Die Unschuld der Rose
Abendsonne ließ das Wasser wie tausend Juwelen funkeln und glitzern.
„Es ist wunderschön.“ Grace blickte sich um, und Maria nickte.
„Bis die Nacht anbricht, ist es hier sicher. Seien Sie vorsichtig auf dem Rückweg. Gehen Sie an der ersten Gabelung nach links, dann nach rechts.“
Grace schaute auf den Pool. Der Marsch durch den Dschungel und die Enthüllungen über die Machenschaften in ihrer Firma hatten sie erschöpft. Sich auszuziehen und im kühlen Wasser zu entspannen, das war genau das Richtige. Später würde Grace das Abendessen hinter sich bringen. Dann würde sie endlich herausfinden, was genau in ihrer Firma ablief und wie sie Carlos und Filomena helfen konnte.
Rafael eilte mit großen Schritten den Pfad zum Pool entlang. Maria hatte seine Telefonkonferenz unterbrochen und berichtet, dass Grace schwimmen gegangen war.
Warum musste sie ausgerechnet diesen Zeitpunkt wählen? dachte er verärgert. Die Niederlassung in New York bereitete sich auf sehr komplizierte Verhandlungen vor und forderte beständig seine Aufmerksamkeit.
Natürlich hätte er Grace sich selbst überlassen können. Normalerweise suchten die wilden Tiere diesen Pool nicht auf, aber …
Er beschleunigte seine Schritte. Ein Blick zum Himmel verriet ihm, dass es bald dunkel sein würde.
Wie zur Bestätigung flammten nun die Lichter auf, die den Pfad säumten. Pfeilschnelle Libellen kreuzten Rafaels Weg.
Er erreichte die Gabelung und vernahm gleich darauf das Geräusch des Wasserfalls. Hastig legte er die letzten Meter zurück, bis er etwas Rotes sah. Wie ein exotisches Wesen glitt sie durch den Pool, geschmeidig und kräftig, ihr Körper schlank und anmutig, das blonde Haar offen.
Heiße Lust übermannte ihn. Fluchend steckte Rafael die Hände in die Hosentaschen und kämpfte gegen den impulsiven Drang an, sich zu Grace zu gesellen. Denn das würde nur Komplikationen nach sich ziehen, die er ganz und gar nicht gebrauchen konnte.
Was er brauchte, war unkomplizierter Sex – und den würde er von Grace Thacker nicht bekommen. Sie gehörte zur allerschlimmsten Sorte Frauen. Ihre Geldgier störte ihn im Vergleich dazu weniger – an dergleichen war er gewöhnt.
Er war sogar bereit, ihr Spiel bis zu einem gewissen Punkt mitzuspielen. Deshalb kannte Rafael die meisten Top-Juweliere der Welt. Nein, was ihn abhielt, war etwas völlig anderes. Grace war keine Frau, die nur Diamanten erwartete. Darüber hinaus wollte sie auch noch Worte der Liebe und Zuneigung. Sie war der Typ, der alles analysierte. Wenn man nur lange genug danach suchte, fand man auf alles eine Antwort, das war Grace’ Standpunkt. Selbst jetzt, beim Schwimmen im Pool, schien sie intensiv nachzudenken.
Plötzlich öffnete sie die Augen und sah ihn. „Bin ich zu spät zum Abendessen?“ Sie schwamm auf ihn zu. Im Schein der untergehenden Sonne schimmerte ihr Körper warm, die Wassertropfen in ihren Haaren glitzerten wie kleine Kristalle.
Rafael spürte einen so brennenden Hunger in sich aufsteigen, dass er seine persönlichen Verhaltensregeln gegenüber Frauen augenblicklich revidierte.
Also, sie redete zu viel und interessierte sich zu sehr für seine angeblichen seelischen Probleme. Na und? Er musste sie doch nur ein wenig ablenken und ihr beibringen, dass Oberflächlichkeit nichts Schlechtes war.
„Im Dschungel wird es sehr schnell dunkel, und auf den Pfaden kann man sich leicht verirren. Außerdem kommen manchmal Tiere zum Trinken hierher.“ Bis zu diesem Moment hatte Rafael gar nicht gewusst, dass er so grob sein konnte. Worauf hoffte er eigentlich? Dass sie schreiend aus dem Wasser sprang und sich Schutz suchend in seine Arme warf?
Hm, eigentlich schon. Er traf eine Entscheidung. „Man kann sich nie sicher sein, was sich noch alles in diesem Pool aufhält. Piranhas, Anakondas, Alligatoren …“ Er ließ das Wort langsam ausklingen, dennoch schaute Grace ihn nur unverwandt an.
„Nichts Gefährlicheres?“ Ihr Tonfall klang müde. Anscheinend würde sie sich über das Auftauchen eines gefährlichen Krokodils sogar freuen, wenn es sie von ihren Problemen ablenkte.
Er runzelte die Stirn und nahm sich vor, mit schwereren Geschützen aufzuwarten. „Manchmal lässt sich ein Jaguar blicken …“
„Ich mag Katzen.“
„Du kommst nicht aus dem Wasser?“
Sie lachte humorlos. „Warum sollte ich? Damit du mich dann fertigmachen kannst?“
„Das tue ich nicht.“
„Doch. Aber ich mache dir keinen Vorwurf. Ich an deiner Stelle würde wahrscheinlich
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