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Die unsicherste aller Tageszeiten

Die unsicherste aller Tageszeiten

Titel: Die unsicherste aller Tageszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pregel
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der Umkleide nur durch eine ebenfalls dunkelgrüne, im Laufe der Zeit versparkte und vielfach aufgequollene Schwingtür wie die eines Saloons getrennt war. Ein eigenes Licht gab es hier nicht, aber es war immer noch hell genug, um jedes Detail zu sehen – und ich wollte alles sehen, alles fühlen, einfach alles in mich aufnehmen.
    Wie das Wasser aus dem stark verkalkten Duschkopf sprüht und auf unsere Körper regnet. Wie es Perlen auf unserer Haut bildet, die nur im Gesicht und Nacken, an den Armen und den Beinen, von ungefähr der Hälfte der Oberschenkel bis hinunter zu den Füßen, von der Sonne gebräunt und ansonsten blütenweiß ist. Wie sich diese Perlen zu Bächen vereinen, die sich ihren Weg an unseren Gliedmaßen herab zu Boden und in den Ausguss suchen. Wie sich die Haare an Karstens Leib, aber ganz besonders die dichten auf seiner Brust, in der Flüssigkeit gleich um mehrere Grade dunkler färben und wie Algen an die Haut kleben, wie ich mit meinen Fingern Muster hineinmassiere. Und wie plötzlich alles voller Seifenschaum ist und wir uns gegenseitig ein- und abseifen, und wie diese Berührungen immer schneller und kräftiger werden und sich, von einem einzigen endlosen Kuss angetrieben, schließlich auf unsere Schwänze konzentrieren und ich tatsächlich längst zweimal gekommen bin, ehe auch Karsten seinen Samen mit einem machtvollen Stöhnen über meinen Intimbereich verspritzt. Wie wir uns danach noch eine Zeit lang in den Armen halten und das Wasser einschläfernd auf unsere Köpfe und Schultern prasselt und er dann sich und mich ein zweites, nun ernsthaftes Mal wäscht, bevor Karsten die Dusche zudreht und mich in die Umkleide geleitet, mir ein Handtuch reicht und sich auch eines nimmt.
    Ich stand noch so neben mir, dass ich gar nicht wusste, was ich damit überhaupt sollte. Ich war so vollkommen überwältigt von Glück und Befriedigung, dass ich weder denken noch handeln konnte. Ich stand einfach nur benommen da und tropfte. Ich sah Karsten zu, wie er sich in militärischer Geschwindigkeit und Präzision frottierte, und zitterte mehr und mehr, je trockener er wurde. Als er schließlich auch mit den Zwischenräumen seiner Zehen fertig war, klapperte ich mit den Zähnen, und da hatte er endlich Erbarmen mit mir: Endlich sah er mich an, endlich nahm er mich wieder wahr. Er lächelte sogar unwillkürlich, konnte sich nicht länger dagegen wehren und kam, nackt, wie er noch immer war, zu mir, löste mir das hilflos in meiner Hand hängende Handtuch aus den Fingern und fing an, mich trocken zu rubbeln. »Mein kleiner Liebling«, flüsterte er dabei, als wäre ich sein krankes Kind, und sofort kam das Leben in mich zurück, durchströmte mich wieder diese geile Hitze. Besonders als er mit dem Gesicht direkt vor meinem Schritt hockte, um mir die Füße abzutrocknen, hätte ich am liebsten seinen Hinterkopf umfasst und seinen Mund über meinen Schwanz gestülpt. Ich konnte meine erneute Erektion nicht vor ihm verbergen. Er ließ es wohl zu, dass ihm meine Eichel über Stirn, Nasenspitze, Wangen und Kinn streichelte und den einen oder anderen feuchten Tupfer darauf hinterließ, aber mehr geschah nicht. Am Ende drückte er mir einen flüchtigen Kuss auf die Eichel und kam wieder hoch. Mehr tat er nicht, dabei hatte auch er schon wieder einen Steifen.
    »Warum nicht?«, fragte ich, atemlos vor Lust.
    »Zu spät heute. Beim nächsten Mal«, antwortete er und flüsterte zum ersten Mal nicht mehr.
    Er wollte sich von mir lösen, aber meine Arme hatten sich zu einer Kette um seine Hüfte geschlossen und schmiedeten ihn an mich.
    »Dann machen wir das noch mal?«, fragte ich und ließ es zu, dass die Freude über diese Aussicht meine kleine Enttäuschung in Nichts auflöste.
    Karsten nickte nur, und damals hielt ich das Gequälte in seinen Augen für den Schmerz, der von dem notgedrungenen Unterdrücken seiner und meiner Lust herrührte.
    »Und jetzt lass mich gehen«, sagte er und zog mich von seiner Brust, »ich muss hier ja auch noch abschließen.«
    Was blieb mir anderes übrig? Bevor ich ihn gehen ließ, umfasste ich noch einmal unsere beiden in glühender Eintracht hervorstehenden Schwänze, rieb sie ein wenig, der Vorfreude wegen, und meinte: »Guck mal, ich bin fast so groß wie du.«
    Er aber lächelte nur matt und wandte sich endgültig dem Anziehen zu.
    Ich fuhr wie beseelt auf meinem Rad durch die laue, dunstig-feuchte Sommerabendluft, in die frühes Mondlicht, das Gezwitscher später Vögel und die

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