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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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verraten habe. Ich tat es ja nur zur Sicherheit, damit Ihr achtsam seid. Bitte, erschreckt sie nicht. Behaltet sie nur im Auge, damit sie Euren Plan nicht vereiteln kann.«
    Felding lachte. Es klang ein wenig wie das Gackern einer Henne. »Ich dachte, dafür bezahle ich Euch, dass der Plan gelingt.« Er schloss den Fensterladen, zog einen Pfennig aus seiner Tasche und reichte ihn Reinhardt. »Es war richtig, dass Ihr zu mir gekommen seid. Ich werde diese Esther vor sich selbst beschützen. Sie ahnt ja nicht, worauf sie sich da einlassen will, dieses dumme Ding.«
    »Ja, Herr, danke, Herr, das ist gut. Das habe ich ihr auch gesagt.«
    »An unserer Abmachung ändert sich nichts«, erklärte Felding. Damit war das Gespräch beendet.

[home]
    Lübeck, 11 . April 1226  – Esther
    S ie rieb sich die seltsam kribbelnden Wangen und ließ den Kopf einige Male kreisen. Es knirschte bedenklich in ihren Knochen. Schatten tanzten vor ihren Augen. Während sie sämtliche Zutaten wieder an ihren Platz zurückstellte, warf sie immer wieder einen Blick auf den kleinen Fetzen Pergament, auf den sie zuletzt ein paar Buchstaben gemalt hatte. Es hatte wahrhaftig den Anschein, als würden diese von Mal zu Mal blasser. Hatte sie es endlich geschafft? Oder gaukelte ihr ihr matter Geist nur etwas vor, damit sie es nur gut sein ließ und sich ausruhte? Sie nahm die Schale mit der letzten Tintenmischung, die, wenn sie Glück hatte, diejenige war, mit der sie Marold an der Nase herumführen konnten. Ganz vorsichtig stellte sie sie auf das Regalbrett. Sie traute sich nicht, die Tinte in ein dafür vorgesehenes Gefäß zu füllen. Vor Erschöpfung zitterten ihre Hände, und ihr Blick war verschwommen. Was, wenn sie die kostbare Flüssigkeit verschüttete? Dann musste sie von neuem anfangen. Kaum dass sie die Schale abgestellt hatte, klopfte es.
    Esther fuhr erschrocken herum. Ihr Herz schlug einen Takt schneller.
    »Wer ist da?«
    Die Tür öffnete sich. »Ein ehrbarer Kaufmann, der nach einem guten Schreiber verlangt. Darf ich eintreten?«
    Sie konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. »Gewiss, seid gegrüßt«, gab sie höflich zurück und bemühte sich um ein freundliches Gesicht. Ausgerechnet jetzt musste jemand kommen, der Kaspars Dienste brauchte. Jederzeit hätte sie sich darüber gefreut, wäre beflissen ans Werk gegangen, nach den Wünschen des Mannes zu fragen. Doch in diesem Moment wollte sie nur allein sein, sich ausruhen.
    »Dieses ist doch das Skriptorium des Reinhardt, des Otto und des Kaspar, von dem ich nur Gutes gehört habe?«
    »Ja, Herr, da seid Ihr hier richtig. Zu dumm nur, dass gerade heute keiner der drei zugegen ist. Sie sind alle sehr beschäftigt, müsst Ihr wissen.«
    »Das kann ich mir denken. Wer etwas kann, ist gefragt, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte sie und hoffte inständig, dass er beschließen würde, zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukehren. Der Mann war höflich und gut gekleidet. So jemanden ließ man nicht so einfach gehen. Sie musste sich zusammenreißen. »Ihr benötigt also einen Schreiber. Muss es gleich jetzt sein, oder darf ich meinem Bruder ausrichten, dass er Euch aufsuchen soll?«
    »Einer der drei Herren ist also Euer Bruder?«
    »So ist es. Ich bin Esther, die Schwester des Schreibers Kaspar aus Schleswig.«
    »Esther! Was für ein hübscher Name.« Er verneigte sich galant. »Im Angesicht Eurer Schönheit verblasst er jedoch.«
    Ihr wurde mit einem Schlag bewusst, dass sie fürchterlich aussehen musste. Was hatte Reinhardt gesagt? Die Schatten unter ihren Augen konnten einen das Fürchten lehren, und sie sah aus wie das Leiden des Herrn. Die Hitze schoss ihr vor Verlegenheit in die Wangen, und sie zupfte hilflos an ihrem Haar, das sich fast vollständig gelöst hatte und von der Haube nicht mehr verborgen wurde.
    »Kein Grund zu erröten, nur weil ich die Wahrheit spreche.«
    »Es ist nur …« Sie nestelte weiter an ihrem Schopf herum.
    »Stünden nicht fünfzehn Schilling Strafe darauf, würde ich jetzt Eure zarte Hand berühren, damit Ihr aufhören mögt, Euer Haar zu richten. Es ist wunderschön, gerade so, wie es ist.«
    Esther wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fühlte sich ganz benommen und ließ die Hand sinken.
    »Wie ich Euch sagte«, stammelte sie, »es ist niemand zugegen. Nur ich. Wenn ich Euch irgendwie zu Diensten sein kann …« Was redete sie denn da?
    »Wie meint Ihr das?« Himmel, was mochte dieser ehrbare Kaufmann nur von ihr denken?
    »Nun, ich kann meinem

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