Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)
Aber jetzt erst recht. Und mit der 18 musste es
etwas auf sich haben, sonst würde Ahmed nicht ständig auf sie setzen. Also. Mit
zitternder Hand schob sie alles, was sie hatte, auf die 18.
Und in die
Totenstille hinein erklang die leidenschaftslose Stimme des Croupiers. »Fünfzehn.
Quinze.«
Kapitel 21
»Jetzt lassen Sie den Kopf nicht
hängen. Sie kommen übermorgen mit uns auf die Rennbahn, da haben Sie das Geld ganz
schnell wieder drin.« Hille klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.
Und so stand
Paula am Sonntag wohlbehütet auf der Vahrer Galopprennbahn. Sie hatte gestern am
Automaten noch schnell zwei Mal 400 Euro herausgelassen. Das würde nicht auffallen,
am Wochenende.
Zu ihrer
Verwunderung war keines von Ahmeds Pferden am Start. Aber nein, für ihn waren das
Hamburg-Derby und der Große Preis von Baden-Baden viel interessanter. Warum er dann
hier war? Nun, beim heutigen Hindernisrennen ging ein junger Hengst aus dem Münsterland
an den Start, der wohl zum Verkauf stand. Ein entwicklungsfähiger Steepler mit bemerkenswertem
Stammbaum. Der Vater hatte letztes Jahr zwei Mal gewonnen, in Newmarket und in Hoppegarten.
Ahmed ließ all seine Pferde in England trainieren, in den Downs. Dschingis Khan
zum Beispiel war ein richtiger Star, er hatte erst vor Kurzem bei dem berüchtigten
Grand National auf der Bahn von Aintree gesiegt. Aber auch die Neuerwerbung Jamshed
war sowohl beim Cheltenham Cup als auch beim Drei-Meilen-Hindernisrennen von Sandown
Park sehr gut platziert gewesen.
Die heutigen
Favoriten waren Easy Rider und Silver Bird, aber auch mit Bajazzo musste man rechnen.
Immerhin hatten alle drei im letzten Jahr mehrere Rennen gewonnen. Davon abgesehen
gab es natürlich immer Außenseiter. Und dann natürlich die branchenüblichen Taktiken.
Zum Beispiel, dass tolle Pferde monatelang in unbedeutenden Rennen zurückgehalten
wurden, damit jeder glaubte, sie seien Nieten – dann aber, wenn’s drauf ankam, auf
und davon zogen und die höchsten Gewinnquoten einbrachten.
»Raffiniert.
Ist das denn legal?« Im Fußball, so viel wusste Paula, konnte dergleichen böse Konsequenzen
haben. Da hatte es schon genügend Skandale gegeben.
»Nein, legal
ist das natürlich nicht. Aber leider gibt es noch wesentlich Schlimmeres.«
Paula hatte
nur eine vage Vorstellung von diesen Dingen, und die auch nur aus Kriminalromanen.
Von Dick Francis hauptsächlich. Dessen Bücher hatte sie alle verschlungen, aber
an echtem rennsportlichem Wissen war nicht viel hängen geblieben.
»Nun zu
den Wetten, Frau Assmann. Kennen Sie sich damit aus?«
Nein, Paula
hatte keinen blassen Schimmer. Also musste ihr Ahmed alles bis ins Kleinste erklären:
Siegwette, Einlaufwette, Platzwette, Pferdetoto, Pferdelotto, Kombinationswetten.
»Also dann
natürlich Sieg, was sonst. Schließlich muss ich gewinnen. Sieg auf Easy Rider.«
»Nun, Easy
Rider ist das Ass heute, keine Frage, er ist in Topform. Ich bin sicher, dass er
das Rennen macht. Allerdings werden die Quoten entsprechend sein. Es ist immer lukrativer,
auf einen Außenseiter zu wetten. Aber auch riskanter.«
»Dann besser
auf den Münsterländer? Wie heißt er denn?«
»Bandit.
Aber ich möchte Ihnen nichts aufschwatzen. Das müssen Sie schon selbst entscheiden.«
»Also, ich
setze auf Bandit«, sagte Hille. »Ich brauche den Nervenkitzel.«
Und Paula
brauchte das Geld.
Easy Rider
lief im zweiten Rennen, und er lief brillant. Aber das interessierte nicht so sehr.
Ihrer aller Augenmerk galt in erster Linie diesem Münsterländer, der im Anschluss
starten würde.
Die Pferde
des dritten Rennens wurden an die Startlinie gerufen. Der Starter legte die Hand
an den Hebel, die Startbänder schnellten hoch. Von ihren Jockeys angespornt, preschten
die Tiere los. Der Pulk drängte nach vorn. Doch recht schnell gliederte sich das
Feld.
»Wo ist
er? Wo ist er?«
»Im ersten
Drittel, der Schwarze unter dem Jockey mit rotem Hemd und roter Kappe. Er liegt
gut im Rennen.«
Paula fummelte
mit ihrem Feldstecher herum, sie konnte nichts erkennen.
»Ausgezeichnet«,
sagte Ahmed nach dem nächsten Hindernis. »Das macht er ganz bravourös.«
»Ja, er
packt’s. BAN-DIT, BAN-DIT!«‚ skandierte Hille.
Und Paula
klatschte begeistert. Das lief ja wie am Schnürchen.
Doch zwischen
den letzten beiden Hindernissen passierte es.
»Ahmed,
sieh nur, er wird abgedrängt.« Hille war aufgesprungen. »Das gibt’s doch nicht.
Das ist doch fies.«
Es war fies,
in der Tat. Bandit, von einem
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