Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)
Stelle tot umgefallen, weil ich mich dermaßen darüber aufgeregt habe, wie ihr behandelt werdet, und ich habe mir geschworen, dass ich euch alle retten werde. Und das habe ich dann auch gemacht. Aber das ist nicht alles. In den letzten beiden Monaten war ich Tiefseetauchen beim Great Barrier Reef, bin auf einem Drahtseil über die Niagarafälle balanciert, habe mich an einem der Petronas Towers in Kuala Lumpur abgeseilt und bin in Spanien mit den Stieren gerannt. Und jetzt bin ich unterwegs zur Victoria-Falls-Brücke, um Bungee zu springen. Es ist der höchste Bungee-Sprung der Welt. Anschließend will ich mit einem Fallschirm springen. Wie findest du das? Denkst du, ich bin verrückt?«
»Nein, überhaupt nicht!«
Stanley lächelte. »Ich wollte, alle Menschen wären so unvoreingenommen«, sagte er kopfschüttelnd. »In meiner Familie halten mich alle für übergeschnappt. Für komplett durchgedreht. Verrückter als ein Fuchs im Hühnerstall. Sie wollten mich sogar wegsperren. Stell dir das mal vor – da habe ich nur noch ein paar Monate zu leben, und sie wollen, dass ich meine letzten Tage in einem grauenhaft scheußlichen Altenheim verbringe, wo man jeden Tag im Bett gewaschen wird. Was ist das für ein Abschied von der Welt? Ich habe ihnen gesagt, ›Sapperlot, lasst mich doch noch ein bisschen Spaß haben‹, aber ihnen hat das einfach nicht gepasst. Sie finden es nicht normal, dass jemand in meiner Situation solche Sachen macht. ›Was ist normal?‹, habe ich sie gefragt. ›Das hier‹, haben sie geantwortet und auf ihr eigenes jämmerliches Leben gezeigt. Das heißt, ich bin auf der Flucht. Wenn sie mich erwischen, bin ich erledigt.«
»Aber vermissen Sie Ihre Angehörigen gar nicht?«, fragte Barnaby. »Immerhin sind sie Ihre Familie.«
»Natürlich vermisse ich sie«, sagte Stanley. »Ich vermisse sie jede Minute des Tages! Aber ich habe mein ganzes Leben in Dreiteilern verbracht. Ich habe immer getan, was von mir erwartet wurde. Ich habe meine Konkurrenten fertiggemacht und meine Rivalen ausgetrickst. Und soll ich dir etwas sagen? Ich habe mich dabei nicht eine Minute amüsiert. Aber die letzten beiden Monate – ein Riesenspaß. Jeder Tag ist ein Riesenspaß. So, und jetzt schau nach vorne, Barnaby, mein Junge. Wir sind da.«
Sie standen an einer tiefen Schlucht auf der sambischen Seite des Flusses. Vor ihnen erstreckte sich die Victoria-Falls-Brücke, eine großartige Konstruktion aus schimmerndem Stahl, in deren Mitte sich eine Plattform befand, von der die Bungee-Springer heruntersprangen. Zu dieser Plattform gingen sie. Eine Gruppe von Freiwilligen half den Leuten beim Anlegen der Gurte. Die Helfer musterten den alten Mann und den Jungen und kratzten sich am Bart.
»Sagen Sie jetzt bloß nicht, ich bin zu alt!«, schimpfte Stanley los und fixierte die Helfer mit einem Blick, der so stählern war wie die Brücke, auf der sie standen.
»Und sagen Sie nicht, ich bin zu jung!«, rief Barnaby, der auf keinen Fall von diesem Abenteuer ausgeschlossen werden wollte.
Die Bungee-Helfer zuckten die Achseln und befestigten die Gurte an den Beinen des alten Mannes, während Barnaby sich am Geländer der Brücke festhielt, damit er nicht davonflog.
»Wird schon schiefgehen!«, rief Stanley, als er von der Plattform sprang und hundertelf Meter in die Tiefe sauste und so dicht an die Felsen und den Fluss unten herankam, dass Barnaby vor Schreck fast laut geschrien hätte. Gleich darauf schnellte Stanley aber wieder nach oben, sauste erneut abwärts, kam wieder hoch, ging zum dritten Mal nach unten, kam wieder hoch, immer wieder, bis er nur noch in der Luft dümpelte, woraufhin ihn die Helfer dahin zurückholten, von wo er losgesprungen war.
»Sapperlot!«, schrie Stanley begeistert und nahm die Schutzbrille ab. Seine dünnen Haare standen in alle Richtungen ab, in den unmöglichsten Winkeln, wodurch er ziemlich bekloppt aussah. »Wenn meine Kinder sehen könnten, wie viel Spaß ich habe, würden sie mich verstehen. Na, wie sieht’s aus, Barnaby? Möchtest du es auch versuchen?«
»Auf jeden Fall!«, sagte Barnaby und erlaubte den Helfern, jetzt bei ihm die Gurte anzubringen. Er trat an den Rand der Plattform, schaute nach unten, holte tief Luft und sprang. Aber er fiel nur etwa zehn Meter tief, dann bewegte er sich schon wieder nach oben, bis das Bungee-Seil vertikal hinauf in die Wolken führte und Barnaby von oben herunterschaute, statt in die Schlucht hinunterzusausen.
»Wir hätten wissen müssen,
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