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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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die Augen vor Angst weit aufgerissen.
    »Sie tut sehr weh«, sagte Francis.
    »Also, ich mache da nicht mit«, erklärte Barnaby. »Ich werde kein Freak sein.«
    »Wir sind alle Freaks«, sagte Jeremy.
    »Es gibt kein Entkommen.«
    »Machen draus Beste das musst du.«
    »Der positive Aspekt bei der Sache ist«, sagte Francis und tippte sich nachdenklich ans Kinn: »Wir sehen sehr viel von der Welt.«
    »Ich habe schon genug von der Welt gesehen«, erwiderte Barnaby. »Ich habe eine Woche in Brasilien verbracht, dann bin ich mit dem Zug bis New York gefahren, anschließend von New York mit dem Zug nach Toronto, und jetzt bin ich auf einem Ozean-Liner und fahre nach Irland und –«
    Barnaby konnte seinen Satz nicht zu Ende bringen, denn gerade als er das Wort Irland sagte, hielt das Schiff ruckelig an, und die Motoren wurden abgestellt. Die kleine Gruppe bildete einen Kreis, vor Spannung hielten sie alle den Atem an, und einen Moment später hörten sie, wie sich direkt über ihnen eine Luke öffnete. Tageslicht strömte in die Kabine. Sie mussten wegschauen, weil die plötzliche Helligkeit sie blendete. Als Barnaby wieder nach oben blicken konnte, sah er nur das grinsende Gesicht von Captain Hoseason.
    »Aha, er ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht!«, rief die Stimme von oben. »Und nun geht ihr alle brav in eure Käfige und verriegelt die Türen, wie gute Freaks. Oder muss ich nach unten kommen und selbst für Ordnung sorgen?«

Kapitel 19
    Die Befreiung der Freaks
    Im Dun Laoghaire-Hafen von Dublin waren auf beiden Seiten der Straße zwei lange Absperrungen. Links hatte sich eine Gruppe von etwa zweihundert Menschen versammelt, alle miteinander Freak-Fans, die nur darauf warteten, endlich die außergewöhnlichen Kreaturen zu sehen, die über den Ozean gereist waren. Auf der anderen Seite stand eine wesentlich kleinere Gruppe, etwa nur ein Viertel so viele Leute, hauptsächlich Studenten, die Plakate hochhielten.
    Lasst die Freaks frei! , stand auf einem Plakat.
    Irland sagt nein zur Gefangennahme von Freaks!, stand auf einem anderen.
    Hört auf, sie Freaks zu nennen. Sie sind Menschen wie du und ich, auch wenn sie anders aussehen beziehungsweise in einem Fall sehr ungewöhnlich sprechen , stand auf einem dritten Plakat, das ein Junge hochhielt, der offenbar nicht wusste, wie er seinem Protest wirkungsvoll Ausdruck verleihen sollte.
    Beide Gruppen verstummten, als auf Deck eine Tür aufgerissen wurde und Captain Hoseason erschien. In seinem frisch gebügelten Zirkusdirektor-Anzug sah er prächtig aus. Auf dem Kopf trug er einen begräbnisschwarzen Hut, und die Peitsche hatte er säuberlich in der Seitentasche verstaut.
    Als er das Festland betrat, gab er zu verstehen, dass die Gardaí, wie man die Polizei in Irland nannte, die Fernsehreporterin und ihren Kameramann zu einem kurzen Interview durchlassen konnten.
    »Captain Hoseason«, sagte die schicke junge Frau und hielt ihm ein Mikrophon unter die Nase. »Miriam O’Callaghan, RTE-Nachrichten. Hier hat sich heute eine große Menschenmenge versammelt, um gegen etwas zu protestieren, was nach Meinung dieser Menschen eine unberechtigte Gefangenhaltung von Freaks ist. Wie reagieren Sie auf diese Anschuldigung?«
    »Mit Sarkasmus, versteht sich«, antwortete Captain Hoseason und grinste sie an. »Und mit der gönnerhaften Nebenbemerkung, dass Sie extrem hübsch sind. Allerdings kann man hier wohl kaum von einer großen Menschenmenge sprechen, junge Frau. Doch die Massen werden sich einstellen, um sich nächste Woche unsere hervorragenden Aufführungen anzuschauen. Ihre Anzahl wird die Versammlung hier meilenweit übertreffen.«
    »Viele Menschen finden diese Form der Sklaverei absolut inakzeptabel«, fuhr Miriam fort. »Was halten Sie Ihren Kritikern entgegen?«
    »Ich höre prinzipiell nicht auf meine Kritiker«, sagte Captain Hoseason und breitete die Arme aus, was wie eine großzügige Geste aussehen sollte. »Sonst bekomme ich Blähungen.«
    »Aber die vielen Studenten hier, die ihre Studien unterbrochen haben, um –«
    »Meine liebe Miss O’Callaghan, glauben Sie wirklich, diese Studenten würden studieren, wenn sie heute nicht hier wären? Ehrlich gesagt – wenn es mich nicht gäbe, dann würden sie gegen etwas anderes protestieren. Gegen den neuesten Krieg, den Alkoholpreis, für das Frauenwahlrecht, irgendetwas in der Art.«
    »Captain Hoseason, hier in Irland haben die Frauen bereits das Wahlrecht.«
    »Ach, tatsächlich? Ich muss schon sagen – ein

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