Die Unermesslichkeit
gegeben, ihre Liebe zu bekommen.
Er setzte sich auf den Waldboden und umschlang die Knie, drückte das Gesicht an die Schulter. Wartete darauf, dass das Weinen aufhörte, wartete weiter, bis er sich stark genug fühlte, stand auf und ging zur Straße zurück, zum Fluss und dem Boot. Er würde Mark beim Fischen helfen und sich darin verlieren. Er erinnerte sich an das Achterdeck voller japsender Fische. Etwas Prachtvolles an diesen Tieren, hervorgebracht aus dem Nichts, etwas, dem er sich nähern wollte.
Als er den Pier erreichte, war es nach halb vier undkeiner da, allerdings gingen in mehreren Booten in der Fahrrinne die Lichter an. Er wartete an der Leiter, dachte an die indisch-amerikanische Frau vom letzten Mal und fragte sich, ob er sie wohl wiedersehen würde, aber dann kam ein Mann Mitte dreißig aus einem der Gebäude.
Morgen, sagte Carl.
Morgen.
Könnten Sie mich zur Slippery Jay fahren?
Klar.
Und so war Carl wieder auf dem Fluss, das Röhren des Außenborders und die schnelle weiße Kurve des Kielwassers, der Wind kalt an seinen Ohren. Im Nu war er über die Bordwand, stand an Deck und ging aufs Ruderhaus zu, um zu warten.
Irgendwie stimmig, so ein Boot, draußen auf dem Wasser, auf den Wellen schaukelnd. Eine andere Art Zuhause. Ein besseres Zuhause. Kein Stillstand. Vielleicht sollte er genau das tun. Sich ein Boot anschaffen und darauf leben, vielleicht ein Segelboot und damit um die Welt fahren. Allerdings wusste er, wie er darauf kam. Irgendeine große Geste, etwas, womit er Monique zeigen konnte, wer er wirklich war. Und das war ein unmögliches Spiel, eins, das er niemals gewinnen konnte.
Die Bank war kalt, und obwohl Carl sich zusammenkauerte und das Gesicht in die Jacke steckte, wurde ihm nicht warm. Er musste einfach warten, mit Gänsehaut und Zittern, bis Mark endlich auftauchte.
Cabron, sagte Mark. Que paso?
Dachte, ich fang mal ein paar Fische, sagte Carl.
Dann bist du hier richtig. Rück mal.
Carl rückte, der neue Platz auf der Bank eiskalt, Mark drückte etwa zwanzig Sekunden lang die Glühkerzen und drehte dann den Zündschlüssel. Ein bisschen ruppig zuerst, sagte Mark. Dann schnurrt sie wie ein Kätzchen.
Die Besitzerin kam die Leiter hoch. Ich übernehme, sagte sie. Hey, Carl.
Hey, Dora.
Du siehst verfroren aus, sagte sie. Geh runter und wärm dich auf. Nimm dir einen Schlafsack.
Er stieg die Leiter hinunter, durch die Kombüse und weiter zum Vorderdeck. Dunkel dort drinnen, aber er konnte die noch warmen Schlafsäcke ertasten und ein Kissen und sich ein schönes Nest bauen. Er hörte, wie Mark über ihm herumlief und die Bugleine löste, und spürte dann, wie der Gang einrastete und sie Fahrt aufnahmen. Ein früherer Start als beim letzten Mal. Carl ohne Schlaf, erschöpft, das leichte Schaukeln und die warmen Schlafsäcke ein Trost, und er nickte schnell ein.
In seinen Träumen schwamm Carl unter Wasser. Ein breiter, tiefer Fluss, und die Lachse alle viel größer als er, und sie beobachteten ihn. Ihre riesigen Augen wie Monde, alle in stiller Kommunikation. Sie hatten eine Nachricht über ihn erhalten, etwas Dringendes.
Carl wachte auf, als kleine Wellen an den Rumpf schlugen. Hier unten konnte man spüren, wie sich das gesamte Boot bog, nichts Festes. Bloß eine Haut. Der Motor jetzt lauter, hochtouriger, volle Kraft. Er wolltenicht als faul gelten, aber er war so müde. Also machte er die Augen wieder zu.
Er wachte von heftigem Schlingern auf, was bedeutete, dass sie gehalten hatten. Rasch zog er seine Stiefel an, vor und zurück geworfen, benommen, und stolperte durch die Kombüse zum Achterdeck, als Mark gerade eine orangerote Boje übers Heck warf, den Anfang des Netzes.
Brauchst du Hilfe?, schrie er.
Aus dem Weg, schrie Mark zurück, also hielt sich Carl am Türpfosten fest und sah zu. Wie sich die Sonne grell im Wasser spiegelte, wie Mark das Netz ausbrachte, während Dora vorwärts fuhr. Das Netz ein unmögliches Ding, ein riesiger Nylonvorhang mit kleinen weißen Schwimmern oben und einer Bleischürze unten.
Die Winsch zusehends schlanker, nur noch wenig grünes Nylon, bis das ganze Netz schließlich im Wasser war. Dann schaltete Dora in den Leerlauf, und Mark machte die Hauptleine an einem Heckklampen fest. Dora legte wieder einen Gang ein und fuhr vorsichtig an, um das Netz zu straffen. Ein Vorhang von dreihundert Metern Länge, der hinter dem Boot wallte, eine lange Reihe weißer Schwimmer mit einer orangeroten Boje ganz hinten, weit weg.
Das
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