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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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dass das so kommt«, murmelte der alte Mann und versuchte, den anderen Leuten auf der Plattform alles zu erklären. »Der Junge weigert sich, dem Gesetz der Schwerkraft zu gehorchen. Wir sollten ihn lieber zurückholen.«
    Ein paar Minuten später war Barnaby wieder unten, und Stanley gab ihm seine Tasche, in der so viel schweres Zeug war, dass sie ihn am Boden hielt. »Tut mir leid, Barnaby«, sagte er, »aber ich glaube, Bungee-Springen ist nicht dein Ding. Vielleicht klappt es besser mit dem Fallschirm.«
    Auf einer Startbahn in der Nähe wartete schon ein Privatflugzeug, und sie flogen los. Zwei Fluglehrer schnallten ihnen gleich die Fallschirme auf den Rücken.
    »Das wird super«, sagte Stanley und rieb sich strahlend die Hände, während sie in die Wolken flogen. »Der zweitletzte Punkt auf meiner Liste. Erst mache ich das hier, dann kommt noch der letzte Punkt dran, und danach ist alles abgehakt. Bist du bereit, Barnaby?«
    »Ja, ich bin bereit«, sagte Barnaby, und sie sprangen beide, im Abstand von ein paar Sekunden.
    Stanley segelte durch die Luft, immer abwärts, und er zog die Schnur seines Fallschirms genau im richtigen Augenblick. Barnaby flog höchstens zehn Sekunden nach unten, dann ging’s schon wieder aufwärts mit ihm. Das Flugzeug umkreiste ihn mit offener Tür, bis es ihm gelang, irgendwie ins Innere zu fliegen.
    »Ich glaube, Fallschirmspringen ist auch nicht mein Ding«, sagte er zu Stanley, als sie sich unten wieder trafen.
    »Sapperlot, ich muss schon sagen, mein Sohn – aber immerhin hast du’s versucht«, lobte ihn der alte Mann.
    Am Abend waren Barnaby und Stanley von den Abenteuern des Tages sehr müde. Sie gingen durch den Wald, auf der Suche nach einer Lichtung.
    »Als ich noch klein war«, erzählte Stanley unterwegs, »wollte ich immer zelten gehen und unter den Sternen schlafen. Aber mein Vater – er war bei der Eisenbahn – musste Tag und Nacht arbeiten, um genug Essen auf den Tisch zu bringen, deshalb hatte ich leider nie die Möglichkeit. Und als ich eigene Kinder hatte, wollte ich mit ihnen zelten gehen, aber irgendwie kam immer die Arbeit dazwischen. Riesenfehler meinerseits. Deshalb ist das der letzte Punkt auf meiner Liste. Eine Nacht unter dem Sternenhimmel. Es wäre schön, wenn mein Dad mit dabei wäre oder mein Sohn, aber der eine lebt schon lang nicht mehr, und der andere will mich wegsperren. Also sind’s nur wir zwei, du und ich. Was sagst du – machst du mit?«
    Barnaby nickte mit einem glücklichen Grinsen. Er trug einen dritten, ungeöffneten Fallschirm auf dem Rücken, den der Pilot ihm gegeben hatte. Der Fallschirm war schwer genug, um Barnaby unten zu halten, erschwerte ihm aber auch das Gehen ein wenig.
    Es dauerte nicht lang, bis sie einen einladenden Platz fanden, wo sie die Nacht verbringen konnten. Sie breiteten zwei Isomatten auf dem Boden aus, legten sich hin und blickten hinauf zu den Sternen. Es waren dieselben Sterne, dachte Barnaby, die Captain W. E. Johns anschaute, wenn er draußen im Garten war, um sein Geschäft zu verrichten.
    »Gehen Sie morgen wirklich wieder zurück zu Ihrer Familie?«, fragte Barnaby kurz vor dem Einschlafen.
    »Ich muss«, sagte der alte Mann. Er klang ein wenig traurig, aber auch so, als hätte er sich in das Unvermeidbare ergeben. »Ich habe all die Dinge getan, die ich tun wollte. Und wenn ich gehen muss, dann möchte ich schon gern bei den Menschen sein, die ich liebe, und nicht ganz allein in irgendeinem Land, das ich nicht kenne. Sie freuen sich bestimmt alle, wenn ich wieder da bin, nur haben sie halt leider nicht verstanden, warum ich diese Dinge tun musste. Aber nun bin ich glücklich, und wie viele Menschen können das am Ende ihrer Tage von sich behaupten?«
    Barnaby dachte noch kurz darüber nach, während er eindöste, und er war so müde, dass er gar nicht merkte, wie ein Fuchs aus dem Wald kam und so lange an den Schnüren seines Fallschirms nagte, bis er ihn davonschleppen konnte, um dann darin nach Futter zu wühlen, wenn auch vergeblich. Also spürte Barnaby auch nicht, wie er nach oben schwebte, zwischen den Bäumen hindurch in den Nachthimmel, der jetzt ganz leer war, bis auf die Sterne und den Mond in der Ferne.
    So flog Barnaby lange Zeit, und als er endlich die Augen aufschlug, stellte er zu seinem großen Erstaunen fest, dass er nicht mehr auf dem Boden lag. Ja, er konnte die Lichtung und den alten Mann gar nicht mehr sehen, so wenig wie die Bäume drum herum. Er erkannte allerdings die Flüsse

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