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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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Felding.
    »Wie sollte er?«, murmelte Marold leise. Der Kaufmann mit dem verschlagenen Gesicht bewahrte ihn womöglich vor einer gefährlichen Unternehmung, die er von vornherein abgelehnt und nur auf Drängen des Rates übernommen hatte. Dennoch traute er ihm nicht über den Weg. Irgendetwas an diesem Mann störte Marold bis ins Mark.
    »Bedenkt weiter«, ergänzte Felding, »dass es nicht Eure Handschrift ist, die man erkennen wird, falls der ganze Schwindel auffliegt. Wenn wir das Dokument an Eurer Stelle schreiben, seid Ihr aus der Schusslinie, sowohl aus der von Adolf als auch aus der des Kaisers – im Fall der Fälle.«
    Marold stieß sich mit einem Seufzer von seinem Pult ab und ging auf Felding zu.
    »Ihr macht mir nicht den Eindruck, als wärt Ihr gänzlich selbstlos und wolltet mich nur schützen. Was habt Ihr im Sinn? Wie wollt Ihr Euer großzügiges Angebot entlohnt wissen?«
    »Aber werter Domherr, was denkt Ihr von mir?« Er schnappte übertrieben nach Luft wie ein Hering auf dem Trockenen. Dazu riss er die Augen weit auf. Sein Schreiber starrte derweil die ganze Zeit auf seine eigenen Schuhe und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ihm schien die Angelegenheit nicht besonders zu gefallen. Kein Wunder, er war derjenige, der den Kopf hinhalten sollte. »Wie ich Euch sagte, bin ich ein rechtschaffener Kaufmann, der der wunderbaren Stadt Lübeck einiges zu verdanken hat. Darum sehe ich es als meine Pflicht und meine Freude an zu helfen, wenn ich kann. Um der ganzen Wahrheit die Ehre zu geben, muss ich ergänzen, dass ich meine Heimat Köln trotz aller Vorzüge Lübecks vermisse. Ich gedenke mir dort ein Haus zu bauen mit Blick auf Vater Rhein, wo ich mich beizeiten zur Ruhe setzen kann. So ein Häuschen kostet bedauerlicherweise viel. Und man muss immer damit rechnen, dass einem Waren gestohlen werden oder verderben. Vor bösen Verlusten ist kein Kaufmann gefeit.«
    »Ihr wollt Geld«, stellte Marold fest.
    »Ich bitte Euch, Herr, ich käme nicht auf den Gedanken, etwas zu verlangen. Allerdings, wenn Ihr es für richtig haltet, mich für meinen exzellenten Schreiber zu entlohnen, dann will ich Euch nicht vor den Kopf stoßen und ablehnen.« Sein schiefes Grinsen von unten herauf widerte Marold an.
     
    Felding klatschte in die Hände und hüpfte albern auf der Stelle, kaum dass sie das kleine Backsteingebäude verlassen hatten und um die nächste Ecke gebogen waren.
    »Es ist genauso gelaufen, wie ich es wollte«, rief er voller Freude.
    »Ihr habt gut lachen, und ich muss jetzt das Reisig aus dem Feuer holen.«
    »Nun, bester Reinhardt, eine Rathausbaustelle ist ein guter Ort. Dort sprechen bedeutende Persönlichkeiten unserer Stadt, Ratsmänner und derlei hohe Tiere ganz nebenbei über höchst brisante Dinge. Wenn Ihr klug wärt wie ich, hättet Ihr selbst Euren Plan entwickeln und Profit daraus schlagen können.« Er lächelte ihn fröhlich an. »Nicht verzagen. Zwar seid Ihr weniger klug, dafür aber sehr glücklich, denn durch mich kommt Ihr nun auch in den Genuss eines vortrefflichen Geschäfts.«
    »Ihr habt mir nicht gesagt, wie gefährlich dieses Geschäft für mich ist«, protestierte Reinhardt.
    »Aber es ist ja nicht gefährlich, mein Bester.«
    »Nicht gefährlich? Ihr seid drollig! Ihr sagtet doch selbst, dass der Graf womöglich auch in unserem Skriptorium nach dem Verfasser der Fälschung suchen wird. Und es wird meine Handschrift sein, die dem Kaiser vorgelegt wird. Wenn der etwas bemerkt …«
    »Es wird nicht Eure Handschrift sein. Das denkt nur Marold. Die Urkunde ist ja längst geschrieben.«
    »Sie ist schon fertig?« Er zog verwundert die Augenbrauen hoch.
    »Aber ja! Du hast nicht recht zugehört. Man muss Spuren verwischen. Ich werde dafür sorgen, dass niemand weiß, wo und von wem das Schriftstück aufgesetzt wird. Außerdem werde ich einen Sendboten großzügig dafür bezahlen, dass er das Pergament in Eurem Skriptorium abholt, wenn es so weit ist. Dafür, dass Ihr die Schriftrolle, die ich Euch geben werde, dem Boten aushändigt, werdet Ihr ebenfalls reich entlohnt. Das ist alles.«
    »Das nenne ich leicht verdientes Geld«, meinte Reinhardt und grinste zufrieden.
    Das eben noch recht freundlich dreinschauende Fuchsgesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze. »Wehe Euch, wenn Ihr nur ein Sterbenswörtchen darüber verliert, dass wir uns erst vor wenigen Tagen begegnet sind. Zu keiner Seele auch nur das geringste Wort über unsere Verabredung, oder der Lohn wird

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