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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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der Gefahr werde auch der Befreier kommen.«
    »Ja. Ich vermute, er hat dabei an den Dreierbund gedacht. Leider wurde der ja von Molog ausgerottet.«
    »Verzeiht, wenn ich Euch da widerspreche«, meldete sich Dambaraghs helle weiche Stimme erneut zu Wort, »aber das stimmt nicht ganz.«
    »Ihr meint, weil ich überlebt habe?« Trevir stieß ein bitteres Lachen aus. »Was soll ich schon gegen eine ganze Armee ausrichten?«
    »Nun, meine Brüder haben mir berichtet, was Ihr mit unseren Kriegern angestellt habt – verzeiht, aber das soll kein Vorwurf sein. Überdies wird es wohl auch einen Grund geben, warum Ihr nach Londinor gekommen seid.«
    »In meiner Welt nennt man so etwas eine Verzweiflungstat.«
    ›»Wer nicht schläft, hat keine Träume‹, sagt ein anderes unserer Sprichwörter: Man muss die Dinge im Zusammenhang sehen. Ebenso wie ein Sinnspruch einen Anlass braucht, um verstanden zu werden, ist dein Hiersein nicht ohne höheren Grund zu erklären. Verzeiht dies kühne Wort eines alten Mannes, ehrenwerter Trevir, aber Ihr macht Euch selbst etwas vor. Weder Rache wegen des Gemetzels an Euren Mitbrüdern noch Verzweiflung allein haben Eure Schritte nach Londinor gelenkt. Ihr habt Eure Bestimmung im Wellengang des Triversums erkannt und sie demütig angenommen. Abacuck sagte ebendies voraus.«
    »Aber wie konnte er das…?« Trevir verstummte, schüttelte nur verständnislos den Kopf. Nach einer Weile sagte er leise zum Chef: »Ihr habt da ein Buch des Propheten erwähnt, Ceobba. Auch mein Lehrmeister erzählte mir von einem verschollenen Werk Abacucks, in denen er die Gesetze des Triversums beschreibt. Existieren diese Aufzeichnungen noch?« Er wagte kaum zu hoffen, ein Ja zu hören.
    »Sicher«, erwiderte Ceobba.
    Trevir schnappte nach Luft. »Dann gibt es vielleicht wirklich noch Hoffnung! Kann ich es sehen?«
    »Ja. Aber es befindet sich nicht in den Höhlen, sondern oben in der Welt des Lichts, in die Abacuck wieder zurückkehrte, nachdem er mit unseren Vorfahren einige Jahre hier unten verbracht hatte.«
    »Ist es weit bis zu diesem Ort?«
    »Nicht allzu sehr. Das Buch befindet sich in der Rotunde des Wissens.«
    »Die…? Ihr meint einen runden Saal?«
    Ceobba nickte. »Er gehört zu einem großen Palast, der während der Katastrophe nur wenig beschädigt wurde. Wenn Ihr möchtet, kann ich Euch morgen Nacht dorthin führen.«
    »Entschuldigt, falls ich auf Euch ungeduldig oder sogar unhöflich wirke, aber bis morgen haben wir keine Zeit. Ich fürchte nämlich, Molog könnte uns zuvorkommen.«
    »Der Kriegslord?«
    »Er hat sich durch Lug und Trug sehr viel Wissen über Abacucks Erkenntnisse angeeignet. Vermutlich sucht er schon nach der Rotunde des Wissens.«
    Ceobbas Kopf schwankte vor und zurück, denn er hatte verstanden. »Dann müssen wir sehr schnell handeln.«
     
     
    »Ich finde es trotzdem unvernünftig, dass du mitgekommen bist. Pass auf.« Trevir zog den Kopf ein, um einem tief hängenden Felsvorsprung auszuweichen. Dwina folgte seinem Beispiel.
    »Du meinst, weil ich ein Mädchen bin?«
    »Nein… Das heißt, ja. Eigentlich doch.«
    »Ich habe mehr als drei Jahre in Mologs rauem Haufen überlebt.«
    »Ja, aber da hat dich Cord von Lizard beschützt.«
    »Und jetzt tust du es.«
    Trevirs Mund blieb offen stehen, während er neben Dwina durch den Tunnel stapfte. Ceobba, Dambaragh und ein weiterer Ratsbruder liefen voraus, sechs andere Badda hinterher.
    »Was ist?«, fragte schmunzelnd das Mädchen. »Findest du es so abwegig, dass ich mich in deiner Gesellschaft sicher fühle?«
    Anstatt zu antworten, nahm er wieder ihre Hand, so wie er es fast den ganzen Tag über getan hatte, ohne sich über die Intimität dieser Berührung große Gedanken zu machen – manchmal war er ja auch ziemlich ruppig. Zum ersten Mal spürte er nun bewusst ihre lebendige Wärme, den innigen Druck ihrer Finger und fühlte sich wohl dabei.
    Fast scheu drängte sich Ceobbas Stimme zwischen sie. »Verzeiht, wenn ich Euch unterbreche, aber wir sind am Ziel. Über uns liegt die Rotunde des Wissens. Dort müssen wir hinauf.« Er deutete auf einen schmalen Schacht, der steil nach oben führte.
    Trevir nickte. »Also dann.«
    Für den Aufstieg musste die Gruppe wieder mehrere Stockwerke überwinden. In einem Gestrüpp kehrten sie schließlich unter den Sternenhimmel zurück. Trevir drückte mit seinem Stab die stacheligen Äste zur Seite, damit Dwina nirgendwo hängen blieb. Es war eine sternenklare Nacht. Bald führte Ceobba

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