Die unsichtbare Sonne
ihren Säbel. »Sie schmutziger …«
Falkayn wartete, bis sie sich ausgesprochen hatte, wobei Adzel sie nicht losließ, und fragte dann: »Was haben Sie denn plötzlich? Stehen Sie nicht auf der Seite des Kaisers?«
»Bevor ich zulasse, daß Sie Tausende von Ershoka ermorden«, antwortete sie wütend, »sorge ich eigenhändig dafür, daß Sie …« Dann folgte eine genaue Beschreibung dessen, was sie David Falkayn zugedacht hatte.
»Hören Sie doch, meine Liebe«, protestierte er schließlich. »Sie haben mich ganz falsch verstanden. Ich will niemand umbringen, sondern nur ein paar Mauern einstürzen lassen, damit die Garnison sich kampflos ergibt.«
»Dann besorgen die Soldaten des Kaisers den Rest«, versicherte sie ihm.
»Aha, unter diesen Umständen müssen wir Ihre Landsleute eben beschützen.«
»Aber die Vorrechte des Kaisers …«, widersprach Gujgengi sofort.
Falkayn machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir helfen ihm nur, wenn er eine Amnestie erläßt«, sagte er einfach. »Das ist meiner Meinung nach ein durchaus annehmbarer Vorschlag. Aber die Entscheidung darüber muß der Kaiser selbst treffen. Am besten fliegen wir gleich zu ihm, um die Angelegenheit zu besprechen.«
»Warten Sie doch!« rief Gujgengi entsetzt. »Sie können nicht einfach …«
»Wie wollen Sie uns daran hindern?« erkundigte Chee sich freundlich.
Gujgengi versuchte es mit den Argumenten, die Falkayn erwartet hatte. Der Kaiser würde zornig sein, wenn seine Befehle auf diese Weise mißachtet wurden. In Katandara gab es keinen geeigneten Platz, auf dem das Schiff landen konnte. Die Bevölkerung war so unruhig, daß allein dieser Anblick einen Aufruhr hervorrufen konnte. Und so weiter, und so weiter.
»Am besten einigen wir uns auf einen Kompromiß«, flüsterte Adzel. »Arroganz führt nur zu erhöhtem Widerstand.«
Nach längeren Verhandlungen war Gujgengi schließlich damit einverstanden, daß unter den gegebenen Umständen zumindest der Aircar eingesetzt wurde. Er war klein, konnte landen, bevor er von allzu vielen gesehen wurde, und hatte im Palastgarten Platz. Der Ritt nach Katandara hätte wirklich zu lange gedauert.
»Vielleicht ist es sogar besser, das Schiff hierzulassen«, stellte Chee fest. »Sozusagen zur Überwachung, falls ihr Schwierigkeiten habt.«
»Falls wir Schwierigkeiten haben?« fragte Adzel verwundert.
»Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich würde euch begleiten? Nein, danke, ich habe ganz bestimmt nicht die Absicht. Hier kann ich wenigstens in Ruhe Musik hören …«
»Wenn du wieder die Tonbänder mit dem scheußlichen Gejaule abspielst, das bei euch als Musik angesehen wird, bin ich ganz bestimmt nicht hier«, versicherte Adzel ihr.
»Sie könnten mit uns nach Hause fliegen«, bot Falkayn Stepha an.
Sie hatte sich nicht an der Diskussion beteiligt, sondern hatte nur interessiert zugehört. Jetzt zögerte sie unentschlossen. »Sie erwarten doch keine Schwierigkeiten nach Ihrer Rückkehr, nicht wahr?« fragte er sie.
»Nein«, antwortete sie auf Anglic, so daß Gujgengi sie nicht verstehen konnte. »Die anderen haben inzwischen mein Verschwinden irgendwie gedeckt, obwohl sie nicht wissen, wohin ich unterwegs war. Zum Glück bilden diese dummen Ikranankaner sich ein, alle Ershoka sähen gleich aus. Aber wir müssen … ich meine, wir dürfen die Stadt vorläufig nicht verlassen. Deshalb kann ich nicht einfach am Tor auftauchen, und wenn ich mit Ihnen ankäme, würde ich beobachtet werden.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Am besten landen Sie rasch vor der Kaserne, damit ich hineinrennen kann. Falls Sie später gefragt werden, können Sie einfach behaupten, Sie hätten die Kaserne mit dem Palast verwechselt.«
»Weshalb möchten Sie nicht gern gesehen werden?«
»Die Idee gefällt mir einfach nicht.« Sie griff nach seinen Händen. »Bitte, David. Sie sind bisher ein so guter Freund gewesen.«
»Nun …«
Sie sah ihm in die Augen. »Ich hoffe, daß wir sogar noch bessere Freunde werden.«
»Schon gut, verdammt noch mal!«
Die Vorbereitungen dauerten nicht lange. Falkayn zog einen warm gefütterten blauen Overall und Stiefel an, überlegte kurz und ergänzte diesen Aufzug noch durch einen weißen Umhang, dessen kostbarer Besatz Eindruck machen würde. Seine Bewaffnung bestand aus einem Strahler und einer Lähmpistole, die er im Gürtel trug. In der Brusttasche seines Overalls steckte ein Funksprechgerät. Falkayn füllte noch einen Sack mit Geschenken für den Kaiser und war
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