Die unsichtbare Sonne
Ikrananka keinen Wert mehr auf unsere Anwesenheit legt. Ihnen ist hoffentlich klar, daß wir ebensogut wieder fortfliegen können. Wir haben nicht die Absicht, irgend jemand unsere Waren aufzudrängen.«
»Nein, nein, nein!« Gujgengi hatte gesehen, welche Schätze die Lagerräume des Schiffes bargen. »Ich wollte nur …«
»Ich muß Ihnen allerdings offen sagen, daß wir uns nicht für immer zurückziehen würden«, fügte Chee hinzu. »Nachdem wir zu Hause berichtet haben, daß hier diese Ershoka leben, kommen andere Schiffe, um sie abzuholen. Die Herren der Erde werden nicht gern hören, daß Katandara diese Unglücklichen vor uns zu verbergen versucht hat. Oder sind sie etwa mißhandelt worden? Ich fürchte fast, daß dieser Zwischenfall noch ernste Folgen haben wird.«
Falkayn war zu erschrocken, um sich darüber zu freuen, daß Gujgengi jetzt ängstlich schwieg. Bisher hatte er nicht an die Konsequenzen dieser Entdeckung gedacht. Wenn die Ershoka nach Hause transportiert wurden – dann wußte jeder, wo dieser Planet lag! Und dabei legte van Rijn größten Wert auf strikte Geheimhaltung! Aber andererseits konnte man diese armen Teufel schließlich nicht einfach hier sitzenlassen …
Gujgengi ließ sich nachschenken, hob das Glas mit zitternder Hand und schüttete den Whisky in den offenen Schnabel. »Eigentlich müßte ich mich zuerst mit dem Kaiser beraten«, meinte er. »Das wäre der vorgeschriebene Weg. Aber … unter diesen Umständen … Vielleicht können wir uns doch gütlich einigen.«
»Das hoffe ich sehr«, warf Adzel ein.
»Tatsächlich«, begann Gujgengi zögernd, »ist es kurz vor Ihrer Ankunft zu einem … ak-krr … sehr bedauerlichen Ereignis gekommen, das im Zusammenhang mit der Absicht des Kaisers steht, Sundhadarta zu erobern …« In der Sprache der Eingeborenen gab es keine Ausdrücke wie »Befriedung« oder gar »Befreiung«, die den wahren Sachverhalt beschönigt hätten. Gujgengi räusperte sich nochmals und fuhr dann fort: »Rangakora, die wichtigste Stadt dieses Gebiets, ist stark befestigt und deshalb fast uneinnehmbar. Der Kaiser entsandte deshalb einen Teil seiner Elitetruppe dorthin, damit die Ershoka den Widerstand des Feindes brechen konnten. Sie standen dabei unter der Führung von Oberst … uk-k-k …«
»Bobert Thorn«, warf Stepha ein.
»Der Angriff war erfolgreich …«
»Sie könnten sich zumindest bedanken«, meinte Chee.
Gujgengi wirkte leicht verwirrt und brauchte einen neuen Drink. »Der Angriff war erfolgreich«, wiederholte er dann, »aber Ohertorn schien beschlossen zu haben, die Stadt zum Mittelpunkt eines eigenen Königreichs zu machen. Er und seine Männer … nun, sie vertrieben unsere Soldaten und halten seitdem die Stadt besetzt. Wir haben sie seitdem noch nicht … uk-k-k … wieder vertreiben können. Aber inzwischen sind auch die Ershoka in der Hauptstadt unruhig geworden. Und dann tauchen Sie hier auf! Sie gehören zu der gleichen Rasse und vielleicht sogar zu dem selben Klan – wundert es Sie da noch, daß der Kaiser … ak-krrr … in diesem Fall besonders – sagen wir einmal – behutsam vorgehen wollte?«
»Puh!« sagte Falkayn leise.
Stepha schwieg nachdenklich, aber dann schien sie einen Entschluß gefaßt zu haben, denn sie richtete sich auf und stellte fest: »Richtig, die Ershoka in Katandara sind unruhig, weil sie wissen, daß sie unter Verdacht stehen. Wenn der Kaiser zu mißtrauisch wird, macht er vielleicht sogar den Versuch, sie ermorden zu lassen. Das wäre natürlich dumm von ihm, weil wir die Oberhand behalten würden, aber wir möchten auch verhindern, daß das Reich zerfällt. Trotzdem gehen unsere eigenen Interessen vor. Wir haben gehört, daß diese Fremden gekommen waren, wußten aber nicht, was wir von den Gerüchten halten sollten. Deshalb wollten wir uns selbst davon überzeugen, wer diese Besucher sind. Ich bin einfach losgeritten, ohne meine Vorgesetzten in der Kaserne zu fragen. Wahrscheinlich hätte ich es auch geschafft, aber eine Militärstreife hat mich gesehen.«
Falkayn hatte plötzlich eine gute Idee. Er sprang auf; Gujgengi griff nach seiner Sichel, aber der Mann ging nur erregt auf und ab. »Das ist wirklich ein glücklicher Zufall«, sagte er dabei. »Ihr Kaiser hat uns zu Unrecht verdächtigt. Wir sind nur friedliche Händler – aber unser Schiff ist mit Waffen ausgerüstet, denen keine Mauer widerstehen kann. Wir nehmen Rangakora für ihn ein und …«
»Nein!« rief Stepha. Sie sprang auf und zog
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