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Die unsichtbare Brücke: Roman (German Edition)

Die unsichtbare Brücke: Roman (German Edition)

Titel: Die unsichtbare Brücke: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Orringer
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zu seiner Kamera herunter und machte Bilder. Als Rosen den erneuten Jubel hörte, kam er zu Andras herübergelaufen und nahm ihn beim Arm.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte er. »Alle warten auf dich! Du hast gewonnen, du Spinner. Du und dein wunderbarer Kollege. Ihr habt den ersten Preis gewonnen. Deine Goldmedaille hängt im Amphitheater.«
    Andras lief hinüber und sah, dass es stimmte: Ihr Sportclub Saint-Germain wurde von einer goldgestempelten Urkunde und einer Medaille an einem dreifarbigen Band geschmückt. Die Unterschriften der Jurymitglieder standen auf der Urkunde: Le Corbusier, Lemain und Pingusson. Eine Weile stand Andras da und konnte es kaum begreifen; er nahm die Medaille in die Hand und drehte sie hin und her. Sie war blank und schwer und trug das Porträt von Emile Trélat im Flachrelief. Grand Prix du Amphithéâtre stand darauf; auf der Rückseite waren die Namen von Andras und Polaner sowie das Jahr, 1939, eingraviert. Andras hängte sich die Medaille um, ihr Gewicht zerrte am dreifarbigen Band um seinen Hals. Er musste zu Polaner und dann zu Professor Vago.
    »Lévi«, sagte jemand, und er drehte sich um.
    Es waren zwei Studenten, die ebenfalls am Wettbewerb teilgenommen hatten, zwei Burschen aus dem dritten Jahr. Andras hatte sie schon in der École Spéciale gesehen, kannte sie aber nicht näher; keiner von beiden gehörte zu seiner Ateliergruppe oder zu seinen Mentoren. Der Größere mit dem pechschwarzen Haar hieß Frédéric Soundso; der mit der breiten Brust und der Hornbrille hatte den Spitznamen Noirlac. Der Große griff nach Andras’ Medaille und zog daran.
    »Hübsches Blech«, sagte er. »Schade, dass du es nur durch Betrug bekommen hast.«
    »Pardon?«, sagte Andras. Er traute seinem Verständnis von Frédérics Französisch nicht so recht.
    »Ich sagte, es ist schade, dass du betrügen musstest, um es zu bekommen.«
    Andras sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Was soll das heißen?«
    »Jeder weiß, dass du sie aus Mitleid bekommen hast«, sagte der Mann, der Noirlac genannt wurde. »Man hatte Mitleid mit deinem kleinen Freund, der von hinten gestopft und dann verprügelt wurde. Es reicht ja noch nicht, dass Lemarque sich deswegen aufgehängt hat. Sie mussten unbedingt ihre Meinung öffentlich zum Ausdruck bringen.«
    »Jeder weiß, dass du für Lemain arbeitest«, sagte der andere. »Und glaub bloß nicht, dass wir nicht von Pingusson und deinem Stipendium wüssten. Wir wissen, dass es ein abgekartetes Spiel war. Besser, du gibst es vor dir selbst zu. Mit so einem Ungetüm würde man niemals gewinnen, da muss man schon der Günstling von irgendwem sein.«
    Aus dem Hof klang gedämpfter Jubel herüber. Andras konnte so gerade Rosens Stimme heraushören, der eine Lobrede hielt. »Wenn ihr Polaner anrührt, bringe ich euch um«, sagte er. »Euch beide.«
    Der größere von beiden lachte. »Kämpfst du für deinen Geliebten?«
    »Was ist hier los, meine Herren?« Es war Vago, der mit einem Bündel Entwürfe unter dem Arm durch das Amphitheater schritt. »Gratulieren wir dem Gewinner, ja?«
    »Ganz richtig«, sagte Frédéric und ergriff Andras’ Hand, als wolle er sie schütteln. Andras entzog sie ihm.
    Vago registrierte Andras’ Gesichtsausdruck und das aufgesetzte Grinsen der älteren Studenten. »Ich möchte kurz mit Monsieur Lévi sprechen«, sagte er.
    »Aber natürlich, Professor«, sagte Noirlac und verbeugte sich leicht vor Vago. Er nahm seinen Freund beim Arm und ging durch das Amphitheater davon. An der Tür zum Hof drehte er sich um und salutierte in Richtung von Andras.
    »Diese Schweine«, sagte Andras.
    Vago ließ die Hände sinken und seufzte. »Ich kenne die beiden«, sagte er. »Ich würde sie am liebsten selbst umbringen, wenn ich dann nicht rausgeworfen würde.«
    »Sagen Sie mir bitte eins: Stimmt es? Haben Sie uns den Preis verliehen, um Ihre Meinung öffentlich zum Ausdruck zu bringen?«
    »Was für eine Meinung?«
    »Über Polaner.«
    »Na, sicher«, sagte Vago. »Die Meinung, dass er ein hervorragender Planer und Zeichner ist. Genau wie Sie. Ihr Beitrag ist natürlich nicht perfekt, aber er war bei Weitem der innovativste und am besten umgesetzte des ganzen Wettbewerbs. Die Entscheidung war einstimmig. Ausnahmsweise waren alle Juroren einmal einer Meinung. Obwohl Pingusson Ihr größter Befürworter war. Er sagte, Sie seien jeden Centime wert. Er versprach sogar, Ihr Stipendium aufzustocken. Er will unbedingt, dass Sie mehr Zeit fürs Atelier

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