigen Jahren boten private Provider jedem Nutzer die Möglichkeit an, die Übertragungen der öffentlichen Webcams, die anderer Provider und teilweise sogar die der Verkehrsüberwachung einzusehen. Die Kameras sendeten live und nur wenn man sie steuerte, konnte es sein, dass man Aufzeichnungen mit ein oder zwei Minuten Verzögerung erhielt, weil natürlich nicht alle möglichen Nutzer die Kameras gleichzeitig in verschiedene Richtungen dirigieren konnten.
Linda schnappte sich eine kabellose Tastatur, die an ihrer Höhle wie ein Handtuch an einem Haken hing, legte sie sich auf den Schoß und tippte hintereinander verschiedene mehrstellige Nummern ein. Die Eingaben konnte Pep auf der Monitor-Projektion an der Wand mitverfolgen.
»Was tippst du da?«, fragte er.
»In den letzten Monaten hab ich einige der Sharks heimlich fotografiert«, erklärte Linda. »Ich hab die Aufnahmen nummeriert und in Floyd gespeichert. Per Gesichtserkennung prüft er jetzt, ob einer von ihnen während der letzten Stunde dort am Eingang zum Shark-Hauptquartier aufgetaucht ist.«
Sie brauchten keine fünf Sekunden zu warten, bis Floyd eine Erfolgsmeldung durchgab.
»Da!«, rief Pep und zeigte auf den Bildschirm. »Er hat Tjark identifiziert!«
Linda sah auf die Uhrzeit. Es war zehn Minuten her, dass Tjark in sein Hauptquartier gegangen war.
Pep kaute nachdenklich auf den Lippen. »Dann haben sie Leon hinunter in ihre Piratenhöhle gebracht, obwohl Tjark weiß, dass zumindest ich das Versteck jetzt kenne.«
»Das könnte bedeuten, dass Leon noch in der Gewalt der Sharks ist. Sonst wäre Tjark doch ausgeflogen, um Leon zu suchen?«, vermutete Linda.
»Wollen wir nachsehen?«, fragte Pep.
Das war für Linda gar keine Frage: »Natürlich. Los, komm! Wenn Leon wirklich noch da ist, werden wir ihn befreien!«
Kevin und Tanja
Vorsichtig untersuchte Leon die Wände des Kontrollraums, indem er seine Hand immer wieder hindurchstreckte und nachfühlte. Es war, wie er es schon befürchtet hatte: Durch die eine Wand, vor der auch ein Regal
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