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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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mir wohnen und mich durchströmen. Sollte Aabuwa diese Gaben ebenfalls besitzen, dann schweben wir womöglich in großer Gefahr.«
    »Du meinst, wir beide?«
    »Ich fürchte, die Bedrohung ist um einiges größer.«
    »Memphis? Glaubst du etwa, das Unheil könnte die ganze Stadt treffen?«
    »Viel größer, Inukith.«
    »Baqat? Doch nicht das ganze…«
    »Noch größer.«
    Das Mädchen wurde bleich und hauchte: »Anx?«
    Topra schüttelte den Kopf. »Größer.«
     
     
    Endlich durfte er das Millionenjahrhaus allein verlassen. Annähernd sieben Wochen lang hatte Topra jetzt schon im Palast nach Bomben gesucht und vor zwei Tagen in der Nähe des Haupttors tatsächlich eine gefunden. Diesmal war es keine Übung gewesen. Irgendjemand hatte die Limousine des Pharaos auf dem Weg zu einer Stadioneinweihung in die Luft sprengen wollen und es wäre ihm ohne Topras besondere Findigkeit wohl auch geglückt. General Waris gratulierte seinem »Spürhund« persönlich zur Heldentat und belohnte ihn großzügig mit einem freien Nachmittag.
    Der junge Leibgardist verließ den Palastbezirk durch eine Seitenpforte. Zwar trug er dieselben Kleider wie damals, als er einen parallel verlaufenden Weg in umgekehrter Richtung benutzt hatte, aber trotzdem gab es einen entscheidenden Unterschied: den Bund.
    Es war aus mancherlei Gründen ein unerfreuliches Gefühl, sich mit dem Sklavenring in der Öffentlichkeit zu bewegen. Topra stieg in einen Bus, nahm auf einer hölzernen Bank Platz und versuchte die Leute zu ignorieren, die ihn oder auch nur den goldenen Reif anstarrten, irgendwie lief es aufs selbe hinaus. Ihm gegenüber saß ein kleines Männlein in einem fadenscheinigen Beduinengewand, dessen runzliges, eingefallenes Gesicht unter dem riesig anmutenden weißgelben Turban irgendwie verloren wirkte. Der Greis grinste unablässig, wobei er schamlos ein Gebiss aus fünf bis sieben gelbschwarzen Zähnen zeigte.
    Topra studierte scheinbar teilnahmslos seine Fingernägel. Äußerlich mochte er gelassen wirken, aber er war alles andere als das. Wie er deutlich spürte, brauste die nächste große Welle des Drillingsuniversums heran und er hoffte inständig, dass ihn der blaue Glanz nicht unter den Augen so vieler Zeugen ereilte. Im günstigsten Fall würde das Spektakel eine Menge Aufsehen verursachen und im schlimmsten ein Blutbad. Topras Kenntnisse der Physik waren bescheiden, aber er wusste immerhin so viel, dass Licht etwas mit Photonen zu tun hatte und diese wurden auch Energiequanten genannt. Wer konnte schon sagen, wie die sensible Elektronik zur Abwehr von Manipulationen reagieren würde, wenn der Bund von gewaltigen Strahlungsimpulsen bombardiert wurde?
    Topra schwitzte. Dabei befand er sich allerdings in guter Gesellschaft. Das öffentliche Verkehrsmittel glich einem fahrbaren Backofen. Die dumpfe Luft schien gesättigt zu sein vom Schweißgeruch der Passagiere – ein Fahrgast mehr und es würde in dem Bus zu regnen anfangen. Nach einigen Stationen schloss Topra die Augen und konzentrierte sich. Werde ich beobachtet?, lautete die einfache Frage, die er seinem findigen Sinn stellte, wobei er den grinsenden Alten wohlweislich ausklammerte. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    Der Spion stand am hinteren Ausgang.
    Bei der nächsten Station warf Topra einen unauffälligen Blick zu dem Mann. Er trug ein schwarz-weiß kariertes Hemd und schwarze Baumwollhosen, hatte dunkles, schütteres Haar, eine dicke braune Hornbrille auf der Nase, unzählige Narben im Gesicht, etliche Pfund zu viel auf den Rippen und Schweißflecken unter den Achseln. Vermutlich gehörte er dem Amjib an. Der Agent war eingeklemmt zwischen einer Frau mit einem zappelnden Huhn und einem Geistlichen in schwarzem Kaftan.
    Gehörte die Überwachung durch die Geheimpolizei zur Routine bei neuen Rekruten der Leibgarde? Von seinen Kameraden hatte Topra bisher nichts dergleichen gehört. Aber was hieß das schon? Er konnte sich noch gut an die Audienz erinnern, der er seine Stellung bei Hof verdankte, an das Geflüster zwischen Aabuwa und seinem vermeintlichen Vater. Anschließend hatten sie ihm den Bund verordnet. Dieses Zeichen der ausschließlichen Ergebenheit gegenüber dem Großen Haus war für Sklaven gesetzlich vorgeschrieben, aber bei Freien eine seltene Ausnahme. Seit er von Aabuwas Wahrnehmungen wusste, fragte sich Topra, ob sie einander irgendwie orten konnten. Ihm war es bisher nicht geglückt, irgendwelche Schwingungen oder was auch immer von dem

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