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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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strömen. Das Geräusch einer dahinstürmenden Brise scholl durch die Kammer. Das Wasser im Becken kräuselte sich.
    Sonst geschah nichts.
    Topra glaubte zu Eis zu erstarren. Jetzt verstand er, was Fatima gemeint hatte, als sie ihn vor diesem Ort und seinen eigenen Gesetzen warnte.
    Isfet hatte sich inzwischen wieder gefangen und das zappelnde Mädchen mit seinem Dolch zur Räson gebracht. Er lachte leise. »Der Versuch war nicht schlecht, Junge. Man könnte die Insel, auf der ich hier stehe, als Drehpunkt dreier Welten bezeichnen. Er ähnelt ein wenig dem Zentrum eines Karussells – von hier aus können die Kräfte des Drillingsuniversums nur nach außen, aber nicht nach innen wirken. Wenn du das Leben deiner Buhle retten willst, werden wir miteinander verhandeln müssen.«
    Warum musste die Steintür auch zugehen?, stöhnte Topra innerlich auf. Wahrscheinlich starrte Hobnaj in diesem Moment draußen auf die Konsole und fragte sich, ob er die Kombination eintippen und sich damit verraten sollte. Wenn das geschah, würde Isfet vermutlich zustechen. Topra atmete tief durch.
    »Hier bin ich also. Was gedenkt Ihr nun zu tun, Hoheit?«
    »Dies ist die Nacht der Nächte, Topra. Du wirst mir helfen, die drei Welten in der sechsten Welle zu verschmelzen, damit wieder eins sei, was vorzeiten zerrissen wurde.«
    »Wollt Ihr mir etwa weismachen, Euch ginge es nur um eine heilige Mission?« Topra schüttelte den Kopf. »Das nehme ich Euch nicht ab, Hoheit. Draußen vor der Totenstadt zerfällt Euer Reich. Was ist für Euch wertvoller als das?«
    »Ich habe es dir bereits gesagt. Baqat hat seine Kultur von den Göttern empfangen. Sie ist jeder anderen überlegen. Ich werde das Drillingsuniversum für die memphitische Triade in Besitz nehmen.«
    »Was redet Ihr da! In unseren Schwesterwelten leben keine Wilden, sondern unsere Ebenbilder: Männer, Frauen und Kinder mit dem gleichen Drang nach Freiheit wie wir ihn haben und demselben Recht darauf. Außerdem spielt niemand ungestraft mit dem Gefüge des Kosmos. Was wisst Ihr schon über die anderen Welten, Pharao? Allein der Versuch, sie Euch zu unterwerfen, könnte in einer Katastrophe enden.«
    Isfets Lippen kräuselten sich höhnisch. »Du scheinst dich ja bestens in diesen Dingen auszukennen. Pflegst wohl Kontakte zu den anderen Welten, was?«
    »Und ob!«, stieß Topra hervor. »Ich habe sein Gesicht gesehen, in einem Brunnen…« Plötzlich stockte er. Ja, der Pharao lag mit seinem Spott näher an der Wahrheit, als er vermutete, aber war es klug gewesen, die Erscheinung in Hobnajs Garten zu erwähnen, jenen Zaungast aus einer anderen Welt…?
    Isfets Stirn hatte sich in Falten gelegt. Ein erfreuter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Du kannst also tatsächlich die Türen zum Drillingsuniversum aufstoßen – das wird ja immer besser. Was für ein Glück, dich heute Nacht hier bei mir zu haben! Erzähl mir bitte mehr von diesem… Gesicht im Brunnen.«
    War der Pharao tatsächlich weniger feindselig als eben noch? Oder gehörte die überraschende Freundlichkeit zu seinem abgefeimten Plan? Topra traute ihm nicht. Wenn er doch nur die Existenz seines Alter Ego beweisen, ihn irgendwie herbeirufen könnte! Der Zwilling aus der anderen Welt würde Isfet schon sagen, was er von der angeblichen Ausnahmestellung Baqats hielt, ihn vielleicht sogar von seinem frevelhaften Plan abbringen können. Leider deutete im Wasserbecken unter dem Sarkophag weder ein blaues Glühen noch Sonstiges auf einen derartigen Besuch hin. Er, Topra, würde die Situation wohl oder übel allein meistern müssen.
    Argwöhnisch fragte er: »Was würde das für eine Rolle spielen, wenn ich Euch von der Vision berichte?«
    Isfet schmunzelte. »Es ist immer gut, seinen Gegner zu kennen. Sollten die Bewohner der anderen Welten uns so ähnlich sein, wie du es andeutest, dann wird es mir mit deiner Hilfe ein Leichtes sein, aus ihnen und meinem jetzigen Reich eine Nation von vielen Milliarden ergebener Untertanen zu schmieden.«
    »Ihr habt es nicht einmal geschafft, in Baqat für Frieden, Sicherheit und Eintracht zu sorgen. Das Volk lehnt sich gegen Eure Tyrannei auf, Hoheit. Wie wollt Ihr da drei Universen zusammenschweißen?«
    »Mit Macht!«, zischte Isfet und ließ damit seine Maske fallen. »Mit einer Gewalt, der sich nichts entgegenstellen kann. Spürst du nicht, wie sie durch dich hindurchfließt? Zuerst werde ich sie mir zu Eigen machen, um sie anschließend zu entfesseln.«
    Topras Mund war unangenehm

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