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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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glitzerte. Schuster zog sich ebenfalls einen Sessel heran, ließ sich darauf nieder und schlug die Beine übereinander.
    Der alte Priester ergriff schließlich das Wort. »Als ich Ihnen die Erlaubnis erteilt habe, den jungen Astrologen Unterricht zu geben, hätte ich nicht daran gedacht, daß Sie es wagen würden, ketzerische Theorien zu verbreiten.«
    »Meister!« protestierte Schuster und versuchte dabei, ein beleidigtes Gesicht zu machen. »Ich habe nichts dergleichen getan!«
    »Oh, Sie haben Ihre Sache geschickt angefangen, indem Sie immer wieder von einer Fiktion gesprochen haben. Aber Sie hätten sehen müssen, wie erregt die jungen Geweihten waren, die anschließend zu mir kamen, um meinen Rat einzuholen.«
    »Die Gedankengänge, die ich vorgetragen habe, waren natürlich aufregend …«
    »Beantworten Sie mir lieber eine Frage«, warf der Alte ein. »Selbstverständlich dauert es einige Zeit, bis wir den Wahrheitsgehalt Ihrer Behauptungen überprüfen können – aber funktioniert Ihre Hypothese wirklich so gut, wie Sie behaupten?«
    »Ja. Weshalb sollte ich Lügen erzählen, die leicht zu widerlegen sind?«
    »Das habe ich mir gedacht. Gerissen, gerissen …« Der Oberste Priester schüttelte den Kopf. »Aber wir wissen schließlich, daß der Anti-Gott unsere Seelen auf vielerlei Weise in die Irre führt.«
    »Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, daß meine Hypothese auf falschen Voraussetzungen beruht«, betonte Schuster nochmals.
    »Richtig, das haben Sie getan. Angeblich haben Sie auch gesagt, daß Ihre Berechnungen bestenfalls mathematisch richtig sein können, aber das ist kein Beweis für ihre philosophische Stichhaltigkeit.« Sketulo lehnte sich nach vorn und sagte eindringlich: »Sie müssen sich aber auch darüber im klaren gewesen sein, daß bald die Frage auftauchen würde, ob es zwei Wahrheiten geben kann, die nebeneinander bestehen. Und Sie müssen erkannt haben, daß alle, die ihr Leben mit Beobachtungen und Berechnungen verbringen, schließlich zu der Überzeugung kommen würden, die mathematische Wahrheit sei der anderen überlegen.«
    Selbstverständlich habe ich das erkannt, dachte Schuster. Genau diese Tatsache hat damals auf der Erde dazu geführt, daß Galilei seine Behauptungen widerrufen mußte. Allerdings ist es erstaunlich, daß dieser alte Teufel meine Absichten so schnell durchschaut hat.
    »Indem Sie den Glauben auf diese Weise zu untergraben versuchen, haben Sie meine Auffassung bestätigt, daß Sie und die Mitglieder Ihrer Besatzung Sendboten des Anti-Gottes sind«, erklärte Sketulo ihm. »Deshalb kann ich nicht gestatten, daß Sie noch länger hier bleiben.«
    Schuster sah überrascht auf. »Glauben Sie mir, Meister, wir haben keinesfalls die Absicht, länger als unbedingt erforderlich zu bleiben!« beteuerte er. »Sobald unser Schiff repariert ist, starten wir und kommen niemals zurück.«
    »Vielleicht. Aber die anderen! Wann müssen wir mit dem nächsten und dem übernächsten Besuch rechnen? Kommt dann nicht ein Flotte nach der anderen?«
    »So Gott will, tritt dieser Fall nie ein. Die erste Expedition hat doch bereits erklärt, daß wir kein Interesse an Handelsbeziehungen mit Larsum haben …«
    »Richtig, das hat man uns erzählt. Und trotzdem hat es nur wenige kurze Jahre gedauert, bis Sie hierherkamen. Wie sollen wir beurteilen, ob Sie die Wahrheit sagen?«
    Mit Fanatikern kann man nicht diskutieren, dachte Schuster und schwieg hartnäckig. Sketulo überraschte ihn nochmals, indem er das Thema wechselte und sich fast freundlich erkundigte:
    »Wie wollen Sie den großen Gegenstand hierher transportieren, um ihn in Ihr Schiff einzubauen?«
    »Eine ausgezeichnete Frage, Meister.« Schuster fuhr sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Wir wissen eine Methode, die wir aber bisher nicht erwähnt haben, weil …«
    »Ich habe befohlen, daß wir uns privat unterhalten, damit wir beide offen sprechen können.«
    Schuster holte tief Luft, griff nach Papier und Bleistift und zeichnete einen Wagen auf.
    Sketulo hörte sich seine Erklärungen schweigend an. Als er endlich sprach, sagte er nur: »Bei gewissen Zeremonien im Inneren des Heiligtums benützen auch wir eine ähnliche, aber wesentlich kleinere Konstruktion dieser Art.«
    »Die Bevölkerung braucht nicht zu sehen, daß wir Räder benützen, weil sie dadurch nur erschreckt würde«, erklärte Schuster ihm. »Wir können die Seiten des Wagens irgendwie verkleiden oder verhängen, damit niemand sieht, was

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