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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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gehörig verderben. Zumindest in diesem Punkt müsste es diesem Magnus gerade recht sein, was sie vorgehabt hatte.
    »Wenn Ihr Graf Adolf von Herzen verabscheut, könnt Ihr kein böser Mensch sein«, begann sie behutsam. Magnus blickte sie an. In seinen Augen lag ein Schimmer, der da zuvor noch nicht gewesen war. Sie spürte, dass sie auf dem richtigen Weg war. »Ihr wusstet, dass unter dem Lumpen noch ein Pergament war. Woher?«
    Er zögerte noch einen Wimpernschlag, dann erwiderte er: »Weil es mein Einfall war. Ich habe diesem Reinhardt einen Sack voll Münzen gegeben, damit er meine zweite Abschrift, eine Abwandlung der ersten, dem Boten des Kaisers übergibt.«
    »Abwandlung? Zweite?«, fragten Vitus und Kaspar gleichzeitig.
    »Felding hat Graf Adolf von den Plänen des Lübecker Rates berichtet, das ist wahr. Der hat getobt vor Wut.« Ein hämisches Grinsen huschte über die knittrigen Lippen.
    »Der Kölner ist wahrhaftig ein Verräter«, stieß Vitus zornig aus.
    »Er ist viel mehr als das. Er bot Adolf an, ein Schreiben aufsetzen zu lassen, das dem des Rates auf das Haar gleicht. Nur sollte eine einzige Passage darin fehlen.« Magnus blickte vielsagend in die Runde. »Er würde dafür Sorge tragen, dass dieses Schreiben anstelle des vom Rat in Auftrag gegebenen nach Parma gebracht würde.«
    »Und Ihr solltet die Fälschung schreiben.« Vitus schüttelte böse den Kopf. »Aber das habt Ihr nicht getan?«
    »O doch, ich hatte keine Wahl. Ich habe es sogar besonders gut gemeint und gleich zwei Dokumente verfasst.« Wieder dieses schadenfrohe Schmunzeln. Esther begann diesen Magnus zu mögen. Sie konnte kaum mehr glauben, dass er es war, der sie in Angst und Schrecken versetzt hatte. »Ich habe herausgefunden, dass Felding das Skriptorium zur Übergabe benutzen will. Er hatte Euren Freund Reinhardt dafür bezahlt, dass er achtgibt, damit alles ungestört seinen Gang geht.«
    »Das schlägt doch dem Fass den Boden aus«, ereiferte sich Kaspar. »Reinhardt hat von zwei Männern Geld genommen und bei der Schurkerei mitgemacht?«
    »Beruhige dich, Kaspar. An dem Geld hat er keine Freude mehr. Man hat ihm die Kehle durchgeschnitten. Das ist ein hoher Preis, denkst du nicht?«
    Kaspar griff sich erschrocken an den Hals und schwieg.
    »Felding hat ihm die Kehle durchgeschnitten«, stellte Magnus richtig. »Ich hätte wissen müssen, dass er nicht davor zurückschreckt. Ich hätte auf ihn aufpassen müssen. Es lag doch auf der Hand, dass Reinhardt genug wusste, um Felding in Teufels Küche zu bringen. Das war sein Todesurteil, das hätte mir klar sein müssen«, sagte er leise mehr zu sich selbst. Dann fiel ihm ein, was er gerade berichtet hatte, und fuhr fort: »Jedenfalls habe ich Reinhardt dafür entlohnt, im letzten möglichen Augenblick meine Urkunde, die Felding ihm bringen würde, mit meiner zweiten zu vertauschen. Das gleiche Pergament, die gleiche Schrift, Felding würde nichts auffallen, dachte ich. Ich empfahl Reinhardt, die zweite Fassung unter dem Lumpen zu verbergen. In dem Moment, in dem der Bote auftaucht, so sagte ich ihm, könne er den Lappen blitzschnell auf die Schriftrolle ziehen, die Felding ihm mitbringen würde. Der würde gewiss zur Tür schauen und den Boten begrüßen und daher nichts bemerken.« Er senkte den Kopf. »Vielleicht hätte Felding ihn sogar am Leben gelassen. Wer würde schon einem kleinen Schreiber glauben? Womöglich hat er den Betrugsversuch doch bemerkt, und Reinhardt musste deshalb sterben«, sagte er bedrückt.
    Vitus schüttelte energisch den Kopf. »Das glaube ich kaum. Ich bin eher der Ansicht, der gute Reinhardt war von vornherein als Opfer vorgesehen.«
    Esther führte sich das Geschehen in der Depenau noch einmal vor Augen. Magnus hatte ein Pergament zur Hand genommen, das offenbar nicht das war, welches er auf die Reise nach Parma schicken wollte. Er hatte also seine zweite Fassung noch unter dem Lumpen vermutet. Ihre Kopie von Marolds Handschrift war eben dieses Pergament aber auch nicht. Es gab also noch eine Abschrift? Sie dachte darüber nach, ob es klug war, die kostbaren Dokumente hervorzuholen. Auf der anderen Seite, er wusste ohnehin, dass sie sie bei sich hatte. Was konnte es also schaden?
     
    »Von wegen, die Lübecker Englandfahrer sind wenigstens ein bisschen besser gestellt als zuvor«, schimpfte Vitus. »Dieser Dreckskerl wollte mir und meinesgleichen das Genick brechen!«
    »Mehr noch, während die Kölner und Tieler zuvor gleichgestellt waren, wollte

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