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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Alfred gibt.
    »Was ist das?«, fragt dieser.
    »Eine Fahrerlaubnis, lieber Alfred. Von der Auto-Chauffeurschule.«
    »Aber dadurch kann ich doch nicht fahren.«
    So langsam verliert mein Vater die Geduld.
    »Du kannst doch nicht fahren lernen, wenn du das Zertifikat noch nicht hast!«
    Ich glaube, in dem Moment liebe ich meinen Vater, zumindest schätze ich ihn höher als je zuvor. Und es sieht so aus, als würde Alfred Vaters Raisonnement, das in meinen Augen genauso schön ist wie Axel Paulsens Schlittschuhlaufen rückwärts, akzeptieren.
    »Und was ist mit Hammer?«, fragt Alfred leise.
    Alle drehen sich zu Hammer um, nur ich nicht.
    »Ja, was ist mit Hammer?«, wiederholt Vater und gibt sich selbst die Antwort: »Wir haben wohl keine andere Wahl.«
    Doch ich sehe nur das Automobil. Und wenn ich diesen Wagen so genau und umständlich beschreibe, dann liegt es daran, dass er eine so entscheidende Rolle in unserer Geschichte oder in unserem Leben spielt, und er ist in gewisser Weise sogar größer und von mehr Einfluss als meine langgezogene Kindheit. Es ist ein schwarzer Minerva, aber Vater nannte ihn nur den Roadster, von belgischem Fabrikat, mit Originalkarosserie, mit Klappverdeck, vier Sitzen in braunem Leder, vier Türen und vier Rädern. Fußhocker und Steigbrett, sowie zwei Signalhupen, ein elektrisches und ein manuelles Signal, zwei Lampen, zwei Sätze Zündkerzen, einer von der Zündspule und einer vom Magneten, ein vierzylindrischer Motor mit 26/50 PS, Kolbenquerschnitt und Schlag von 100/140, Chassisnummer 22228, und das Einzige, was an ihm rund ist, das sind die Räder und das Lenkrad, der Rest ist spitz und voller Kanten.
    Es stand König Haakons eigenem Auto in nichts nach.
    »Es steht König Haakon in nichts nach«, sagt Vater laut.
    Ich drehe mich um und sehe, dass sie fast fertig damit sind, Hammer abzuschirren, und ich weiß nicht so recht, ob Vater das Auto oder das Pferd meint. Alfred hakt die Deichsel und die Kutsche selbst aus, während Vater die Beißstange, die Trense, den Nasenriemen, die Scheuklappen und die Schweifstange löst. Zum Schluss steht Hammer nackt und bloß da. Weiß er, was ihn erwartet? Die Rückenmuskeln zittern. Bin ich derjenige, der diese ganze Ausrüstung übernehmen soll? Sagt es nur. Ich brauche sie, nicht wahr? Ich brauche Scheuklappen und Zaumzeug. Nein, Vater hat andere Pläne. Er ist großzügig. Er schenkt alles den Schaulustigen, die sich um jede Kleinigkeit streiten, die Weiber ziehen an den Riemen, die Jungen können sich nicht einigen, wer das hintere Zaumzeug haben soll, und sie fangen an, sich zu prügeln, die Hausierer wollen sich die Rosette sichern, aber die Klosettentleerer tragen den Sieg davon, die Kutsche gehört ihnen. Ich mag nicht zuschauen. Ich muss die Zähne zusammenbeißen, sie abfeilen, ich muss zählen, bis es keine Zahlen mehr gibt, das Zäpfchen hinunterschlucken und den Rotz bis ins Hirn ziehen und im Takt meiner Herzschläge trampeln, meiner und Hammers. Eine Art Dunst steht um Hammer. Ich glaube, er weiß, was passieren wird. Ich weiß es noch nicht. Endlich öffnet der Verkäufer die Türen des Roadsters, Vater und ich setzen uns auf die Rücksitze, und Alfred nimmt hinter dem Lenkrad Platz. Seine Hände zittern leicht. Der Mechaniker zeigt ihm die einfachsten Dinge, rechts, links, vor und zurück. Selbst ein Kind könnte das. Außerdem ist die Geschwindigkeitsbegrenzung 24 Kilometer in der Stunde, ganz gleich, in welche Richtung.
    Vater beugt sich vor.
    »Ich werde dir bei Franck im Bogstadveien eine Uniform schneidern lassen.«
    »Warten Sie zumindest, bis ich gestartet habe«, sagt Alfred.
    Der Motor knallt, und der Wagen macht einen Satz nach hinten. Die Zuschauer werfen sich zur Seite. Wir fahren rückwärts. Ja, Alfred fährt rückwärts bis ans Ende der Welt! Aber leider gelingt es ihm anzuhalten. Der Mechaniker stürzt auf uns zu.
    »Habe ich nicht gesagt, dass das linke Pedal der Rückwärtsgang ist!«, ruft er.
    Alfred ist beschämt.
    »Meine Füße sind ungleich. Ich hinke! Das ist der Grund.«
    Der Mechaniker zieht sich wieder zurück, und Alfred versucht es noch einmal. Wir machen noch einen Satz. Dieses Mal nach vorn. Dann gelingt es ihm, sich und den Wagen zu beruhigen, und wir sind auf dem Weg. Es geht nur ruckweise, aber es geht. Und neben uns läuft Hammer, die Hufe klingen auf dem Kopfsteinpflaster, dann ist es kein Pflaster mehr, nur Kies, und das Einzige, was ich höre, sind der Motor und die Räder. Ist es etwa

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