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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Trense. Hammer zog uns hinauf nach Besserud, den steilen Hang westlich von Oslo hinauf, auf den fast nur die Abendsonne scheint. Zwei Kindermädchen, oder Hausmädchen, standen auf der Türschwelle und machten einen tiefen Knicks, mit weißen Schürzen und Kragen über schwarzen Kleidern, eine war alt und eine ganz jung, beide irgendwo aus dem Norden. Mutter übergab mich sogleich der Jüngeren von ihnen, ich glaube, Beate hieß sie, die mich ins Haus trug, wo ich ganz gewiss noch die taktfesten Donnerschläge der Standuhr zu erinnern meine, die neben dem Glasschrank stand, der immer, bis auf ein einziges Mal, abgeschlossen war und in dem sich die Waffensammlung der Familie Hval präsentierte, Pistolen, Revolver, Gewehre, Kleinodien von der Jagd, von Duellen und Kriegen, deren Namen ich nicht wusste, und so begann meine Kindheit, mein Leben und mein Ende.

EINE ALTE GESCHICHTE
    Notto Senum, später Fipp, sah dagegen das Licht der Welt nicht in einem Krankenhaus, um anschließend in einer Pferdekutsche zur herrschaftlichen Villa gefahren zu werden, in der bereits das Kinderzimmer vollständig eingerichtet bereitstand. Oh nein, Notto Senum riss sich stattdessen von seiner Mutter, Olga Senum, mit Hilfe von Nachbarsfrauen in einer engen Stube irgendwo in der Vogtei des Setesdalen los, genauer gesagt in Evje bei Hornnes, am siebten Februar 1885, abends, es war dunkel und kalt wie in einer endlosen Moritat und im blassen Schein der Gaslampe kaum möglich zu erkennen, ob es ein Mädchen oder ein Junge war. Doch nachdem eine der Nachbarsfrauen die Nabelschnur durchtrennt und das widerspenstige, außergewöhnliche Würmchen in Olgas Arme gelegt hatte, da konnten sie ein Lächeln nicht unterdrücken, denn der Junge, ja, es war ein Junge, war nicht gerade sehr adrett, er ähnelte nichts, was sie bei ähnlichen Gelegenheiten auf den Höfen in der Umgebung gesehen hatten, oh nein, er war lang und schlaksig, und mitten auf seinem runden Kopf wuchs ein Haarbüschelchen wie graues Moos auf einem glänzenden Mühlstein. Und wie sie lachten! Es sind nur noch diese Worte hinzuzufügen: Er war bereits damals eine Klasse für sich. Doch dann wurde die Tür aufgerissen, und der Vater, der Bauer, Jäger, Fischer, Grubenarbeiter, also ein Mann für alles Mögliche und jetzt Vater seines einzigen Sohnes, der stand da und füllte die gesamte Türöffnung in Höhe wie in Breite aus, und fast schrie er: »Worüber zum Teufel lacht ihr? Verfluchtes Weiberpack!«
    Augenblicklich wurde es still im Setesdalen.
    »Du hast einen Jungen bekommen«, flüsterte die Ehefrau.
    Der Vater trat einen Schritt näher, jetzt sanfter gestimmt, aber immer noch skeptisch.
    »Und was ist falsch an ihm?«
    »Nichts ist falsch an ihm.«
    »Und warum habt ihr dann gelacht?«
    Eine der Nachbarsfrauen duckte sich und wurde in all ihrer Schlichtheit ganz feierlich.
    »Wir haben vor Freude gelacht, Herr Senum. Weil Sie einen gesunden Sohn bekommen haben.«
    »Verdammt, dann soll er Notto heißen! Wie ich!«
    Olga nickte, war aber nicht zufrieden. Notto Senum. Konnte der Junge nicht lieber einen normalen Namen kriegen, einen Namen, der sich nicht von den anderen unterschied, sondern der eins wurde mit den Namen, die die anderen trugen. Doch sie tröstete sich damit, dass ein Name ja nur ein Name ist, der konnte ausgetauscht, umgewechselt und verändert werden.
    Drei Wochen später kam der Doktor von Evje vorbei, ein älterer griesgrämiger Mann, der sich immer noch um eine Stellung in einem der Krankenhäuser in den größeren Städten bewarb, doch langsam wurde die Zeit knapp, wenn er irgendwo anfangen wollte, bevor er in Pension gehen und sterben würde. Er war auf seiner monatlichen Reise durch das Tal, und mit jedem Monat fiel sie ihm schwerer. Verdiente er etwa nicht einen weißen Kittel, einen Operationssaal, eine Krankenschwester? Der Meinung war er wohl. Nach einem kurzen Blick stellte er fest, dass der Junge lebensfähig war.
    »Er ist nur etwas aufgeschossen. Aber das wird er schon bald abschütteln.«
    Abschütteln!
    Und dieser Arzt, der nie Zeit hatte und weiter zu Krankheiten und Schäden musste, die ihn brauchten, ach, wüsste er nur, wie recht er hatte. Wäre er trotz allem gründlicher zu Werke gegangen, hätte er vielleicht eine andere, sorgfältigere Diagnose gestellt, zum Beispiel Dyspepsie, nervöse Dyspepsie. Deshalb füge ich im Namen der Gerechtigkeit hinzu: Der Doktor tat sein Bestes, bei den einfachen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Und

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