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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zwischen euch etwas nicht?«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    Sanft legte ihre Freundin ihr den Arm um die Taille.
    »Schon gut, Leonie, ich weiß, ich bin nur taktlos. Entschuldige. Komm, wir gehen zu den anderen zurück und schauen uns diese schmeichelnden Blechkleider an, die man zu Ritterzeiten so gerne trug.«
    Dankbar, dass Camilla das Thema nicht vertiefte, kehrten sie zu den Bildern zurück. Aber so recht konnte Leonie sich nicht mehr darauf konzentrieren. Ein ganz hässlicher, widerhaariger Wurm hatte angefangen, an ihr zu nagen.
    Wenn Camilla ihrem Gatten in ihrer Heimat begegnet war, war sie ihm dann so nahe gekommen, dass sie seine körperlichen Vorzüge beurteilen konnte? Gingen die beiden einander deswegen aus dem Weg? Zumindest öffentlich?

Albtraum
    ES GIBT AUGENBLICKE DES SCHMERZENS, WO ALLE GRÜNDE
DER PHILOSOPHIE KEINEN EINGANG FINDEN;
UND DA IST MITGEFÜHL OFT DAS BESTE LABSAL.
    Freiherr Von Knigge: Über das Betragen gegen Leute in allerlei besonderen Verhältnissen und Lagen
     
     
    Die Arbeiten an der Bahntrasse waren gut vorangekommen seit der Winter vorbei war. Für Hendryk aber hieß es, seine Wege wurden länger, wenn es um Fragen der Vermessung vor Ort ging. Bis Dransdorf, nördlich von Bonn, musste er nun reisen, wenn er die ausgetafelte Strecke überprüfen wollte. Er hätte es einem Kollegen in Bonn überlassen können, aber gewissenhaft, wie er nun mal war, fuhr er denn doch einmal die Woche die fast vierstündige Strecke bis zur Stadt. Meist gab es auch noch Gespräche mit den Kollegen von der Bahngesellschaft zu führen oder Neuigkeiten auszutauschen. Gutermanns mied er jedoch vollständig, aber er übernachtete in Bonn, erledigte am folgenden Morgen seine Aufgaben an der Strecke und reiste am Nachmittag zurück.
    Er wollte an diesem Donnerstag besonders pünktlich zu Hause sein, denn es jährte sich der Tag, an dem er geheiratet hatte, und er hatte eine kleine Überraschung für Leonie vorbereitet. Doch das Schicksal schien ihm nicht wohlgesinnt zu sein. Als er aufbrach, überraschte ihn schon der Trupp Ulanen, die in voller Montur und Bewaffnung ausgerückt waren und sich in dieselbe Richtung bewegten wie er selbst. Er fuhr den Phaeton an den Rand der Straße und ließ die Eskadron an sich vorüberziehen. Zunächst vermutete er ein Manöver, doch je weiter er der Truppe folgte, ahnte er, dass es sich um einen ernsthafteren Einsatz handeln musste. Gerüchten zufolge hatte es Unruhen bei den Arbeitern an der Strecke gegeben. Er hatte am Vortag den Weg am Rhein entlang genommen und war daher nicht an der Baustelle vorbeigekommen, aber im Kontor der Eisenbahngesellschaft sprach man von nichts anderem als von dem Streik. Doch hielt er die Geschichten für übertrieben. Kein Schachtmeister
war gesteinigt worden, das bestätigte ihm der Ingenieur Lasaulx. Aber einen Mitarbeiter des lohnsäumigen Bauunternehmers hatte man mit Dreckklumpen beworfen. Gott ja, verstehen konnte man die Arbeiter schon, aber machen konnte die Gesellschaft wenig, meinte der Ingenieur achselzuckend. Sie hatten den Vertrag mit dem Unternehmer gemacht, und der war für die Behandlung seiner Leute zuständig. Erst wenn es Versäumnisse und Terminverzögerungen gab, konnte man gegen ihn vorgehen.
    Auch Hendryk wollte sich nicht einmischen. Aus welchen Gründen den Arbeitern der Lohn nicht ausgezahlt wurde, wusste er nicht. Wenn es Willkür war, würde sich das Klima auf der Baustelle sicher verschlechtern. Aber auch nicht alle Arbeiter waren Engel und Heilige.
    Die schwarz-weißen Wimpel an den Lanzen der Ulanen flatterten fröhlich im Wind vor ihm und wirkten erst einmal nicht bedrohlich, aber das konnte sich schnell ändern.
    Er blieb in sicherem Abstand hinter ihnen und beobachtete, wie sie dann ein klägliches Trüppchen Arbeiter umzingelten und ihre Waffen senkten. Es gab einen barschen Wortwechsel, und vereinzelt griffen die Männer zu ihren Hacken und Schaufeln. Auf Geheiß ihres Rädelsführers legten sie sie aber dann doch nieder, und schließlich gingen sie mürrisch wieder an die Arbeit.
    Den Anführer nahmen die Soldaten in Gewahrsam, dann machte der ganze Haufen kehrt, wobei sie unbekümmert mit ihren Pferden über das abgesteckte Gelände ritten, was Hendryk mehr erboste als die saumseligen Arbeiter. Er rief dem Rittmeister der Truppe zu, er möge die Straße benutzen, nicht über die Baustelle reiten, der aber blaffte ihn nur an, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.
    »Gerade das

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