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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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einem Überfall in acht nehmen soll … Schuster grinste verzerrt. »Immerhin wissen wir jetzt, was wir voneinander zu halten haben. Vielen Dank.«
    Einen Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, den Obersten Priester als Geisel an Bord zu behalten. Aber dann ließ er die Idee fallen, als er erkannte, daß er dadurch nur einen Massenangriff provozieren würde. Sketulo war bestimmt ohne weiteres bereit, für seinen Glauben zu sterben. Schuster hatte durchaus nichts dagegen einzuwenden, wollte aber nicht gleichzeitig sterben. Schließlich hatte er auf der Erde Frau und Kinder, die auf seine Rückkehr warteten.
    Er führte seinen Besucher an die Luftschleuse zurück und sah dem Alten lange nach, als er mit seiner Begleitung davonritt.
     
5
     
    David Falkayn hatte das Gefühl, schon seit Jahren ununterbrochen im Sattel zu sitzen. Alles, was vorher geschehen war, schien Teil eines Traumes zu sein, der nur noch als flüchtige Erinnerung in seinem Unterbewußtsein existierte. Das war unwirklich … die Wirklichkeit bedeutete, daß er todmüde war, daß seine Zunge vor Durst gefühllos und geschwollen in seinem Mund lag, daß seine Augenlider immer wieder von selbst nach unten sanken, daß er sich nicht einmal mehr vor dem drohenden Tod fürchtete, sondern nur noch von einem Gedanken besessen war – er mußte Herzog Rebos Burg erreichen, obwohl er zeitweilig nicht einmal mehr genau sagen konnte, weshalb er dorthin unterwegs war.
    Selbstverständlich hatte er während der Nacht mehrmals kurze Ruhepausen eingelegt. Ein Fastiga war zäher als ein Maultier und schneller als ein Pferd, mußte aber trotzdem von Zeit zu Zeit ausruhen. Falkayn hatte jedoch selbst nicht geschlafen, sondern war immer so bald wie möglich weitergeritten. Jetzt schwankte sein Reittier wie betrunken von einer Straßenseite zur anderen.
    Er drehte sich im Sattel um und kniff dabei die Augen zusammen. Seine Verfolger waren schon bald nach Tagesanbruch zum erstenmal in Sichtweite hinter ihm aufgetaucht. Wann war das? Vor hundert Jahren? Nein, vor etwa zwei Stunden, denn die Sonne wurde eben erst über dem Horizont sichtbar. Vier oder fünf Reiter – aus dieser Entfernung konnte Falkayn sie nicht genau zählen – hatten sich ihm bis auf zwei Kilometer genähert und verringerten den Abstand weiter. Ihre Speerspitzen funkelten in der Sonne.
    Schon so nahe?
    Diese Erkenntnis traf David wie ein Keulenschlag und mobilisierte gleichzeitig seine letzten körperlichen Reserven, ließ die Benommenheit verschwinden und machte seinen Kopf wieder klar. Er riß das Funkgerät aus der Tasche, drückte auf den Sprechknopf und rief: »Hallo!«
    »Davy!« antwortete Schuster. »Was ist los mit dir? Alles in Ordnung?«
    »Ja, bis jetzt«, berichtete Falkayn. »Aber nicht mehr lange, fürchte ich.«
    »Wir haben schon stundenlang versucht, wieder Verbindung mit dir aufzunehmen.«
    David hatte den Überfall gemeldet und auch später mehrmals mit Schuster gesprochen, aber dann … »Wahrscheinlich bin ich so müde gewesen, daß ich das Gerät eine Minute lang eingesteckt und einfach vergessen habe. Mein Fastiga fällt vor Erschöpfung schon beinahe um, und … die anderen kommen immer näher.«
    »Glaubst du, daß du die Burg erreichst, bevor sie dich einholen?«
    Falkayn biß sich auf die Unterlippe. »Das bezweifle ich sehr. Wahrscheinlich sind es bis dorthin nur noch ein paar Kilometer, aber … Was soll ich tun? Zu Fuß weiterlaufen?«
    »Nein, dann wirst du niedergeritten oder von hinten erschossen. Am besten stellst du dich deinen Verfolgern.«
    »Aber ihre Bogen haben fast die gleiche Reichweite wie mein Strahler, und sie können mich von allen Seiten gleichzeitig angreifen. Außerdem habe ich hier keine Deckung – nicht einmal ein paar Büsche oder Bäume.«
    »Dann mußt du dein Fastiga erschießen und dahinter in Deckung gehen«, riet Schuster ihm.
    »Aber auch dann kann ich mich nicht lange gegen vier oder fünf Bewaffnete verteidigen.«
    »Vielleicht ist das gar nicht nötig. Wenn du wirklich schon in der Nähe der Burg bist, muß das Mündungsfeuer deiner Waffe bis dorthin zu sehen sein. Jedenfalls fällt mir im Augenblick nichts anderes ein. Tut mir leid, Davy.«
    »Schon gut«, wehrte Falkayn ab. »Ich versuche es jedenfalls damit.«
    »Ich wollte, ich wäre bei dir, um dir zu helfen, Davy«, meinte Schuster unsicher.
    »Dagegen hätte ich wirklich nichts einzuwenden«, erwiderte Falkayn zu seiner eigenen Überraschung. Das klang schon eher nach einem

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