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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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Frechheit. Verleumdung ist das, üble Nachrede.
Eigentlich sollte ich ihn verklagen.«
    »Bist du
dir sicher, dass du dich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnst?«
    »Was soll
das heißen? Glaubst du diesen Mist etwa auch?«
    »Ehm, nein.
Aber wir wissen doch alle, dass Nikki dir ein Dorn im Auge war. Spätestens seit
diesem unsäglichen Abend.«
    »Aber deshalb
vergifte ich sie doch nicht. Jule!«
     
    Paula war so schockiert, dass sogar
ihre ›Hyänenfrau‹ erstarrte. Sie schlief immer schlechter und träumte immer wirrer,
ein Nachtmahr jagte den anderen, die Stunden schweißnassen Herumwälzens häuften
sich.
    So war sie
jeden Morgen rechtschaffen froh, wenn sie endlich aufstehen und sich mit einem großen
Pott Darjeeling über die Zeitung hermachen konnte. Ganz besonders freute sie sich
auf die Sonntagsausgabe, weil die mit dem Sonderteil ›Lust am Lesen‹ angereichert
war. Da wurden stets die neusten Bücher besprochen. Oft eine Quelle der Inspiration.
An diesem Sonntagmorgen kam die Inspiration allerdings auf andere Weise. Als sie
nämlich auf den Fußabstreifer schaute.
    Da hätte
sie wirklich früher drauf kommen können: Simon hatte ihr die Viecher vor die Tür
gelegt. Erst der unsägliche Weihnachtsstern, dann die Taube und nun diese arme Katze.
Aber jetzt war er zu weit gegangen. Sie würde ihn anzeigen.
    »Wie willst
du ihn denn anzeigen? Du hast doch gar nichts gegen ihn in der Hand.«
    »Aber das
ist doch sonnenklar, Jule.«
    »Nichts
ist sonnenklar. Außerdem glaube ich das auch nicht. Nicht Simon.«
    »Bist du
jetzt etwa auf seiner Seite?«
    »So ein
Quatsch. Aber ich rate dir dringend, tu das nicht. Du kannst höchstens Anzeige gegen
unbekannt erstatten. Ob die Polizei allerdings so einer Sache nachgeht, das bezweifle
ich.«
    »Wart’s
ab, Jule. Wart’s ab.«

Kapitel 13
     
    Dass er so eine Phobie hatte,
das fand sie schon skurril. Ein phobischer Psychiater, das musste man sich auf der
Zunge zergehen lassen. Nun, wahrscheinlich war so mancher Seelenklempner zu seinem
Beruf gekommen, weil er seinen eigenen Problemen auf den Grund gehen wollte. Diesen
Verdacht hatte sie schon lange gehabt.
    Moritz selbst
hatte es ihr nie gesagt. Es war Tommy gewesen. Nicht, dass der Junge petzen wollte,
aber als sie den Vorschlag machte, zu dritt in den Zirkus zu gehen, da musste er
wohl oder übel mit der Wahrheit herausrücken.
    Eine Clownsphobie.
Davon hatte sie noch nie gehört. Zuerst konnte sie es gar nicht glauben, sie dachte,
Tommy habe das erfunden – vielleicht, weil er sich vor dem Zirkusbesuch drücken
wollte. Aber dann hatte sie nachgeschaut, unter Phobien, und siehe da, sie wurde
fündig. Coulrophobie: pathologische Angst vor verkleideten Menschen mit grell geschminktem
Gesicht. Gehörte zu den zehn häufigsten Phobien. Sogar Johnny Depp litt angeblich
darunter. Und irgend so ein Rapper, den sie nicht kannte, hatte sogar eine entsprechende
Klausel in seinem Vertrag.
    Aber sie
würde sich nichts anmerken lassen, sie wusste von nichts, das hatte sie Tommy versprechen
müssen. Nur gut, dass Moritz weder an Gynäkophobie noch an Coitophobie litt – seit
ihrer Recherche war sie Expertin.
    Sie waren
jetzt schon über sieben Monate zusammen, es schien wirklich mehr als eine Affäre
zu sein. Dass sich so ein fantastischer Mann – er ähnelte Michel Piccoli in dessen
besten Jahren – in sie verliebt hatte, das war schon unglaublich. Schließlich war
sie kein Teenager mehr.
    Vielleicht
raffte er sich ja an ihrem Geburtstag auf, ihr einen Antrag zu machen. Am 13. Juli,
der diesmal auf einen Freitag fiel. Nein, sie war nicht abergläubisch, schließlich
hatte sie sich an einem Freitag, dem 13. zu ihrer Magisterprüfung angemeldet. Und
die war ein rauschender Erfolg geworden. Angst vor Freitag, dem 13. war die unaussprechlichste
aller Phobien, die sie ausfindig gemacht hatte – das Wort war so abgefahren, dass
sie es auswendig lernen musste: Paraskavedekatriaphobie. Da musste mal ein Sprachwissenschaftler
ran, das wäre doch interessant.
    Aber es
kam anders. Moritz war verhindert. Ein angeblich unaufschiebbarer Termin mit seiner
Ex. Hätte er das nicht anders regeln können? Nein, hätte er nicht. Hethel konnte
nur an diesem Tag. Hethel. So ein blöder Name.
    Was tut
eine Frau gegen solchen Frust? An ihrem Fünfundvierzigsten? Sie geht shoppen. Roland
Moden, Peek & Cloppenburg, Galeria Kaufhof, Karstadt – das waren ihre Stationen.
Und genau bei Karstadt passierte es wieder. Diesmal in der

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