Die unschuldige Geliebte
und durchsuchte schweigend das Zimmer. Er
sah in jedem Schrank und in jeder Schublade nach und sogar unter dem
Bett und auf dem Schrank, bevor er Suzys Koffer nahm.
5.
Kapitel
"Kommen
Sie. Und vergessen Sie nicht, dass ich Sie auf Schritt und Tritt
beobachten werde und aufpassen werde, was Sie sagen. Sobald Sie sich
einen Fauxpas erlauben, landen Sie, ehe Sie sich's versehen, in einem
italienischen Gefängnis", warnte Lucas Suzy, als sie im
Schein der Nachmittagssonne auf dem beeindruckenden Vorhof der Villa
standen. Das Gebäude lang hinter ihnen, und zu Lucas' Füßen
stand ihr Koffer. Als ihr Taxi wegfuhr, schwand auch jede Chance zur
Flucht für sie.
"Damit
werden Sie niemals davonkommen", erwiderte Suzy wütend.
"Irgendjemand wird bestimmt Verdacht schöpfen …"
"Falls
Sie mit irgendjemand Sir Peter Verey meinen, dann muss ich Sie
leider enttäuschen. Er ist sogar zu beschäftigt, um mit
seinen Kindern klarzukommen", erklärte Lucas grimmig.
"Mit
ihnen klarzukommen? Was meinen Sie damit?" erkundigte sie sich.
Seine Worte verrieten genau die altmodische Einstellung, die sie
missbilligte. "Warum sollte er sich nicht um sie kümmern?
Wenn seine Frau …"
Er
sah sie an. Offenbar hatte er ihre Feindseligkeit bemerkt. "Ihre
Mutter ist seine Exfrau. Sie hat ihn wegen eines anderen Mannes, der
viel reicher ist, verlassen. Und seine Kinder sind wahrscheinlich
eher in der Lage, sich um ihn zu kümmern, als umgekehrt",
fügte er trocken hinzu. "Peter ist ein typischer Vertreter
der Oberschicht und als Vater völlig unfähig."
Seine
grimmige Bemerkung weckte in ihr sofort Mitleid für die beiden
Kinder. Schließlich hatte sie eine Mutter gehabt, die ihr keine
Liebe und keinen Rückhalt zu geben vermocht hatte. Ihre Augen
wurden dunkler, als Suzy ihren Gedanken nachhing. Ihre Mutter war nie
über den Tod ihres Mannes hinweggekommen, und selbst vor ihrer
schweren Erkrankung hatte sie, Suzy, ihre Rolle übernommen.
"Und
warum sind seine Kinder dann hier?" fragte sie daher. "Oder
soll ich raten?" fuhr sie ärgerlich fort. "Ich
schätze, Sie haben es aus eigennützigen Beweggründen
organisiert. Haben Sie denn überhaupt keine Gefühle? Ist
Ihnen nicht klar, wie viel Schaden die beiden erleiden können,
wenn sie unter solchen Umständen hier sind? Weiß ihre
Mutter nicht …?"
Schweigend
lauschte Lucas ihrem leidenschaftlichen Ausbruch. Was würde Suzy
wohl sagen, wenn er ihr erzählte, dass er selbst ganz früh
seine Eltern verloren hatte? Würde sie dasselbe Mitgefühl,
das der Ausdruck in ihren Augen verriet, auch für ihn empfinden?
"Kinder
sind so verletzlich", sprach sie aufgebracht weiter. "Bestimmt
ist ihre Mutter …"
Kinder
sind so verletzlich. Er wandte den Blick ab und vergaß für
einen Moment, wer sie war. Plötzlich hatte er einen bitteren
Geschmack im Mund, und er nahm nichts mehr wahr, als die
schmerzlichen Erinnerungen ihn überkamen.
Manche
Kinder waren verletzlicher als andere, wie er aus gutem Grund wusste.
Prompt tauchten unerwünschte Bilder vor seinem geistigen Auge
auf, die er schnell verbannte. Sie gehörten der Vergangenheit
an, und er musste sich jetzt auf die Gegenwart konzentrieren.
"Ihre
Mutter ist mehr daran interessiert, Punkte gegen ihren Vater zu
machen, als daran, sich um sie zu kümmern. Sie hat inzwischen
einen neuen Partner, der nicht die Absicht hat, die glückliche
Familie zu spielen. Daher setzt sie die Kinder nicht nur als
Druckmittel gegen ihren Exmann ein, sondern betrachtet sie auch als
Last. Sie hat sie beide auf ein Internat geschickt, und es sieht so
aus, als wollte sie sie nicht einmal in den Sommerferien bei sich
aufnehmen. Sie hat sie einfach zu ihrem Vater geschickt.
Zufälligerweise ist sie am selben Tag, als sie Sir Peter darüber
informiert hat, mit ihrem zweiten Mann zu einer längeren Reise
aufgebrochen."
Als
sie das wütende Funkeln in seinen Augen sah, zog Suzy sofort die
falschen Schlüsse. Für sie war es offensichtlich, dass er
die armen Kinder ebenfalls als Belastung empfand, weil sie seine
Pläne genauso durchkreuzten wie sie.
"Natürlich
wollen Sie sie genauso wenig hier haben wie ihr Vater", warf sie
ihm vor.
"Ich
will sie hier nicht haben", bestätigte er grimmig.
Er
wollte nie wieder ein Kind in Gefahr bringen, egal, wie gering das
Risiko auch sein mochte. Wenn er jetzt die Augen schloss, würde
er wieder die furchtbarsten Bilder von Tod und Zerstörung im
Geiste vor sich sehen, Bilder, die er niemals vergessen würde.
Die
Situation hier
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