Die Ungetroesteten
auf Sie gerichtet sein, wie Sie mitten auf der Bühne an einem Rednerpult stehen. In dem Augenblick wird das Publikum natürlich frenetisch applaudieren. Wenn sich der Applaus dann gelegt hat und noch bevor Sie ein Wort gesprochen haben – das dauert selbstverständlich nur so lange, wie Sie es wünschen -, wird eine Stimme durch den Zuschauerraum schallen und die erste Frage stellen. Die Stimme wird Horst Jannings gehören, dem angesehensten Schauspieler der Stadt. Er wird sich oben in der Tonkabine befinden und über die Lautsprecheranlage zu hören sein. Horst hat einen wunderbar volltönenden Bariton, und er wird jede Frage langsam verlesen. Und während er liest – und dies ist meine bescheidene Idee, Mr. Ryder -, werden die Fragen gleichzeitig auf der direkt über Ihrem Kopf angebrachten elektronischen Anzeigetafel zu lesen sein. Sie müssen wissen, daß aufgrund der Dunkelheit bis zu diesem Zeitpunkt niemand etwas von der Anzeigetafel bemerkt hat. Es wird so aussehen, als erschienen die Wörter über Ihnen in der Luft. Haha! Verzeihen Sie, aber ich dachte, die Wirkung würde sowohl die Dramatik erhöhen als auch zur Klärung der Situation beitragen. Die Wörter auf der Anzeigetafel werden, wenn ich so sagen darf, dazu dienen, einigen Anwesenden die außerordentliche Dringlichkeit der von Ihnen angesprochenen Probleme noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Schließlich ist es sehr leicht möglich, daß es manchen in der Aufregung einfach nicht gelingt, sich zu konzentrieren. Tja, sehen Sie, Mr. Ryder, mit meiner bescheidenen Idee dürfte das wohl kaum passieren. Jede Frage wird da vor den Leuten erscheinen, in riesigen Buchstaben. Wir wollen es also, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, Mr. Ryder, so machen. Die erste Frage wird verlesen, sie wird auf der Anzeigetafel erscheinen, Sie werden vom Rednerpult aus Ihre Antwort geben, und wenn Sie geendet haben, wird Horst die nächste Frage verlesen und so weiter. Das einzige, worum wir Sie bitten wollen, Mr. Ryder, ist folgendes: daß Sie am Ende jeder Antwort das Rednerpult verlassen, nach vorn an die Bühnenrampe kommen und sich verbeugen. Der Grund für meine Bitte ist ein zweifacher. Zunächst einmal gibt es wegen der behelfsmäßigen Lösung mit der Anzeigetafel gewisse technische Probleme, die einfach nicht zu vermeiden sind. Der Elektriker wird jeweils ein paar Sekunden brauchen, um die Fragen in die Anzeigetafel einzugeben, und dann wird es eine Verzögerung von weiteren fünfzehn bis zwanzig Sekunden geben, ehe die Wörter allmählich auf der Tafel erscheinen. Sehen Sie, Mr. Ryder, indem Sie an die Rampe vortreten und sich verbeugen und so den unvermeidlichen Applaus auslösen, werden wir eine Reihe peinlicher Unterbrechungen vermeiden, die den Ablauf des Programms empfindlich stören würden. Und wenn dann jeweils der Applaus verebbt, werden die Stimme von Horst und die Anzeigetafel die nächste Frage ankündigen, was Ihnen genügend Zeit läßt, an das Rednerpult zurückzukehren. Nun ja, Mr. Ryder, da gibt es noch einen zweiten Grund dafür, daß diese Strategie als empfehlenswert erscheint. Die Tatsache, daß Sie an die Rampe vortreten und sich verbeugen, wird für den Elektriker das ganz und gar unmißverständliche Zeichen sein, daß Sie mit Ihrer Antwort geendet haben. Schließlich möchten wir doch um jeden Preis eine Situation vermeiden, in der beispielsweise die Anzeigetafel schon beginnt, die nächste Frage zu drucken, während Sie noch sprechen. Aber sehen Sie, wegen der Verzögerungsprobleme könnte all dies, wie ich schon sagte, allzu leicht passieren. Es würde ja schon genügen, wenn Sie scheinbar mit Ihrer Antwort am Ende sind – daß Sie lediglich eine kleine Pause machen – wenn Ihnen dann aber doch noch ein abschließendes wichtiges Argument einfällt... Sie beginnen, dieses abschließende Argument vorzutragen, doch unterdessen hat der Elektriker schon angefangen … Ha! Was für eine Katastrophe! So etwas wollen wir nicht einmal denken! Also, Mr. Ryder, gestatten Sie mir daher, die schlichte, aber wirkungsvolle Methode vorzuschlagen, daß Sie am Ende jeder Antwort nach vorn an die Rampe treten. Ja, in der Tat wäre es, um dem Elektriker noch ein paar zusätzliche Sekunden zuzugestehen, in denen er die nächste Frage eingibt, eine ungeheure Hilfe, wenn Sie außerdem noch irgendein unauffälliges Zeichen geben könnten, wenn Sie sich dem Ende einer Antwort nähern. Sagen wir, vielleicht ein kleines Schulterzucken. Natürlich werden all
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