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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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lassen! Dass ich es auch nie lernte!
    »Nein, lacht nur, ihr beide.«
    Tora, atemlos und erhitzt, zeigte auf die aufgeschlagene Zeitung auf dem Tisch.
    »Das Bristol hat den Charleston verboten!«
    Sie konnte kaum den Satz beenden, bevor sie schon wieder losprustete, und ich begriff nicht, was daran so lustig sein sollte. Das verstand ich erst, als ich die Begründung las: Ein Direktor Harildstad präzisierte, dass das Verbot nur Leute betraf, die den Charleston richtig tanzen konnten. Denn diese würden andere Tänze behindern, die schließlich voller Schönheit und auf eine moralisch vertretbare Art und Weise getanzt wurden. Ich war schlicht und einfach überwältigt. Das musste ich noch einmal lesen. Das Verbot galt einzig und allein für diejenigen, die wirklich Charleston tanzen konnten! Das war ein Verbot nach meinem Geschmack. Den Perfekten wurde der Zugang verweigert! Das hatten sie nun davon. So konnten sie ihre eigenen Pillen schlucken, diese Leute, die alle anderen ausschlossen, die nicht auf gleichem Niveau mit ihnen waren. Sigrid leerte ihr Glas, von dem ich hoffte, dass es nur Wasser enthielt.
    »Jetzt lassen sie nur noch dich ins Bristol, Berny.«
    Und noch mehr Gelächter.
    In dieser Nacht war ich unkonzentriert und erfüllte nur ungenügend meine Pflicht, wie sehr ich es auch versuchte. Zumindest gab Sigrid mir zu verstehen, dass dem so war. Sie selbst war auch unwillig und schwierig, und das war keine gute Kombination. Insgeheim gab ich Vigeland die Schuld. Ja, Vigeland hatte die Schuld. Daran bestand kein Zweifel. Deshalb lag ich hier und war in Sigrids Augen nichts anderes als ein Holzklotz. Und auch mit meinen Worten war sie nicht zufrieden. Sie waren schlaff und unbeholfen, wie ich zu hören bekam. Als ich ihr etwas Schlimmes zuflüsterte, sagte sie nur:
    »Das hast du schon mal gesagt.«
    Ich versuchte es noch einmal:
    »Meine Singlevenus!«
    »Schon besser.«
    Ihr kam nie in den Sinn, dass sie mich nur ihren Stutenprinz nannte und sonst nichts, abgesehen von der Hochzeitsreise, in der wir eine Zeitlang Siggen und Berny waren. Aber eigentlich war ich froh darüber, dass sie keine neuen Namen für mich erfand. Wenn wir es beide machen würden, dann würde es ganz einfach zu viel werden.
    »Meine Aufschlagmöse!«
    Sigrid schob mich von sich.
    »Hast du nichts anderes auf Lager als Tennis! Ich kann nichts mehr vom Tennis hören!«
    »Du bist sauer, weil du verloren hast«, sagte ich.
    Sie warf mir einen rasenden Blick zu.
    »Nein. Ich bin sauer, weil du deine Augen nicht von Tora lösen konntest. Du Schwein.«
    Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte.
    »Das ist eine Lüge! Glaubst du das wirklich? Dieses Klappergestell! Dieses …«
    Sigrid unterbrach mich.
    »So redest du nicht über meine Freundin! Außerdem gibt sie uns ein Alibi!«
    Ich war verstört und verwirrt.
    »Aber ich sage doch nur die Wahrheit! Ich …«
    »Jetzt hast du es wieder gemacht.«
    »Wie bitte? Was denn?«
    »Die Arme gehoben.«
    »Habe ich nicht!«
    »Da siehst du mal. Du weißt nicht einmal selbst, was du in deinem eigenen Bett machst.«
    Plötzlich nahm ich all meinen Mut zusammen und schlug mit der Faust zuerst auf die Matratze und dann auf das Kissen.
    »In meinem eigenen Bett tue ich, was ich will!«
    Sigrid ließ nicht locker.
    »Du siehst aus wie ein Verkehrspolizist.«
    »Was sagst du?«
    »Du siehst aus wie ein Verkehrspolizist, wenn du das machst. Nach rechts fahren! Stopp! Bitte schön! Und weiterfahren!«
    Sigrid lachte und äffte meine Armbewegungen nach.
    Ich drehte ihr den Rücken zu und blieb so liegen, beleidigt, verletzt, missverstanden, und ich hatte allen Grund dazu.
    Bald wurde es ganz still hinter mir.
    Dann spürte ich, wie Sigrid dicht an meinen Rücken rutschte.
    »Das wollte ich nicht«, flüsterte sie.
    Ich gab keine Antwort. Ich wollte ihr auf keinen Fall entgegenkommen.
    »Kannst du mir verzeihen? Bernhard? Mein Stutenprinz. Sag doch was.«
    Zuerst wollte ich Sigrid fragen, warum sie Tora von meinem vorlauten Mund erzählt hatte, meinen Redewendungen, meinen Sprichwörtern, Doppelfotzen, etwas, was ich dann doch nicht tat.
    Zumindest ließ ich eine Sekunde verstreichen, bevor ich ihr vergab.
    »Ja«, sagte ich.
    Sigrid legte mir ihren Arm um die Schulter.
    »Außerdem hat sie das mit Absicht gemacht.«
    »Was?«
    »Hinfallen. Sie wollte nur, dass du dich um ihr Knie kümmerst. Diese Schlampe.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst?«
    »Und ob es das ist. Sie ist

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