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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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darunter steckt.«
    Der Oberste Priester schüttelte langsam den Kopf. »Ausgeschlossen«, antwortete er dann. »Jeder hat als unwissendes Kind einmal mit einem runden Stock oder Steinen gespielt. Die Barbaren jenseits des Gebirges benützen Walzen. Unsere Bauern gebrauchen sie vermutlich ebenfalls, wenn schwere Lasten zu bewegen sind und niemand dabei zusieht. Auch die Abdeckung würde die intelligenteren Beobachter nicht darüber hinwegtäuschen, wie sich der Wagen bewegt. Und diese würden es den anderen sagen, die selbst nicht auf die gleiche Idee gekommen sind.«
    »Aber mit offizieller Genehmigung …«
    »Diese Genehmigung kann ich Ihnen nicht erteilen. Gottes Gesetze sind ganz eindeutig. Selbst wenn wir keine Einwände erheben würden, hätten die Bauern Angst vor Gottes Zorn, der sich über ihrem Haupt entladen könnte. Das Volk würde sich gegen Sie erheben, ohne daß wir Sie schützen könnten.«
    Schuster hatte das Gefühl, daß der Alte die Wahrheit sagte, denn David Falkayn hatte berichtet, daß Herzog Rebo ähnliche Befürchtungen vorgebracht hatte. Allerdings spielte dieser Punkt keine große Rolle, denn der Oberste Priester war offenbar fest entschlossen, auf keinen Fall eine derartige Erlaubnis zu erteilen.
    »Gibt es nicht noch eine andere Methode, Meister?« fragte Schuster seufzend. »Wenn Sie uns genügend Arbeiter zur Verfügung stellen würden, könnten wir den Generator vielleicht auf einem Schlitten transportieren.«
    »In dieser Jahreszeit geht die Aussaat vor. Wir brauchen alle Arbeiter selbst, damit wir später nicht verhungern.«
    »In gewisser Beziehung haben wir aber doch gemeinsame Interessen, Meister«, wandte Schuster ein, »denn wir wollen beide, daß das Schiff so bald wie möglich wieder startet. Meine Freunde zu Hause können Ihnen Metalle, Gewebe und sogar synthetische Lebensmittel schicken, die auch für hiesige Verhältnisse geeignet sind. Auf diese Weise ließe sich die Einbuße wettmachen.«
    Sketulo stieß seinen Stab heftig auf das Deck. »Wir wollen Ihre Waren nicht!« antwortete er aufgebracht. »Wir wollen auch Sie nicht! Seit heute nachmittag ist meine Geduld mit Ihnen endgültig erschöpft. Wenn Sie hier trotz des verdammten Lagerhauses sterben, sehen Ihre Landsleute vielleicht ein, daß der Platz für die Rettungsstation doch ungünstig gewählt war. Komme, was mag, wir in Larsum haben dann zumindest Gottes Willen erfüllt, indem wir den Sendboten des Anti-Gottes keinen Fingerbreit entgegengekommen sind!«
    Er erhob sich plötzlich. Schuster stand ebenfalls auf, betrachtete ihn von Kopf bis Fuß und erkundigte sich ruhig: »Sie wollen uns also wirklich hier sterben lassen, Meister?«
    Der Oberste Priester nickte wortlos.
    »Wird die Wachmannschaft des Tempels gegen uns vorgeschickt? Oder verlassen Sie sich lieber darauf, den Volkszorn gegen uns zu dirigieren?«
    Sketulo zögerte unentschlossen und sagte dann langsam: »Weder noch, wenn Sie uns nicht zu Vergeltungsmaßnahmen zwingen. Die Situation ist nicht einfach. Sie wissen vermutlich selbst, daß gewisse Elemente innerhalb des Adels und der Handelsherren sich dazu haben verführen lassen, Sie und Ihre Absichten zu unterstützen, was berücksichtigt werden muß. Außerdem weiß ich zwar, daß wir Ihnen zahlenmäßig weit überlegen sind, daß Ihre Waffen uns aber andererseits schwere Verluste zufügen würden – und das könnte die Barbaren zu einem Einfall verleiten. Deshalb habe ich beschlossen, vorläufig noch keine Maßnahme dieser Art zu ergreifen.«
    »Sie wollen also warten, bis Ihnen eine ungefährliche Methode eingefallen ist, uns ermorden zu lassen?« erkundigte Schuster sich ironisch.
    »Wir warten, bis Sie verhungert sind. Ab sofort dürfen Sie Aesca nicht mehr betreten.«
    »Wirklich? Vielleicht ist es hier draußen auch sicherer, denn in den finsteren Gassen weiß man nie, ob man nicht plötzlich von hinten überfallen wird. Nun …« Schuster sprach nicht weiter, sondern überlegte fieberhaft, ob er vielleicht selbst an dieser ungünstigen Entwicklung schuld war, ob er allzu kühn vorgegangen war, ohne die Situation richtig zu beurteilen … Nein. Er hatte nicht mit dieser Reaktion des Obersten Priesters gerechnet, aber trotzdem war es besser, die Absichten der Gegenseite zu kennen, als im Ungewissen herumtappen zu müssen. Hätte er allerdings schon früher gewußt, wie hartnäckig der Alte war, hätte er Davy nicht allein zu Herzog Rebo geschickt. Ich muß den Kleinen warnen, daß er sich vor

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