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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ein paarmal begegnet, und er hatte sie für reichlich aufdringlich gehalten. Doch sie schmiegte sich jetzt eng an ihn, und er konnte durch den Stoff ihres dünnen Kleidchens deutlich die Wölbung ihrer jungen Brüste fühlen. Eine Welle der Erregung durchflutete ihn. Das wäre doch ein hübsches Mitbringsel für Apophis, den Herrn der Unterwelt. Das Kind war schon recht gut entwickelt, aber nicht besonders helle.
    »Wo willst du denn hin, Rosalie?«
    »Nach Köln, zu meiner Schwester Leonie!«
    Ein Gefühl der Genugtuung gesellte sich zur Erregung. Mansel war mit ihrer Schwester verheiratet. Schön, schön. Dem Mann Ärger zu bereiten, das war noch ein zusätzlicher Reiz an dieser Sache.
    »Also gut, ich bezahle dir die Fahrt, aber du musst immer an meiner Seite bleiben, Rosalie. Hast du verstanden?«

    Eifrig nickte sie und lächelte ihn strahlend an.
    Die Hexe musterte ihn jetzt auch missbilligend, aber er beschied sie: »Ich kenne das Mädchen und bringe sie zu ihrer Schwester.«
    In der Kutsche nahm sie neben ihm Platz und drückte sich weiterhin vertrauensvoll an ihn. Ja, sie streichelte ihm sogar den Arm und das Bein, was ihm mehr und mehr unangenehm wurde, denn die Magere hielt ein kritisches Auge auf ihn, und ihre Blicke wollten sich schier durch seine Hosen brennen. Er schob Rosalie etwas von sich fort, aber immer wieder musste er trocken schlucken.
    Bis zur Weihehandlung waren es noch viele Stunden hin.
    Doch dann wurde es ihm wieder bewusst - die Macht war bei ihm. Keine vertrocknete Matrone hatte Kritik an seinen Taten zu üben, er war das Gesetz, er setzte die Grenzen.
    Und als sie zwei Stunden später an der nächsten Posthalterei Station machten, um die Pferde zu wechseln, führte er Rosalie von den Mitreisenden, die, um Erfrischungen einzunehmen, in die Gaststube traten, weg hinter die Stallungen. Sie folgte willig, und mit begierigen Fingern begann er, sich unter ihren Röcken vorzutasten.
    »Nicht, nicht, nicht!«, schrie das blöde Geschöpf plötzlich auf, und er wollte ihr den Mund zuhalten. Aber sie biss ihm derartig fest in den Daumen, dass er vor Schmerz aufstöhnte. Dann riss sie sich los und rannte blindlings fort.
     
    Eine Extrapost mit sechs schnaubenden Pferden konnte nicht mehr halten.

Rosalies Beerdigung
    ALLEIN UM DESTO VERACHTUNGSWÜRDIGER IST EIN SCHUFT, EIN
GLEISNERISCHER BÖSEWICHT, DER HINTER DER LARVE DER HEILIGKEIT,
SANFTMUT UND RELIGIOSITÄT DEN WOLLÜSTIGEN VERFÜHRER,
DEN TÜCKISCHEN VERLEUMDER, AUFRÜHRER, RACHGIERIGEN
BÖSEWICHT ODER FANATISCHEN VERFOLGER VERSTECKT.
    Freiherr von Knigge: Über den Umgang mit Leuten von verschiedenen Gemütsarten
     
     
     
    Die Schule hatte für die Zwillinge wieder begonnen, und nachdem sie nach Köln zurückgekehrt waren, hatte Hendryk vorsichtig nachgeforscht, ob sich das Gemunkel über seine unehrenhafte Vergangenheit gelegt hatte. Der Oberbergamtsrat hatte sich wirklich um Schadensbegrenzung bemüht, und es hatte sich auch kein gleich erfahrener Vermesser gefunden, weshalb man ihm wieder die mittlerweile dringend gewordenen Aufgaben übertrug. Denn inzwischen hatte die Eisenbahngesellschaft selbst die Verantwortung für den Gleisbau übernommen, und die Schienen mussten exakt aufeinander abgestimmt verlegt werden. Seine Erfahrungen aus dem Bau der Aachener Stecke waren hier dringend gefragt.
    Unterschlagungen irgendwelcher Art hatte man ihm natürlich nicht nachweisen können.
    Von Gamila hatte er die vielversprechende Note erhalten, ihr Bruder Jussuf sei selbstverständlich bereit, ihm alle Fragen zu beantworten, die er zu stellen wünschte. Außerdem habe er das Skizzenbuch aus dem Grab von Meroe gerettet. Ob das hilfreich für ihn sei?
    Das Buch war eine Goldader. Endlich schien sich das Blatt zu wenden. Erfreut war er auch über die Nachricht, dass jener Corporal wohl nicht ganz so unauffindbar war, wie er vermutet hatte. Jussuf vermeldete, er habe nach Abschluss der Sudanexpedition den Dienst quittiert und sei dem Russegger im Oktober 1838 von Kairo über Suez auf die Halbinsel Sinai gefolgt. Der Geologe war über Jaffa, Jerusalem und Nazareth dann zur Auswertung seiner Messergebnisse
nach Beirut gelangt und anschließend nach Alexandria zurückgekehrt, um der ägyptischen Regierung die geliehenen Instrumente zurückzuerstatten. Erich Langer sei damals weiterhin in seinem Gefolge gewesen und habe ihn im März 1839 nach Griechenland begleitet, wo Russegger im Auftrag König Ottos I. geologische Untersuchungen durchführte.

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