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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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gedrosselt?«
    »Na, in
der Zeit, wo Frau Assmann verreist ist, braucht die doch nicht auf Hochtouren zu
laufen.«
    »Frau Assmann
ist verreist?«
    »Ich sagte
doch, dass sie weg ist.«
    »Aber nicht,
dass sie verreist ist.«
    »Ich habe
mich auch gewundert, dass sie so Hals über Kopf fort wollte. Wo sie doch noch gar
nicht lange hier wohnt. Also ich an ihrer Stelle hätte mir’s jetzt über Weihnachten
so richtig gemütlich gemacht, im neuen Heim.«
    »Ist sie
denn für länger weg?«
    »Keine Ahnung.
Das wusste sie wohl selbst noch nicht. Aber nach dem ganzen Ärger kann ich das gut
verstehen. Ich an ihrer Stelle …«
    »Welchen
Ärger meinen Sie? Wegen der Talkshow?«
    »Ja, also,
sie hat da was von weiteren Anschuldigungen gesagt. Und dass man sie verfolgen würde.
Allerdings hab ich nicht genau kapiert, was sie damit meinte.«
    »Wer beschuldigt
sie denn? Und warum?«
    »Keine Ahnung.«
    Hm. Ob da
womöglich der Blaschke …?
    »Wo ist
sie denn hin?«
    »Sie redete
von irgend so einer Drägingtour, ich weiß nicht genau.«
    »Einer Trekkingtour?«
    »Ja, das
war’s. In eine Gegend, wo es eine Seidenstraße gibt. Komisch, nicht? Und dann nannte
sie ein paar Namen, unter anderem Samarkand. Ich glaube, ich hab das mal in irgendeinem
Märchenbuch gelesen, ›1001 Nacht‹ oder so.«
    Strehler
war jetzt wie angefasst. »Wann ist sie denn weg?«
    »Na, sie
ist so eine gute Stunde, bevor Sie kamen, los, vielleicht auch ein bisschen früher.
Sie hat sich ein Taxi zum Flughafen genommen. Das ist ganz schön teuer, das kann
sich unsereins nicht leisten.«
    Strehler
zog sein Handy heraus und wählte die Nummer des Präsidiums.
    »Hallo,
Matthes? Würden Sie mich mal ganz rasch zu dem Blaschke durchstellen? Bitte, es
eilt.«
    »Hier Strehler.
Kollege Blaschke, können Sie mir sagen, ob sich im Fall Sternberg eine neue Sachlage
ergeben hat? … Oh … Ich weiß, ich weiß … Tja, da lässt sich dann wohl nichts machen.«
    Der konnte
ihn mal. Kreuzweise. Wütend stellte er das Handy ab und steckte es wieder ein.
    »Entschuldigen
Sie, Frau Behrendt«, Strehler schnappte sich Hut und Mantel, »aber ich muss ganz
schnell weg.«
    »Oh, das
ist aber schade, ich hätte mich doch noch so gern mit Ihnen unterhalten.«

Kapitel 32
     
    Hatte er es nicht geahnt? Die war
abgehauen. Er trat aufs Gas, aber auf dem ›Langen Jammer‹, wie die Straße zwischen
Borgfeld und Horn-Lehe im Volksmund hieß, war trotz der vier Spuren Geschwindigkeitsbegrenzung,
50 km/h. Das ging so nicht. Schnell kurbelte er das Fenster herunter und setzte
das Blaulicht aufs Dach. Gut, dass er das Ding mitgenommen hatte – als ob er es
geahnt hätte. Jetzt konnte er auf die Tube drücken. Er flog über den Asphalt, vorbei
an grimassierenden Gesichtern und offenen Mündern. Ja, glotzt nur, ein
Smart mit Blaulicht – was die alle dachten, war ihm im Moment wirklich schnurzegal.
    Ausgerechnet
jetzt – und offensichtlich überstürzt – zu verreisen, nachdem sie gerade so vornehm
umgezogen war, das kam nicht von ungefähr. Das konnte ihm keiner erzählen. Da war
was im Busch. Und die eigenartige Reaktion von Blaschke vorhin, die sprach doch
Bände. Irgendwie musste da ein Zusammenhang bestehen, zwischen dieser ominösen Talkshow,
Blaschkes Ermittlungen und der überstürzten Abreise. Aber was?
    Wie viel
Vorsprung hatte sie wohl? Wenn sie eine Stunde vor seiner Ankunft weggefahren war
und er fast eine Stunde mit der Putzfrau herumgetrödelt hatte, dann machte das zwei
Stunden. Das hieß, sie war jetzt höchstwahrscheinlich seit einer Stunde und 15 Minuten
auf dem Flughafen, je nachdem, wie schnell das Taxi durch die diversen Nadelöhre
des Bremer Stadtverkehrs gekommen war. Wie früh musste man heutzutage vor Abflug
da sein? Eine Stunde oder mehr? Strehler hatte keine Ahnung. Seine letzte Flugreise
war im Frühjahr 2007 gewesen, als seine Frau unbedingt eine Kreuzfahrt machen wollte.
Östliches Mittelmeer. Ihr Geburtstagswunsch zum 40. Geburtstag. Sie hatten von Bremen
über München nach Triest fliegen müssen. Das war eine Kugelfuhr gewesen, und teuer
obendrein. Der Flughafen lag nämlich vor den Toren Venedigs, und der Taxifahrer
war ganz offensichtlich nicht auf dem direktesten Weg zum Triester Hafen gefahren.
Strehler hatte eine Stinklaune gehabt, als er an Bord ging.
    Er raste
über die Erdbeerbrücke auf den Autobahnzubringer. Er fluchte. Kein Wort hatte er
Inge geglaubt, als sie über die Windempfindlichkeit des Smart bei höheren

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