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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Der Computer sagte: »Aus Richtung Stadt nähert sich eine größere Gruppe Eingeborener dem Schiff.«
     
3
     
    Falkayn überlegte sich, daß es vermutlich besser war, den kaiserlichen Gesandten und Lehrer höflich an der Schleuse zu empfangen. Trotzdem sorgte er dafür, daß sein Strahler von unten aus gut zu sehen war.
    Er beobachtete die Gruppe, die jetzt langsam herankam. Etwa zwanzig Soldaten marschierten auf das Schiff zu; sie waren bis an die nicht vorhandenen Zähne mit einem ganzen Arsenal aus Schwertern, Säbeln, Dolchen, Piken, Lanzen und Armbrüsten bewaffnet. Auf ihren Brustpanzern glänzte das Abzeichen des Klans Tirut, zu dem alle Soldaten der Garnison gehörten. An der Spitze der Kolonne ging Gujgengi, ein ungewöhnlich groß gewachsener Ikranankaner, dessen dunkler Pelz schon vor Alter grau war. Er trug eine lange purpurrote Robe mit dem kaiserlichen Wappen auf der Brust. An seinem geflochtenen Gürtel hing eine Art Sichel. Falkayn hatte noch keinen Eingeborenen ohne Waffe gesehen.
    Der Mann verschränkte die Arme über der Brust und verbeugte sich leicht. »Ich begrüße den edlen Gujgengi und seine Freunde«, sagte er, wie es die Höflichkeit vorschrieb. Allerdings würde er diese komische Sprache nie richtig betonen können, denn sein Kehlkopf war nicht dafür eingerichtet.
    Gujgengi antwortete nicht: »Frieden und Freundschaft zwischen uns«, sondern sagte statt dessen: »Sprechen wir miteinander«, was bedeutete, daß er ein Problem zu diskutieren hatte, das hoffentlich ohne Blutvergießen gelöst werden konnte. Und er machte das Zeichen gegen böse Geister, das er in letzter Zeit nicht mehr benützt hatte.
    »Beehren Sie mein Haus«, lud Falkayn ihn ein, da es in der Eingeborenensprache kein Wort für »Schiff« gab – und »Wagen« wäre ihm lächerlich erschienen.
    Gujgengi ließ die Soldaten zurück und kletterte langsam die Gangway hinauf, wobei er seine goldgeränderte Brille sorgfältig auf dem Schnabel festhielt. »Wann verbessern Sie endlich Ihre Beleuchtung?« klagte er, während er Falkayn in den Aufenthaltsraum folgte. Für ihn war das Licht tatsächlich trüb, weil seine Augen bestenfalls nur den gelben Bereich des Spektrums aufnahmen.
    Falkayn ging wortlos weiter, aber Gujgengi ließ sich nicht so rasch entmutigen, sondern murmelte ununterbrochen vor sich hin. Das Schiff war ihm zu heiß, es stank überall entsetzlich, außerdem war die Luft wie immer naß, und Falkayn sollte es sich endlich abgewöhnen, andere Leute feucht anzuhauchen. Die Bewohner des Planeten waren an ständige Trockenheit gewöhnt und reagierten deshalb besonders empfindlich auf alle Arten von Feuchtigkeit.
    Gujgengi blieb schließlich in der Tür der Kabine stehen, rückte seine Brille zurecht und richtete sich erstaunt auf. »Sie ist also tatsächlich hier!« krächzte er entgeistert.
    Stepha griff nach ihrem Säbel. »Langsam, immer mit der Ruhe«, sagte Adzel und hielt sie zurück. »Tut man das, junge Dame?«
    »Setzen Sie sich, Edelster«, drängte Falkayn. »Was darf ich anbieten?«
    Gujgengi nahm gnädig ein Glas Whisky entgegen, den er für sein Leben gern trank. »Sie haben mir bisher immer versichert, Sie seien in friedlicher Absicht gekommen«, beklagte er sich. »Hoffentlich können Sie diesen Zwischenfall zufriedenstellend erklären.«
    »Selbstverständlich«, versicherte Falkayn ihm, obwohl er selbst daran zweifelte. »Wir haben beobachtet, daß diese junge Frau meiner Rasse von Unbekannten verfolgt wurde, die Banditen sein mußten. Wir konnten natürlich nur annehmen, daß sie aus meiner Heimat stammte.«
    Chee blies einen Rauchring und fügte gelassen hinzu: »Sie müssen allerdings auch berücksichtigen, Edelster, daß Sie es nicht für nötig gehalten haben, uns von dem Bestehen dieser alten menschlichen Ansiedlung zu informieren.«
    »Krrr«, räusperte Gujgengi sich verlegen. »Der Unterricht hat mich so in Anspruch genommen …«
    »Aber Sie wußten doch, daß wir uns dafür interessieren würden«, warf Chee ein.
    »Ich hätte nie gedacht, daß Sie …«
    »Wir sind wirklich enttäuscht und bekümmert, Edelster.«
    »Diese Leute sind schließlich nur Soldaten …«
    »Sie spielen aber eine große Rolle in diesem Reich, mit dem wir Verhandlungen führen.«
    »Sie hat den ausdrücklichen Befehl des Kaisers mißachtet …«
    »Welchen Befehl? Daß wir vollkommen isoliert bleiben sollen? Das ist eine weitere Tatsache, die uns ernsthaft bekümmert, Edelster. Wir fragen uns allmählich, ob

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