Die unsicherste aller Tageszeiten
schließlich mit beiden. Als dann die große Wellenmaschine das nächste Mal angeworfen wurde und das Wasser im Becken so richtig in Bewegung geriet, stand ich auf, watete etwas an Tim vorbei und tat so, als würde ich mich in die herankommenden ›Brecher‹ stürzen. In Wirklichkeit ließ ich mich von ihnen Stück für Stück in seine unmittelbare Nähe tragen, bis es schließlich so aussah, als würde ich gegen ihn gespült werden, wehrlos ob der Kraft der Wellen. Er umfasste mich automatisch – nur im allerersten Moment war das eine Abwehrbewegung gewesen –, hielt mich länger umfasst als nötig und streifte mit seiner Hand sogar meinen Schritt, bevor er mich wieder losließ. Seine Wangen glühten krebsrot.
»Entschuldigung«, sagte ich.
Er schüttelte nur den Kopf.
»Hab dir hoffentlich nicht wehgetan?«·
Wieder das Kopfschütteln, doch dann auch, ganz zaghaft: »Nein.«
Ich grinste ihn an.
Ich gab mich weiterhin ungeschickt, wohl wissend, dass er mein Spiel längst nicht nur durchschaut hatte, sondern es auch liebend gern mitspielte. Solange der Wellengang andauerte, trieben wir immer wieder aneinander, und ich ließ mich von ihm überall berühren, wo er seine Hände auf die Schnelle hingelangen lassen konnte, Arme, Beine, Brust, Bauch, Hintern und noch zweimal mein in der Badehose langsam anschwellender Schwanz. Seine Erektion fiel selbst in seinen voluminösen Badeshorts auf, doch schien er selbst dieses sichtbare Zeichen seiner Erregung gar nicht zu bemerken. Seine Unbefangenheit, die noch nichts von einer eventuell notwendig werdenden Heimlichtuerei wissen wollte und es ihm ermöglichte, sich diesen Moment durch keinerlei Angst vor den Reaktionen anderer verderben zu lassen, erregte mich nur noch mehr. Ich wollte ihn haben und war mir jetzt hundertprozentig sicher, ihn auch zu bekommen.
Die Wellen verebbten, das Spaßintervall war einmal mehr vorüber, seine Fortsetzung würde gewiss nicht in diesem Becken stattfinden, aber es konnte eine Fortsetzung geben, wenn er sich nur traute. Also machte ich mich sogleich daran, seinen Mut, sein Verlangen zu testen.
Ich richtete mich auf und sagte, scheinbar einfach nur so vor mich hin: »Ich glaub, ich muss mal für kleine Jungs.« Doch dabei zwinkerte ich ihm ungeniert zu.
Ihm platzte fast der Schädel.
Ich ging zur Männertoilette, die sich gleich neben der Dusche befand, ohne mich auch nur ein einziges Mal umzudrehen: Der Fisch zappelte sicher an meinem Haken. Während ich tatsächlich auch urinierte, inspizierte ich mit Augen und Ohren, ob sich in einer der Kabinen eventuell ein Störenfried verbarg. Wirklich wurde auch gleich eine Spülung betätigt, ein kleiner dicker Mann in knapper Badehose und mit Brille auf der breiten Nase kam heraus und ging zurück zum Becken. Sich die Hände zu waschen, hielt er wohl nicht für nötig, wenn er sowieso gleich wieder ins gechlorte Wasser eintauchte. Ganz unrecht hatte er mit dieser Logik ja nicht, trotzdem war er ein ekliges Schwein. Aber er gab auch Tim die Klinke in die Hand. Da stand er auf der Schwelle, verzagt und versucht, und wirkte so, als hätte er nicht wirklich erwartet, mich hier zu sehen. Dann ging alles ganz schnell: Ich zog ihn in die Kabine außen links, auch weil sie nicht diejenige war, die zuvor der dicke Schmutzfink benutzt hatte, zog Tims und meine Badehose ein Stück weit nach unten – sie waren so nass und dadurch klebrig, dass sie an den Oberschenkeln hängen blieben, aber das reichte ja vollauf – und wichste unsere Schwänze. Ich wusste, ich musste fertig sein, bevor der nächste Kerl die Toilette betrat, sonst wäre es zu viel für Tim geworden, er hielt es ja jetzt schon kaum aus. Seine Augen waren riesige Teller, in denen Lust und Angst miteinander rangen, er schwitzte stark und zitterte doch am ganzen Leib, und sein Stöhnen und Keuchen, das ich mit einem einzigen langen Kuss erstickte, klang eher wie das schmerzerfüllte Ächzen eines Menschen, dessen Lungen verletzt waren und keine Luft mehr ansaugen konnten. Er hielt sich nicht an mir fest, versuchte nicht, durch eine Umarmung Halt bei mir zu finden, sondern krallte seine Finger in die glatte Wand der Kabine, gegen die er lehnte, gegen die sein nackter Hintern bald im Rhythmus meiner Handbewegung stieß. Wir kamen schnell, er konnte sich nicht beherrschen, ich wollte mich nicht beherrschen. Hochrot, als entsetzte ihn der Anblick, starrte er auf die Bescherung, mein Sperma auf seinem Bauch und Schwanz, seins auf meinem,
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