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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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hätte, würde ich sie dir ganz bestimmt nicht zeigen, Markus.«
    »Na ja,
da wirst du dir bestimmt ein paar Abzüge gegönnt haben, für die Brieftasche. Du
solltest mal seinen Anzug filzen, Paula.«
    Robert kommentierte
das nicht und ließ seine Planten-un-Blomen-Schau weiterlaufen, von Kandelaber-Euphorbien
über andere Wolfsmilchgewächse bis hin zu Tajenastren, ja, ganz seltene Pflanzen,
die kamen nur in den Cañadas vor. Madre mia. Hoffentlich schliefen die Gäste nicht
ein.
    Paula war
kein Fan von solchen Urlaubsshows. Sie selbst war eine Niete im Fotografieren, entweder
verwackelte ihr alles oder sie hatte die Finger vor der Linse. Erst seit sie eine
kleine Digitalkamera besaß, hatte sie Spaß daran bekommen. Und die kleine Digitalkamera
besaß sie natürlich seit Simon – beziehungsweise wegen Simon. Aber dessen Fotos
würde sie jetzt entsorgen.
    Als alle
gegangen waren, hatte sich Robert schnell zurückgezogen. Er lag bestimmt schon schnarchend
im Bett – allerdings nicht im Ehebett. Er hatte sich auch nach seiner Rückkehr demonstrativ
im Gästezimmer einquartiert.
    Paula stand
mal wieder allein da mit dem ganzen Krempel. Gläser, Teller, Löffel, Gabeln in die
Spülmaschine, die essbaren Reste in die Originalbehälter zurück oder in Frischhaltetütchen
– na ja, wie immer eben.
    Aber dass
Robert sich noch nicht mal um die technische Gerätschaft gekümmert hatte, das war
doch der Gipfel. Mit spitzen Fingern transportierte sie die kostbaren Teile in sein
Arbeitszimmer. Vorsicht, Paula, Vorsicht. Aber obwohl sie die Sachen wie rohe Eier
absetzte, verrutschte die schweinslederne Schreibunterlage und fiel zu Boden.
    Und mit
ihr ein dicker brauner DIN-A4-Umschlag.
    Du solltest
seinen Anzug filzen, hatte Markus vorhin gesagt.
    Detektiv
Rockford in seinem Wohnwagen am Strand von Malibu. Paula hatte diese Serie mit Begeisterung
gesehen, damals, in den Siebzigerjahren. Sie war überhaupt ein großer Krimi-Fan,
und wenn ein Detektiv so gutaussehend daherkam wie James Garner als Jim Rockford,
dann ließ sie keine Folge aus. Aber die Serien heutzutage konnten an die alten nicht
herantippen. ›Magnum‹ beispielsweise, mit sexy Tom Selleck, oder ›Die Straßen von
San Francisco‹, da war Michael Douglas noch ein ganz junger Spund. Oder ›Die Zwei‹,
das unnachahmliche Gespann aus englischem Hochadel und flapsigem Glücksritter aus
der Bronx – Lord Brett Sinclair alias Roger Moore und Danny Wilde alias Tony Curtis.
    Aber was
Paula jetzt in Händen hielt, das fand sie überhaupt nicht mehr komisch. Dieser hundsgemeine
Kerl. Dieses fiese Schwein. Der eine wie der andere. Klar, es war dieser Knilch
in dem Camaro gewesen. Dass sie so blauäugig hatte sein können, ausgerechnet sie
– also nein.
    Zwei Dinge
machten ihr ganz besonders zu schaffen. Das eine war die Sache mit dem Stalker.
Da schlich der doch wochenlang mit seinem dämlichen Hund um sie herum und sie merkte
es nicht. Die anonymen Anrufe, der blöde Weihnachtsstern. Und dann – natürlich,
sie war ja selbst schuld, sie hatte es ja provoziert – diese toten Viecher. Die
sie mitsamt dem Weihnachtsstern Simon in die Schuhe geschoben hatte. Aber das tat
jetzt auch nichts mehr zur Sache, schließlich hatte Simon auch so genug Dreck am
Stecken.
    Das andere
war gravierender.
    Am 6. Januar
verließ Zielperson 1 um 21.32 Uhr ihr Haus und fuhr auf direktem Wege in die Eislebener
Straße 240. Dort wohnt Zielperson 2 im dritten Stock. Zielperson 1 betrat das Gebäude
um 21.55 Uhr. Um Mitternacht die Observierung eingestellt.
    Observierung
am 7. Januar um 6.30 Uhr vor dem Haus in Oberneuland wieder aufgenommen. Um 6.38
holte Zielperson 1 die Zeitung herein. Ansonsten keine Vorkommnisse.
    Wie Recherchen
ergeben haben, ist Zielperson 2 in diesem Zeitraum spurlos verschwunden. Eine Vermisstenanzeige
liegt der Polizei vor.
    Es erfolgten
zwei Besuche von Hauptkommissar S. bei Zielperson 1, und zwar am 12. Januar in der
Zeit von 14.01 Uhr bis 14.35 Uhr und am 24. Januar in der Zeit von 11.10 Uhr bis
11.48 Uhr.
     
    »Also das war’s dann. Das lasse
ich mir doch nicht bieten. Mich zu bespitzeln, das ist ja wohl das Letzte. Ich ziehe
aus.«
    »Das trifft
sich gut. Glaubst du etwa, ich wollte noch länger mit dir unter einem Dach wohnen?
Nach allem, was ich da gelesen habe?«
    »Wieso?
Du hast es jetzt doch schwarz auf weiß, dass die Sache zwischen Simon und mir zu
Ende ist. Dass Simon weg ist.«
    »Eben.«
    »Was soll
das denn heißen?«
    »Nun, du
musst doch

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