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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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untergeschoben werden soll.«
    Heilwig wurde flau. Sie ließ sich wieder auf den Sessel fallen und atmete schwer.
    »Was habt Ihr denn? Ist Euch nicht wohl?« Er war mit einem Schritt bei ihr und blickte besorgt auf sie nieder.
    »Es ist nur … Nein, sprecht Ihr erst weiter«, forderte sie ihn auf. Sie wollte alles wissen, was er gehört oder gesehen hatte, bevor sie Mechthild ins Spiel brachte.
    Er lief vor ihr auf und ab. »Diese Esther scheint die Schwester eines anderen Schreibers zu sein, der dort im Skriptorium seine Dienste anbietet. Er sollte das Schriftstück aufsetzen, doch es klang so, als wäre es Felding gelungen, die beiden von diesem törichten Vorhaben abzubringen.«
    »Dann ist es doch gut«, sagte Heilwig, ahnte jedoch bereits, dass die Geschichte noch nicht zu Ende war.
    »Ich fürchte, Felding hat mal wieder gelogen. In meinen Augen hatte es den Anschein, als hätte er gar nicht versucht sie davon abzubringen. Denkt Euch, die beiden trafen sich vor der Schreibwerkstatt, direkt nachdem Felding sie verlassen hatte.«
    »Wer, Felding und diese Esther?«
    »So ist es. Und stellt Euch nur vor, sie wirkten sehr vertraut miteinander. Natürlich musste ich mich weit abseits halten, so dass es mir nicht möglich war, das Gespräch der beiden zu verfolgen, doch konnte ich beobachten, wie er ihr etwas zugesteckt hat.«
    Heilwig wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie hörte Magnus weiter zu, der von einem angeblichen Fehler in seiner Schriftrolle erzählte. Das alles war höchst verworren. Und schon morgen früh galt es. Dann musste alles so ablaufen, wie sie es gemeinsam mit Magnus ausgedacht hatte. Unsicherheiten, die alles in Frage stellten, konnten sie sich einfach nicht leisten.
    Als er geendet hatte, sprang sie auf. »Kommt!«
    »Wohin gehen wir?«
    »Wir gehen ins Johanniskloster.«
     
    Es dauerte lange, bis die hohe Holztür mit den schweren Eisenbeschlägen sich öffnete. Zuvor hatte eine Ordensfrau durch eine winzige Luke geblinzelt und sich ausführlich erklären lassen, mit wem sie es zu tun hatte und was genau Heilwig wollte. Nun stand sie vor ihnen und verschränkte ihre fleischigen Arme vor der Brust. Die Schwestern schienen alle wohl genährt zu sein. Freundlichkeit und Sanftmut waren dagegen offenkundig keine Voraussetzungen, um hier mildtätigen Dienst tun zu dürfen.
    »Und zu wem wollt Ihr zu dieser unpassenden Stunde?«, fragte sie erneut. »Ein jeder hat sich Ruhe nach seinem Tagewerk verdient und schläft längst.«
    »Wer schläft, sündigt nicht«, sagte Magnus leise und erntete dafür einen missbilligenden Blick.
    »Wie ich Euch schon sagte, habe ich meine alte Amme heute hierhergebracht, damit sie für ein paar Nächte ein sicheres Dach über dem Kopf hat und sich ebenfalls so ausruhen kann, wie es ihr zusteht.«
    »Und diese Ruhe wollt Ihr jetzt stören?«
    Heilwig schluckte. Ihr war ja auch nicht wohl dabei. Doch es blieb nun einmal nicht die Zeit, bis zum nächsten Morgen zu warten. Dann war es vielleicht schon zu spät.
    »Es muss sein«, antwortete sie darum kurz.
    »Aber den Mann wollt Ihr doch wohl nicht mitnehmen in die Kammer einer alten Frau«, stellte die Ordensschwester entschieden fest.
    »Warum wohl nicht? Mechthild hat gewiss nichts dagegen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das zulassen kann.« Sie blickte finster drein.
    »Glaubt mir, ich würde nur zu gern hier warten.« Magnus griff in seine Tasche, nahm eine Münze aus dem Beutel, in dem die zweite Rate für den Schreiber war, und reichte sie ihr. »Doch denke ich, es ist von Bedeutung, dass ich die Gräfin begleite. Und ich bin gewiss, Ihr könnt das guten Gewissens geschehen lassen.«
    Die Münze verschwand schnell in der drallen Hand.
    »Geht Ihr wahrhaftig ungern mit mir?«, flüsterte Heilwig Magnus zu, als sie hinter der Schwester den schlichten Gang entlangschlichen, von dem die Türen zu den Schlafsälen und Kammern führten.
    »Nur in diesem Fall«, versicherte er.
    »Warum nur?«
    »Ich kenne Eure Amme. Sie hat den bösen Blick.«
    Heilwig seufzte. Selbst Magnus glaubte solchen Unfug.
     
    Mechthild hatte nicht, wie die Ordensschwester geglaubt hatte, einen furchtbaren Schreck bekommen und Zeter und Mordio geschrien, als es zu nachtschlafender Zeit bei ihr geklopft hatte. Stattdessen saß sie aufrecht im Bett, als hätte sie die späten Gäste bereits erwartet.
    Tatsächlich sagte sie: »Ihr seid also gekommen.«
    »Du hast es gewusst, nicht wahr?«
    Mechthild murmelte wieder einmal vor sich

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