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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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gewöhnlich reagiert hat, muß jetzt bereits eine gigantische Flotte unterwegs sein, die Ihrer weit überlegen ist.«
    Sie ballte die Fäuste. In ihren Augen standen Tränen. »Was passiert dann?«
    »Die Flotte landet hier. Ich erwarte sie schon täglich. Sie haben hier nur einige Kreuzer stationiert; die übrigen Schiffe Ihrer Flotte sind auf ein Dutzend Sterne verteilt, nicht wahr? Die Liga bombardiert nicht gern Planeten, aber in diesem Fall …« Jutta zuckte entsetzt zusammen. Falkayn ging rasch auf sie zu und nahm ihre Hände in seine. »Nein, nein«, sagte er dabei. »Wir betreiben immer eine realistische Politik. Ein Krieg soll den Feind nicht vernichten, sondern ihn nur unseren Absichten gefügig machen. Warum sollten wir Menschen umbringen, denen wir unsere Waren verkaufen können? Wir nehmen einfach die Planeten gefangen und verlangen Lösegeld.
    Ich habe selbst nicht viel zu sagen, kann mir aber verstellen, was passieren wird. Die Liga verlangt zunächst eine teilweise Abrüstung der Flotte, damit diese Gefahr beseitigt wird. Aber das ist noch nicht alles. Nachdem die Kraoka jetzt über schnelle Raumschiffe verfügen, kommt es wahrscheinlich zu einer friedlichen Wiedervereinigung ihrer Rasse. Wir hatten eigentlich vor, ihnen eine ganze Flotte – natürlich gegen entsprechend gute Bezahlung – zu verkaufen, aber allein wegen dieser Hoffnung fängt man noch keinen Krieg an.
    Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie und Ihre Landsleute der Liga nicht hilflos ausgeliefert sind, denn schließlich können Sie uns genügend Schwierigkeiten machen, falls wir unannehmbare Bedingungen stellen. Neuheim kann sein gegenwärtiges Gesellschaftssystem ohne weiteres behalten. Warum auch nicht? Wenn Sie den Versuch machen, diese kümmerliche Autarkie auch in Zukunft zu praktizieren, müssen Sie allerdings damit rechnen, daß das Volk innerhalb von zehn Jahren die Landbesitzer vertreibt und uns um Hilfe bittet.«
    Er hob ihr Kinn hoch. »Ich verstehe, daß Sie jetzt traurig sind«, fügte er leise hinzu. »Ein Traum ist plötzlich zu Ende.
    Aber warum wollen Sie Ihr ganzes Leben lang für das Andenken Ihres Vaters leiden?«
    Jutta brach plötzlich in Tränen aus. Falkayn bot ihr sein Taschentuch an und tröstete sie, so gut er es verstand. Kurze Zeit später hatte sie sich wieder beruhigt.
    »Sie können berichten, wer ich wirklich bin«, erklärte Falkayn ihr. »Dann werde ich nicht mehr als bevorzugter Gast behandelt, sondern vielleicht sogar erschossen.« Jutta runzelte die Stirn und starrte ihn nachdenklich an. »Nach den Kriegsartikeln ist das sogar Ihre Pflicht«, fuhr Falkayn fort. »Allerdings ist Ihnen damit nicht geholfen, denn dazu ist es schon zu spät – und die Liga schützt ihre Mitglieder, so daß Neuheim meinen Tod teuer bezahlen müßte.«
    »Habe ich denn eine andere Wahl?« wollte sie von ihm wissen.
    Falkayn lächelte strahlend. »Sie können zum Beispiel Ihren hübschen Mund halten und jedem, der es unbedingt wissen will, einfach erzählen, Sie hätten sich geirrt und ich sei doch nicht dieser Falkayn, sondern ein gewisser Sebastian Tombs. Und wenn dann ein Friedensvertrag unterzeichnet wird … Nun, Sie haben hier schließlich einigen Einfluß, glaube ich. Sie könnten viel dazu beitragen, daß Ihr Volk sich an die veränderten Verhältnisse gewöhnt.«
    »Sollen wir etwa alle Händler werden?« fragte Jutta. Sie schien plötzlich wieder zornig geworden zu sein.
    »Ich habe Ihnen doch schon einmal erklärt, daß wir nicht nur ganz gewöhnliche Krämer sind«, antwortete Falkayn fast beleidigt. »Selbstverständlich möchten wir soviel Gewinn wie möglich erzielen, das gebe ich offen zu. Aber selbst Adlige und Ritter müssen gelegentlich essen, und unser Brot kommt nicht von Leibeigenen oder Sklaven oder anderen Unglücklichen, die wir unterworfen haben. Sehen Sie die Sterne dort oben? Sie leuchten herrlich – aber wie steht es mit denen auf der anderen Seite?«
    Er legte ihr den Ann um die Schultern und flüsterte:
    »Dennoch, war alles dieses mir beschert,
    Ich fände keine Rast. Es gibt noch Sterne,
    Nach denen meine Sehnsucht nie begehrt,
    Es gibt noch Land in unbetretener Ferne,
    Wo Ströme gehn und fremde Menschen sind …«
    »Ohhh«, sagte Jutta nur.
    Falkayn grinste und konnte sich plötzlich gar nicht mehr vorstellen, wie sehr er früher auf seine Lehrer geschimpft hatte, die der Meinung gewesen waren, jeder gebildete Mensch müsse zumindest einige Gedichte auswendig lernen.
    »Ich verrate

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