Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
Vom Netzwerk:
steigen, den Graf Adolf für mich für die Reise nach Lübeck anspannen lässt. Bis dahin muss es geschafft sein.«
    »Würdet Ihr es auch schaffen, von neuem zu beginnen und dennoch rechtzeitig fertig zu werden?«
    »Gewiss, ich arbeite ja nicht langsam wie ein Leimsieder. Nur weiß ich nicht, warum ich …«
    »Bringt Ihr das Pergament direkt zu dem Herrn, der mit meinem Gatten unter einer Decke steckt?«
    »Ja, erlauchte Gräfin. Er wird es dann in ein Skriptorium bringen, wie er sagte, von wo die Sendboten es nach Parma schaffen werden.« Ein geringschätziges Grinsen huschte über sein mageres Antlitz. »Er wollte es keinesfalls hier abholen. Es sähe wohl komisch aus, wenn dieser Kaufmann damit auf dem Weg von der Burg des Grafen von Schauenburg angetroffen würde. Dieses Risiko überlässt er getrost mir.« Er wurde wieder ernst. »Ich nehme an, es ist das Skriptorium des Ratsschreibers, in dem die Rolle schließlich abzuliefern ist. Diese heikle Aufgabe will er zu meiner großen Freude dann doch lieber selbst erledigen.«
    »Dieser Kaufmann wird gewiss sicherstellen, dass Ihr den Text so verfasst habt, wie er es wünscht?«
    »Nun, das wird er sich kaum nehmen lassen.« Er erhob sich aus dem Sessel, was ihn augenscheinlich eine Menge Kraft kostete. »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    »Er ist es, der die Wachstafel beschrieben hat, die Euch als Vorlage dient. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Ihr sagt, er schreibt nicht sehr gut?«
    »Nun, er macht einige Fehler, aber das ist nichts Besonderes. Nicht jeder Kaufmann kann überhaupt schreiben. Zwar werden es immer mehr, aber einige verstehen sich noch immer besser auf das Rechnen und haben ihre Leute für Briefe und dergleichen.«
    »Gewiss, gewiss.« Sie wedelte ungeduldig mit der Hand in der Luft. Ihr Kopf schmerzte. Sie musste Magnus jetzt für ihren Plan gewinnen, sonst würden sie beide im Höllenfeuer schmoren. »Meint Ihr, dass ihm dann auch das Lesen schwerfällt?«
    »Schon möglich. Ja, ich denke, davon könnt Ihr ausgehen.«
    »Er liest nicht gut, er wird also nur flüchtig einen Blick darauf werfen, erkennt etwas, das ihm bekannt vorkommt, und ist zufrieden. Wenn ich ihn richtig einschätze, wird er so schnell wie möglich damit zum Ratsschreiber eilen. Den muss er für einen Augenblick dazu bringen, seine Schreibstube zu verlassen, um dessen Pergament gegen das von Euch geschriebene zu tauschen. So soll es wohl in die Hände der Sendboten gelangen, die damit nach Parma reiten sollen. Und dann wird er seinen vermeintlichen Triumph feiern. Was denkt Ihr?«
    »So könnte es sein, ja. Aber vielleicht ist auch alles ganz anders. Ich habe mich gefragt, warum er dem Grafen von den Plänen der Lübecker berichtet und diesen Ausweg gefunden hat, der eben den Plan vereiteln soll.«
    »Er will Geld. Das dürfte für einen kleinen Falschmünzer wie ihn Grund genug sein.«
    »Was, wenn er mehr im Schilde führt? Man hat mich zum Ritter ausgebildet, nicht zum Kaufmann. Aber mir scheint, als ließe es sich als Händler in einer freien Stadt nicht übel leben. Sollte es also nicht in seinem Interesse sein, den Plan der Lübecker zu unterstützen und die Stadt vor dem Zugriff des Grafen zu bewahren?«
    Darüber hatte sie noch nicht nachgedacht. Wie auch? Sie wusste nicht genug über derartige Dinge.
    »Ließe sich denn unter einem Stadtherrn Adolf von Schauenburg und Holstein weniger günstig Handel treiben?«, wollte sie darum wissen.
    »Manch einer mag das befürchten.«
    »Ihr versteht es, Antworten zu geben, die Euch nicht in Schwierigkeiten bringen. Lernt man das auch als Ritter?«
    »Nein, das lernt man bei Bettlern und Dieben.«
    Sie musste lächeln.
    »Was, meint Ihr, führt der Kerl im Schilde, wenn es ihm nicht allein um ein kleines Vermögen geht?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es. Es ist zu vermuten, dass ein anderer hinter ihm steckt, einer mit Interessen, die wir uns nicht einmal ausmalen können.«
    »Was bedeutet das?«
    »In diesem Fall müsste dieser Felding das von mir verfasste Pergament sehr genau prüfen. Nur so könnte er sicher sein, dass dieser große Unbekannte ihm nicht am Zeug flicken kann.« Er dachte kurz nach, den Zeigefinger, der dünn wie ein Ästchen war, an den Lippen. Dann sagte er: »Wenn ich es recht durchdenke, bin ich sicher, dass er sich Zeit nehmen wird, jede Zeile zu lesen. Ob nun jemand mit in die Angelegenheit verwickelt ist oder ich mich diesbezüglich täusche. Er traut mir nicht. Wahrscheinlich traut er niemandem.«
    Nun war

Weitere Kostenlose Bücher