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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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Herrenabteilung, wo sie
eigentlich nichts zu suchen hatte. Aber ihr war im Vorbeigehen eine richtig aparte
Krawatte ins Auge gesprungen. Die er allerdings nicht verdient hatte.
    »Alles viel
zu billig. Alles Ramsch. Lass uns in Hamburg schauen, die haben wenigstens Armani
und Joop und solche Sachen.«
    Sie drehte
sich um und starrte in die graugrünen Katzenaugen eines Rotschopfs, der am Arm von
Moritz Claussen hing. Dahinter stand Tommy und popelte hingebungsvoll in der Nase.
     
    Paula seufzte. Konnte sie das Textfragment,
in dem sie Hethel anfangs karikiert hatte, noch verwenden? Was sollte mit Hethel
geschehen? Sollte sie sie wirklich umbringen? Nein, damit war das Problem nicht
gelöst.
     
    Ihm sei klar geworden, dass
er Hethel immer noch liebe. Und nicht nur, weil sie die Mutter seines Sohnes war.
    »Es tut
mir leid, das kannst du mir glauben. Es war wunderschön mit dir, ganz wunderschön,
aber …« Aber auf Dauer, nein, das gehe nicht. Ja, er sei verliebt gewesen, wirklich
und wahrhaftig, mit Schmetterlingen im Bauch und allem Drum und Dran. Und ja, er
habe sie begehrt, sehr sogar. Aber Liebe, richtige Liebe, das sei es nie gewesen.
Selbst wenn es Hethel nicht gebe – die Sache mit ihnen beiden habe einfach keine
Zukunft. Das würde nie klappen.
     
    Paula brach der kalte Schweiß aus,
und das in dem überhitzten Zimmer. Wo blieb ihre kritische Distanz?
     
    »Ladendiebstahl? Was soll das?
Damit willst du mich erpressen?« Er lachte schallend. »Nicht nur, dass das Ganze
ewig her ist und überhaupt nicht zu beweisen – du hast doch gar keine Ahnung, was
da wirklich abgelaufen ist.«
    Und dann
kam tatsächlich jene abstruse Erklärung mit all den psychologischen Details und
unverständlichen Fachtermini, die sie vorausgesehen hatte. Ja, klar. Eine Art Konfrontationstherapie.
Um Tommys latente Veranlagung zur Kleptomanie zu bekämpfen.
    Raffiniert.
Aber auch sie verstand sich auf Plotting und Komplott. Doch dazu mussten erst die
Schwachstellen erkundet werden.
    Ha! Da war
doch diese panische Angst vor Clowns.
    Sie begann,
das Thema Coulrophobie genauer unter die Lupe zu nehmen. Material gab es reichlich.
»Schminke macht maskenhaft. Masken bauen Barrieren auf. Sie sind undurchdringlich,
man weiß nicht, was dahinter lauert, ob Gutes oder Böses.« Es gab Killer-Clowns.
Clowns erschienen als bestialische Mörder, in Romanen, in Filmen. Bei Stephen King
beispielsweise. Und was war mit Masken bei Raubüberfällen? Die passten doch auch
in dieses Schema.
     
    Natürlich legte er wortlos auf,
kaum, dass er ihre Stimme erkannt hatte. Aber so einfach kam er ihr nicht davon.
Sie würde zu ihm fahren.
    Paula zog
ihren Anorak an und ging zur Garage, um das Auto herauszufahren. Jetzt stand doch
schon wieder dieser blöde Camaro vor ihrer Einfahrt. Der war ihr in letzter Zeit
öfter aufgefallen. Wer fuhr denn heute noch so ein altes Ding? Zuhälter-Auto hatte
Markus die Karre mal genannt, in den Siebzigern und Achtzigern war sie Kult gewesen.
Aber da saß ja einer drin. Sie klopfte an die Scheibe.
    »Merken
Sie nicht, dass Sie meine Einfahrt blockieren?«
    »Oh, Entschuldigung.«
Zigarettenrauch quoll ihr entgegen, so dick, dass sie den Mann kaum erkennen konnte.
»Ich fahr ja schon weg.«
    Und blitzschnell
war die Scheibe wieder zu.
     
    »Halt, warten Sie, lassen Sie mich
mit rein. Ich muss zu Sternberg.«
    Schnell
schlüpfte Paula durch die Haustür und eilte in den dritten Stock. Sie läutete Sturm.
Nichts. Dieser Feigling. Wieder drückte sie auf die Klingel. Sie würde den Finger
erst wegnehmen, wenn er aufmachte.
    »Paula!
Was willst du?«
    Gerade mal
eine Handbreit hatte Simon die Tür geöffnet. Aber schon klemmte sie den Fuß dazwischen.
    »Lass mich
rein. Oder möchtest du, dass das ganze Treppenhaus mithört?«
    Widerwillig
gab er nach. Er war allein, das traf sich gut.
    »Also, du
bist doch das letzte Schwein. Weißt du, dass ich dich verklagen könnte? Wegen übler
Nachrede?«
    »Na, dann
tu’s doch.«
    »Ja, ich
werde es auch tun. Gleich nachher rufe ich Lukas an. Das wird ein Kinderspiel für
ihn sein. Schließlich können es alle bezeugen.«
    »Wer soll
was bezeugen?«
    »Markus
und Becca und Jule und … und natürlich Nikki, ja, ganz besonders Nikki.«
    »Habe ich
etwa mit Markus gesprochen? Oder mit Becca und Jule? Die habe ich allesamt seit
Ewigkeiten nicht mehr gesehen.«
    »Aber Nikki.«
    »Warst du
dabei? Und woher soll ich wissen, was Nikki wem erzählt? Meine Liebe, da bist du
auf dem

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