Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
Vom Netzwerk:
hatte, desto besser.
Er war ihr unsympathisch bis auf die Knochen gewesen. Aber vielleicht könnte sie
Markus zu ihm schicken. Der war ihr mehr als einen Gefallen schuldig.

Kapitel 15
     
    Robert war zurück und offensichtlich
erholt – wenn braungebrannte Haut ein Indiz dafür war. Ansonsten gab er sich maulfauler
denn je. Fragte natürlich auch nicht, was sie in seiner Abwesenheit getan hatte,
wie es ihr ergangen war. Ob er womöglich jemanden kennengelernt hatte? Vielleicht
ein kleiner Urlaubsflirt, als Retourkutsche? Na, und wenn schon.
    Gleich am
Tage nach seiner Ankunft allerdings entwickelte er eine ungewohnte Geschäftigkeit.
Musste dringend in die Stadt, was erledigen. Sie hakte gar nicht erst nach. Sollte
er doch machen, was er wollte. Und als er am Abend zurückkam, war er in ganz komischer
Stimmung. Wenn der glaubte, dass sie seine Launen mitmachte …
    Dann aber
bekam er doch noch die Zähne auseinander. Er hatte Johannes im Baumarkt getroffen,
und der meinte, sie sollten sich doch alle mal wieder treffen, nach so langer Zeit.
Er hätte doch sicherlich viel zu erzählen, von seinem Urlaub.
    »Und? Was
hast du gesagt?«
    »Was soll
ich schon gesagt haben? Ja, natürlich. Mir blieb ja wohl nichts anderes übrig.«
    Es traf
sich gut, dass er eine Unmenge Bildmaterial mitgebracht hatte. Nein, diesmal nicht
mit der Sechs-mal-Sechs-Kamera von Paulas Vater, die sie ihm nach dessen Tod geschenkt
hatte und die er wie seinen Augapfel hütete. Eine Rarität, diese Kamera, aber das
konnten nur wirkliche Kenner sehen. Die diebischen Straßenkinder von Bogotá hatten
nur müde abgewinkt, als Robert ihnen provokativ das alte Ding mit seinem ausgeklappten
Balg hingehalten hatte. Nein, diesmal hatte er den Camcorder benutzt, den ihm Markus
vor einiger Zeit besorgt hatte. Paula war sofort klar gewesen, wie Markus zu diesem
Gerät gekommen sein musste, wo er doch ständig pleite war. Aber sie hatte den Mund
gehalten.
    »Und wie
stellst du dir das Ganze vor?«
    Nun, ganz
einfach. Sie machten einen geselligen Abend, so wie früher, nur eben nicht mit Dias.
Aber mit Sangria und Kanapees.
    »Ja, spinnst
du denn? Sangria, mitten im Winter, bei dieser Eiseskälte?«
    Und sie
sollte sich in die Küche stellen und für sieben Leute Schnittchen machen? Schnippeln,
buttern, belegen, und dann auch noch mit Oliven, Gürkchen, Zwiebelringen, Kapern
und Sardellen dekorieren?
    »Kommt gar
nicht in Frage. Rotwein und Bier, Käsewürfel und Kräcker. Mehr ist nicht drin. Höchstens,
wenn du deine Kanapees selbst machst.«
    Aber nein,
das tat Robert natürlich nicht, das hatte er ja schließlich noch nie gemacht. Und
sie gab auch keinen Millimeter nach. Also eine schlichte Einladung nach dem Abendessen.
Nur zu einem Umtrunk mit Teneriffa-Impressionen.
    Aber bis
es mit den Impressionen losgehen konnte, musste Paula so einiges über sich ergehen
lassen. Zum Beispiel, dass Johannes jetzt mit Power Walking angefangen hatte. Becca
hatte ihm nämlich zu Weihnachten Hanteln geschenkt. Die nahm er jetzt immer auf
seinen Märschen mit, das erhöhte den Kalorienverbrauch und steigerte die Muskelkraft.
Ob es auch die Manneskraft stärke? Oh Markus. Becca machte beim Power Walking natürlich
nicht mit – obwohl ihr das gut täte. Sie hatte nämlich übers Fest kräftig zugelegt.
Das stellte wohl auch die gute Charlotte fest, denn die fing gleich von Schönheitsoperationen
an. Von Fettabsaugen, Brustvergrößerung, Brustverkleinerung, Botox, Kinnstraffung
und Schlupflid-OP. Anscheinend hatte sie eine gründliche Internetrecherche hinter
sich. Sie hatte sich von Lukas einen Aufenthalt in einer renommierten Bodensee-Klinik
gewünscht, aber der war ja so was von knauserig. Man müsse doch das Geld zusammenhalten,
sonst würde man im Ruhestand darben. Dieser Geizhals.
    Und dann
ging’s los: Blick auf die graubraune Landefläche vom Flugzeug aus. Blick auf graubraune
Areale vom Mietwagen aus. Blick auf einen Betonklotz von Hotel, auch graubraun.
Südliche Urbanisationszone, noch im Aufbau begriffen. Hätte Robert vorher gefragt,
dann hätte Paula ihn ins Orotava-Tal geschickt. Dort gab es wenigstens üppige Vegetation.
Aber plötzlich ein Schwenk von Graubraun zu Bunt. Hibiskusblüten, Papageienblumen,
Weihnachtssterne – oh nein, nicht schon wieder! – und sogar ein paar Bananenbäume.
Und noch ein Drachenbaum. Aha, Robert war also doch im Norden gewesen.
    »Und wo
bleiben deine Urlaubsbekanntschaften, Brüderchen?«
    »Wenn ich
denn welche gemacht

Weitere Kostenlose Bücher