Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)
sagten auf Wiedersehen zueinander und versprachen, sofort zu schreiben, wenn sie da angekommen waren, wo sie hin wollten. Manche waren sehr lange zusammen gewesen, und obwohl sie sich darauf freuten, bald nach Hause zu kommen, fiel es ihnen doch extrem schwer, sich von den anderen zu trennen.
»Es war schön, dich wiederzusehen«, sagte Liam McGonagall und reichte Barnaby seinen Haken, den dieser liebevoll schüttelte.
»Wo gehst du jetzt hin?«
»Wieder nach Indien. Wenn ich es schaffe, hinzukommen.«
»Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.«
»Ja, wir haben dieses Wiedersehen ja auch nicht vorher geplant – man kann nie wissen. Gute Heimreise, Barnaby!«
Sie fuhren also in verschiedene Richtungen davon, bis nur noch zwei übrig waren – für das letzte Motorrad.
»Sie haben mir noch gar nicht gesagt, wie Sie heißen«, sagte Barnaby zu dem Mann, der sie alle gerettet hatte.
»Stanley Grout«, sagte dieser, »und du musst dich wirklich gut festhalten, sonst fliegst du davon in den Nachthimmel. Diese Motorräder fahren superschnell, musst du wissen.«
Barnaby gehorchte und schlang die Arme fest um Stanleys Taille. »Wohin fahren wir eigentlich?«, rief er ihm ins Ohr, als sie losfuhren.
»Zum Flughafen«, antwortete Stanley, und zwanzig Minuten später stellten sie das Motorrad auf dem Parkplatz ab.
»Ich habe vorhin zwei Flugtickets gekauft«, sagte er.
»Nach Sydney?«
»Nein, leider nicht. Ich wusste ja nicht, dass du nach Australien möchtest. Ich bin auf dem Weg nach Afrika. Das heißt, du musst mitkommen, fürchte ich. Aber wir sorgen dafür, dass du nach Sydney fliegen kannst, sobald wir angekommen sind.«
Das genügte Barnaby. Sie fuhren mit der Rolltreppe hinauf zum Abflugbereich. Barnaby klammerte sich wieder an Stanley, weil er sonst nichts hatte, was ihn auf dem Boden hielt.
»Ich bin zu alt für so was«, sagte Stanley nach ein paar Minuten und setzte den Jungen ab. »Was können wir tun, um zu verhindern, dass du wegfliegst?«
»Rucksäcke sind am besten«, erklärte Barnaby. »Mit schweren Gegenständen drin. Ich setze sie auf, und dadurch bleibe ich unten.«
»Verstehe«, sagte Stanley und ging mit ihm in einen Laden, wo er einen neuen Rucksack und acht große Wasserflaschen kaufte. Die Flaschen verstaute er im Rucksack, ehe er ihn Barnaby auf den Rücken packte. Und ein paar Minuten später gingen Barnaby und Stanley mit ihren Bordkarten in der Hand den Korridor zum Flugzeug entlang. Sie fanden ihre Plätze und schliefen sofort ein. Und als sie wieder aufwachten, waren sie schon in Afrika.
Kapitel 20
Stanleys Wunschzettel
»Sechs Monate«, sagte Stanley am nächsten Nachmittag, als sie zum Sambesi River fuhren, wo der alte Mann pünktlich um zwölf Uhr mittags einen Termin hatte. »Kommt dir das lang vor?«
»Sehr lang«, sagte Barnaby. Er war ja schließlich erst acht Jahre alt, und sechs Monate waren ein Sechzehntel seines bisherigen Lebens.
»Sie vergehen im Handumdrehen«, sagte Stanley. »Aber mehr bleibt mir nicht.«
Barnaby schaute ihn unsicher an, weil er nicht wusste, ob der alte Mann wirklich das meinte, was Barnaby dachte, dass er meinte. »Müssen Sie sterben?«, fragte er vorsichtig.
»Ja, genau. Vor zwei Monaten haben die Ärzte zu mir gesagt, dass ich noch acht Monate habe, also sind es jetzt nur noch sechs. Ich hatte dauernd schreckliche Kopfschmerzen, musst du wissen, also ließ ich mich untersuchen, und mir wurde mitgeteilt, dass man nichts mehr für mich tun kann. Mein letztes Stündlein würde bald schlagen. Und da habe ich mir gesagt: Sapperlot, wenn das stimmt, dann, sapperlot, lebe ich so, wie ich leben will, bevor ich sterbe.
»Waren Sie deswegen in Irland?«
»Könnte man sagen, ja. Ich habe mein Leben lang gearbeitet. Ich habe eines der größten Unternehmen in Amerika aufgebaut. Nie einen Tag frei genommen. Nie etwas getan, was ich tun wollte. Mich die ganze Zeit nur darauf konzentriert, ganz oben anzukommen, die Nummer eins zu bleiben, reicher zu werden als alle anderen. Als ich dann erfahren habe, dass ich demnächst den Löffel abgeben muss, dachte ich: Wenn ich jetzt nicht etwas für mich selbst mache, dann mache ich es nie. Ich habe eine Liste aufgestellt und einen Punkt nach dem anderen abgehakt. Meine Familie stammt ursprünglich aus Irland, und ich war vorher noch nie dort, deshalb bin ich letzte Woche hingeflogen. Als ich gehört habe, was mit der Freak-Gemeinde los ist – ich sage dir, Barnaby, vor Wut wäre ich fast an Ort und
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