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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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berichtet, die es da zu kosten gab. Sein erster diesbezüglicher Versuch wurde entdeckt und endete mit einer gewaltigen Strafpredigt und schmerzhafter Prügel.
    Er wurde dadurch nicht geläutert, sondern nur erfindungsreicher.
    Bis ihm eines Tages die Tochter der Witwe Schmitz unter Tränen gestand, sie erwarte ein Kind von ihm. Ihre Mutter, die ihren kärglichen Lebensunterhalt mit der Herstellung von klebrigen Bonbons bestritt, konnte ihr nicht helfen, er selbst hatte auch kein Geld, um die Engelmacherin zu bezahlen, also ließ er das elterliche Gewitter über sich ergehen und heiratete in ungebührlicher Hast das Mädchen.
    Es hatte sogar einen gewissen Reiz, zunächst. Denn nun durfte er ganz legal jede Nacht, wenn das Licht gelöscht war, sich unter der Decke über sein Weib legen und sein Verlangen stillen. Sie ließ es klaglos geschehen, und in fünf Jahren hatte sie nun drei Kinder geboren.
    Doch dann hatte er erfahren, dass es noch ganz andere Stufen der Befriedigung gab, die nichts mit dem der schwitzenden Befriedigung im Verborgenen zu tun hatten. Der Orden der Amudat-Brüder, zu dem er durch den Apotheker Gerlach geführt worden war, der ihm die Medikamente für seine ständig kränkelnde Frau lieferte, hatte ihm Welten eröffnet. Die Weihehandlungen, die im Namen Apophis, der großen Schlange, durchgeführt wurden, ließen ihn nächtelang lustvoll erschaudern. Natürlich hatte er als Novize nicht daran teilhaben dürfen, aber er hatte zugesehen, wie die Frauen, in hauchdünnen ägyptischen Gewändern, die nicht wie die starren Kleider der herrschenden Mode jedes Fleckchen Haut verhüllten, lockend tanzten. Und er hatte auch zusehen dürfen, wie sich die Brüder anschließend mit ihnen vergnügten. In der Nacht aber, in der sie die Weihehandlung an der Katzenfrau vorgenommen hatten, war er beinahe explodiert vor Wollust.
    Wenn er die Prüfung heute bestand, würde er zukünftig immer selbst daran teilnehmen können.

    Und das war sogar noch verlockender, als die Worte der Macht zu kennen.
    Das Mädchen an seinem Arm kicherte immer noch, als er sie die Stufen zum Keller hinabführte.

Wohltätigkeiten
    MAN MUSS VERTRAUET SEIN MIT DEM ELEND AUF DIESER WELT,
UM TEILNEHMEND MITEMPFINDEN ZU KÖNNEN
BEI DEM LEIDEN DES UNGLÜCKLICHEN BRUDERS.
    Freiherr von Knigge: Über das Betragen gegen Leute in allerlei besonderen Verhältnissen und Lagen
     
     
    Leonies Vorschlag, das Waisenhaus zu unterstützen, war auf großen Beifall bei den Damen gestoßen, mit denen sie das Wallrafianum besucht hatte. Jetzt, zwei Wochen später, waren die Planungen in vollem Gange. Man saß in dem weitläufigen Garten der Jacobs unter schattenspendenden Bäumen zusammen, die beschlagenen Glaskrüge mit Limonade machten die Runde, während die Damen sich die Köpfe heiß redeten.
    »Also, ich fasse zusammen, was wir anzubieten haben«, sagte die Protokollführerin und blätterte in ihren Notizen. »Zwei Malerinnen werden ihre Werke verkaufen, Saskia ihre Landschaftsaquarelle und Anna-Elisa Blumenbilder. Dazu wird Camilla noch einige Bilder ihres Bruders Jussuf für die Versteigerung spenden. Sebastienne wird Fotografien mit Kölner Ansichten anbieten. Adriane stellt eine Anzahl Perlentäschchen und Börsen zur Verfügung, Bertrande ihre Scherenschnitte. Leonie hat sich bereit erklärt, alle defekten Spieldosen zu reparieren, die wir in unseren Haushalten finden, Marie-Louise bastelt mit ihren Töchtern Stofftiere, und Katharina schneidert Puppenkleider. Das ist schon mal ein nettes Angebot. Aber wir brauchen meiner Meinung nach noch ein Unterhaltungsprogramm.«
    Alle nickten und redeten dann fröhlich durcheinander.
    »Ich könnte aus meinen Werken rezitieren.«
    »Leonie hat eine schöne Singstimme.«
    »Ein Puppentheater wäre nicht schlecht.«
    »Gott, nicht deine elegischen Verse, Margitta!«
    »Warum nicht? Es gibt Leute, die hören …«
    »Warum Puppentheater, wir können selbst etwas einstu…«
    »Heilige Mutter Gottes, bloß keine Laienschauspielerei!«

    Camilla, die als Vorsitzende des Wohltätigkeitskomitees gewählt worden war, ließ ihre Damen schnattern, dann aber klopfte sie leicht mit dem Löffel an ihr Glas.
    »Ich denke, wir haben genug Ideen gesammelt. Wir wollen sie sortieren und bitte, meine Damen, lassen wir persönliche Spitzen dabei fort. Margitta, warum schreibst du nicht ein hübsches, gereimtes Stückchen für ein Puppentheater?«
    »Na ja … Es ist nicht ganz mein Stil.«
    »Vielleicht nicht, aber du hast

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