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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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Gefasel nicht mehr hören. Was auch immer Ihr sein mögt, ich hätte mich niemals mit Euch einlassen dürfen.«
    Da hatte dieser arrogante Fatzke ausnahmsweise einmal recht. Wie sehr, würde er begreifen, wenn Graf Adolf Stadtherr sein würde. Schon jetzt freute er sich darauf, dem Schauenburger die gute Nachricht zu überbringen, seine Belohnung einzustreichen und es sich für den Rest seines Lebens gut ergehen zu lassen. Doch noch war es nicht so weit. Leider. Er warf einen ungeduldigen Blick hinaus zur Baustelle, wo noch immer ein Handgemenge im Gang zu sein schien. Mit einem Mal erkannte er Esther, die im Schatten des riesigen Lastenrads Schutz suchte. Und da war auch dieser Vitus. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten?
    »Bitte, verehrter Marold, lasst mich da draußen rasch für Ruhe sorgen. Dann beleidigt niemand mehr Eure Ohren, und ich bin guter Hoffnung, dass mein Bote in der Zwischenzeit eintreffen wird.«
    Ehe der Domherr widersprechen konnte, war er bereits aus der Tür und auf der Gasse. Keinen Wimpernschlag zu spät, denn er konnte gerade noch sehen, wie Magnus von einem rothaarigen Jungen zu Boden geworfen wurde. Was um alles in der Welt ging hier vor? Was hatte dieser Magnus hier zu suchen? Die Sache drohte ihm vollends zu entgleiten. Das durfte nicht geschehen. Er presste sich an eine Mauer und beobachtete, wie ein Mann mit auffallend großen Händen, der eben noch mitten in dem Tumult gewesen war, fortging und gleich darauf mit einem Seil zurückkehrte.
    Felding wusste, was zu tun war. Er durfte um keinen Preis verpassen, wohin sie Magnus schleppten, was sie mit ihm im Sinn hatten. Er sprang die Stufen zu Marolds Kontor hinauf, riss die Tür auf, ohne geklopft zu haben, und schrie: »Sie haben meinen Boten überfallen! Es muss einen Verräter geben. Jemand hat uns verraten und den Boten überwältigt.«
    »Was, aber …?«
    »Sorgt Euch nicht, werter Marold. Jetzt kann ich beweisen, wie sehr ich Euch und der Stadt Lübeck ergeben bin. Ich bringe Euch die Urkunde zurück, ich schwöre!« Er war schon wieder halb hinaus, da fügte er noch hinzu: »Bei meinem Leben!« Das war womöglich eine Spur zu dick aufgetragen, aber ihm gefiel es. Hinter sich hörte er Marold zetern, doch er war nicht aufzuhalten. Er sah, wie der Rothaarige und dieser Vitus, dem Esthers Herz noch gehörte, den gefesselten Magnus vor sich hertrieben. Zwar war es nicht gerade seine Stärke, jemanden unbemerkt zu beschatten, in diesem Fall dürfte es allerdings nicht allzu schwierig sein. Zu viert waren sie gut zu erkennen und würden auch nicht sonderlich schnell vorankommen.
    Verdammt, sie hielten auf die Stadtmauer zu. Da draußen auf dem gewundenen Pfad zwischen Wiesen und Feldern hindurch würde es sehr viel tückischer für ihn werden, ihnen auf den Fersen zu bleiben, ohne entdeckt zu werden. Er musste großen Abstand halten. Wohin wollten sie nur gehen? Ein altes Weib kam ihm entgegen. Es trug einen Ballen Reisig auf dem gebeugten Rücken.
    »He, Weib«, rief er ihr zu. Sie blieb stehen und blickte ihn ängstlich an.
    »Du willst das Reisig gewiss auf dem Markt verkaufen. Habe ich recht?«
    »So ist es, Herr.«
    »Was wirst du dafür bekommen, einen Pfennig?«
    »O nein, Herr, es ist sehr gutes Reisig, und es ist viel. Die Leute können Besen daraus machen, gute Besen, Herr.«
    »Wie viel?« Er hatte nicht die Zeit, mit ihr ein Schwätzchen zu halten. Er wollte das Bund Holz. Würde sich einer der vier dort vorne umsehen, dächte er sich sicher nichts bei dem Anblick eines Mannes, der Reisig schleppte.
    »Für alles? Nun, es ist eine ordentliche Menge, die ich da auf dem Buckel schleppe …«
    »Wie viel, du redselige Vettel?«
    »Ihr solltet Euch schämen, so mit einem alten Weib zu sprechen, das sein Leben lang tüchtig und anständig war.«
    Er schnitt ihr das Wort ab. »Du hast jetzt die Wahl, Weib. Entweder du sagst mir deinen Preis, oder ich nehme mir das Reisig, ohne dafür zu zahlen, und dein Leben endet auf der Stelle an diesem Ort.« Sollte er seine Waffe zücken, um seine Worte zu bekräftigen? Als er die Angst in ihren Augen sah, wusste er, dass das nicht nötig sein würde.
    »Vier Pfennige bekomme ich sicher dafür. Es ist viel Reisig, Herr«, wiederholte sie.
    »Ich gebe dir zwei. Du bist alles auf einen Schlag los und sparst dir den Weg bis zum Markt.«
    »Zwei Pfennige für diesen Batzen Reisig?«, quakte sie.
    »Und für dein Leben.«
    »Ja, warum nicht?«, murmelte sie schnell, ließ das Holz zu Boden

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