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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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Zeichen,
dass du die Finger davon lassen solltest. Du würdest Haus und Hof verspielen«, war
Roberts Kommentar gewesen.
    »Die lassen
dich nicht rein, weil sie Angst haben, dass du die Bank sprengst«, hatte Markus
gewitzelt.
    Und nun
mit Hille Himmelsthür und ihrem Prinzen.
    Paula zögerte
nicht lange. Ja, 1.000 Euro, in Hunder-terscheinen. Die Dame am Schalter verzog
keine Miene. Aber Robert würde dumm gucken. Egal, so eine Gelegenheit kam so schnell
nicht wieder. Und die 1.000 würde sie von ihrem Gewinn gleich wieder zurückzahlen.
     
    Das Publikum entpuppte sich als
enttäuschend bieder. Auch die Kleiderordnung war hier legerer, als Paula sich das
vorgestellt hatte. Hemd oder Poloshirt genügte, nur wer im T-Shirt kam, wurde gebeten,
ein Sakko überzuziehen. Eine Person allerdings fiel aus dem Rahmen – eine fast schon
mumifizierte Dame, die über und über mit Goldketten behangen war. Sie hatte ein
Äffchen auf dem Arm, das sich mit einer Hand an ihrer knochigen Schulter festklammerte
und mit der anderen an einem riesigen Ohrring zog.
    »Nun, Frau
Assmann, wollen wir’s mal am Roulette-Tisch probieren?«, fragte Ahmed Chakani.
    »Ja, klar.
Aber Sie müssen mir ein bisschen auf die Sprünge helfen, ich habe noch nie gespielt.«
    Dann kam
der Schnellkurs, mit Rouge und Noir, Pair und Impair, Manque und Passe, mit Zéro,
mit bestimmten Zahlensätzen. Doch zunächst wollte Paula nur zuschauen. Ihr gegenüber
hatte die Dame mit dem Äffchen Platz genommen, das sich scheinbar schwerelos an
den ausgemergelten Körper schmiegte. Mit stechendem Blick musterte die Alte das
Geschehen, um zielsicher eine Handvoll Jetons zu platzieren. Und im Nu hatte sie
abkassiert.
    Schon erstaunlich,
dass das Äffchen mit hereindurfte. Und jetzt sprang es sogar herunter und begann
hin und her zu huschen, unter Tische und Stühle zu kriechen und an Kleidern zu zerren,
was teils Belustigung, teils Ärger hervorrief. Was, wenn das Äffchen als Störfaktor
benutzt wurde? In einem Krimi würde es ganz trefflich den Komplizen einer raffinierten
Betrügerin abgeben. Wer weiß, vielleicht war der Kleine ja darauf dressiert, den
Lauf der Kugel zu manipulieren oder Jetons zu klauen.
    »Das ist
die Gräfin Ariane von Winsen-Luhe. Die ist in allen Spielbanken des Nordens zu Haus.
Wir haben sie schon im Casino Esplanade in Hamburg erlebt, auch in Travemünde und
Westerland. Sie gehört überall zum Inventar, mit ihrem Äffchen.«
    Schade.
Damit war Paulas kleine Geschichte kaputt, noch bevor sie begonnen hatte.
    »Nun, Frau
Assmann, wollen Sie nicht endlich mal?«, drängte Ahmed Chakani.
    Ja, es wurde
Zeit. Tapfer platzierte Paula ein kleines Häufchen auf Impair. Chakani lächelte.
Er selbst hatte auf die 18 gesetzt, Hille Himmelsthür auf einen Viererblock, Carré
23 bis 27.
    »Rien ne
va plus.«
    Die Kugel
rollte, das Äffchen saß wieder auf der Schulter seiner Besitzerin, dem Herrn daneben
standen Schweißperlen auf der Stirn. ›Wenn Sie befürchten, spielsüchtig zu werden,
wenden Sie sich bitte an unsere Psychologen. Wir helfen Ihnen gern.‹ Zu lesen neben
den Einarmigen Banditen in Donald Trumps sagenhaftem ›Taj Mahal‹. Stand neulich
in der Zeitung, unter ›Vermischtes aus aller Welt‹.
    Paula hielt
den Atem an, Ahmed und Hille beugten sich nach vorn, um besser sehen zu können.
Die Kugel rollte, rollte, rollte, bis sie endlich zum Stillstand kam. Die 30. Paula
zog einen Flunsch.
    »Neues Spiel,
neues Glück.« Ahmed setzte wieder auf die 18, ja, er setzte immer auf die 18, Hille
diesmal auf Cheval, 13/14. Paula probierte es mit Rouge, und Rouge gewann. Sie jubelte,
obwohl es sich nicht lohnte. Nun setzte sie auf eine Dreierreihe, Traversale pleine,
19, 20, 21. Und siehe da, es klappte. Die 21. Nun fiel der Gewinn auch deutlich
höher aus, 11 zu eins. Paulas Augen funkelten.
    Hille klopfte
ihr anerkennend auf die Schulter. »Weiter so. Ich gehe nur mal kurz an die Bar.
Ich brauche was zu trinken. Du auch, Ahmed?«
    Ahmed erhob
sich sofort. »Wir sind gleich wieder da.«
    Eigentlich
wäre Paula auch gern mit, aber offenbar wollten die beiden ungestört sein. Also
blieb sie.
    »Faites
vos jeux.«
    Paula bugsierte
ein Drittel ihrer Jetons auf die 17. Und das Rouletterad begann sich zu drehen,
wurde schneller und schneller, dann langsamer und langsamer und blieb schließlich
stehen. Die 18 war’s, nicht die 17. Ahmeds 18. Wenn der das mitkriegte. Das war
ein teurer Drink an der Bar.
    Doch auch
für Paula war nun einiges futsch.

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