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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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seine Begleiter über eine weite Treppe zu einer monumentalen Säulenfassade hinauf. Unverkennbar war die Ähnlichkeit mit jener des Baddapalastes von Unterlondinor. Trevirs Blick erklomm die steinernen Pfeiler. Über den Kapitellen ruhte ein schmuckloses Gebälk, aber die Giebelfront bevölkerten zahlreiche Figuren, deren Gestalten im Licht der Mondsichel nur zu erahnen waren.
    Ceobba hielt genau auf die Mitte der acht Doppelreihen mächtiger Säulen zu, wo ein massives Holztor den Zugang zum Gebäude versperrte. Vor diesem blieb er stehen, zog unter seinem langen Umhang einen großen klimpernden Bund hervor und begab sich auf die Suche nach dem richtigen Schlüssel. Währenddessen schritt Trevir neugierig auf das Schild zu, das neben dem Eingang an der Wand hing. Es war zu verschmutzt, um es lesen zu können.
    Trevir trug noch immer wie eine Toga das Baddatuch am Körper, weil sich seine eigene Kleidung beim überstürzten Aufbruch noch in der Wäsche befunden hatte. Hinzugekommen war einer jener Glitzerumhänge, die den Höhlenbewohnern als Orientierungslichter dienten. Trevir wischte mit einem Zipfel seines Gewandes über die Tafel und hielt dann den schwach schimmernden Mantel davor. Das Schild bestand aus Bronze und der Schriftzug darauf gab Aufschluss über den ursprünglichen Zweck des kolossalen Baus.
    Britannic Museum
    & Britannic Library
    Trevir deutete mit dem Knauf seines Stabes auf die obere Zeile und flüsterte: »Britannisches Museum? Was soll das sein?«
    Dwina hob die Hand und fuhr mit dem Finger die hervorstehenden Buchstaben nach. »Mein Vater erzählte mir mal von einer Zeit, als die Menschen noch Muße hatten und die Sorgen des Lebens sie nicht so sehr bedrückten wie uns heute. Er sagte, sie hätten damals einer Sammelleidenschaft gefrönt, die wir uns kaum vorstellen könnten. Aus allen Himmelsrichtungen trugen sie Kunstwerke, Schätze vergangener Epochen, alles Mögliche zusammen. Sogar Tonscherben und ausgeblichene Knochen! Kannst du dir das vorstellen?«
    »Dann war das hier also ein Kuriositätenkabinett.«
    »Eher ein Palast. Wahrscheinlich…«
    »Warte mal!«, unterbrach Trevir sie. »Da hat jemand das Wort für Bibliothek durchgestrichen. Die Farbe ist kaum noch zu erkennen. Da drüber steht ein… Name?« Aufgeregt raffte er noch mehr von dem grünlich schimmernden Tuch zusammen und hielt es neben den verblichenen Schriftzug.
    »Abacucks Bibliothek!«, las Trevir atemlos. Zum ersten Mal hatte er einen direkten Beweis für die Existenz des Gründers der Bruderschaft von Sceilg Danaan vor Augen.
    »Verzeiht, wenn ich Euch störe, aber zur Rotunde des Wissens geht es hier entlang«, sagte Ceobba und deutete durch die offene Tür, welche die kleinen Badda mit vereinten Kräften aufgestemmt hatten.
    Trevir riss sich von dem Schild los, nahm wieder Dwinas Hand und folgte dem Chef.
    Hinter dem Eingang lag eine große Halle. Durch die Fenster in der Stirnseite des Gebäudes fiel das Mondlicht herein. Zudem erhellten die Umhänge der elf Besucher die nähere Umgebung. Das wirkliche Ausmaß des Vorraums ließ sich aber nur erahnen. Der Boden war von einer dicken Staubschicht bedeckt, die in Wolken aufstieg, sobald ein Fuß sie aufstörte. Hier und da lagen ein paar kleinere Trümmer herum. Im Großen und Ganzen schien das Gebäude jedoch unversehrt zu sein.
    Nachdem Ceobba und seine Gefährten die Tür wieder geschlossen hatten, wandte der Chef sich nach rechts. Die Gruppe folgte einem hohen Durchgang und betrat einen weiteren Saal, dessen Dimensionen noch gewaltiger waren als die des Foyers. Hier reihten sich Regale an den Wänden und auch mitten im Raum. Gläserne Tische bargen, wie sich nach Entfernung des Schmutzes erkennen ließ, außergewöhnliche Bücher und Handschriften. An den Wänden hingen Bilder, deren Motive unter einer dicken Staubschicht verborgen lagen. Ceobba bog nach links ab, lief ein Stück weit durch die große Halle, bis sie in der linken Wand auf eine weitere, nicht sehr große Tür stießen, die unverschlossen war. Als er sie öffnete, strömte mattes Mondlicht in den Saal. Die Gruppe trat in einen weiten Innenhof.
    In diesem befand sich die Rotunde des Wissens.
    Der Rundbau erhob sich zu gewaltigerer Größe über die winzig erscheinenden Besucher. Er war überdacht von einer runden Kuppel, die in Trevir Zweifel weckte. Von welchem Dom hatte Abacuck in seinem Aufsatz über die Immo- und automobilen Schwingungsknoten des Triversums gesprochen? Meinte er diesen hier –

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