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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ließ sich aber auch durch diese Überlegung nicht davon abhalten.
     
    *
     
    Mehrere Stunden später hatte sie es endlich geschafft. Sie zwängte sich vorsichtig durch die entstandene Öffnung, stellte fest, daß die Wachtposten nicht in ihre Richtung sahen, und raste über den Platz vor dem Gefängnis. Bevor die Soldaten sich von ihrer Überraschung erholt hatten, war sie zwischen den Häusern verschwunden, erreichte wenig später den Kiosk, von dem aus der Tunnel nach unten zu dem Stadtbrunnen führte, und hetzte die Treppen hinab.
    Der lange Gang wurde in regelmäßigen Abständen von Öllampen beleuchtet. Chee blieb bei den ersten beiden stehen, blies sie aus und eilte dann weiter. Ihre Verfolger würden es nicht wagen, blindlings in die Dunkelheit zu rennen, und mußten deshalb warten, bis Fackeln herbeigeschafft worden waren. Zum Glück war der untere Ausgang nicht bewacht – das wußte sie von Gujgengi, der ihr erzählt hatte, daß dort nur in Zeiten drohender Gefahr Posten standen.
    Chee stürzte ins Freie, blieb stehen und sah zu den Stadtmauern auf, wo einzelne Verfolger drohend ihre Waffen schwangen, ohne sie erreichen zu können. Sie sah auch die Muddlin' Through, deren Spitze silbern in den düsteren Himmel ragte. Sollte sie lieber versuchen, das Schiff zu besetzen? Sobald sie wieder an Bord gelangt war, konnten ihr die Eingeborenen nichts mehr anhaben. Nein. Sie würde das Schiff nicht einmal erreichen, weil es bestimmt gut bewacht wurde.
    Nun, dann mußte sie eben warten, bis sie Adzel gefunden hatte. Chee seufzte vor sich hin und machte sich auf den Weg, wobei sie in den Feldern neben der Straße nach Katandara blieb, wo sie nicht gesehen werden konnte.
    Nach einiger Zeit war ihre Kehle wie ausgedörrt, so daß sie quer über die Felder auf ein Gehöft zuging, wo sich eine Quelle befinden mußte. Sie schlich vorsichtig näher und blieb unter den Büschen in Deckung, bis sie schließlich den Hof sah.
    Dort stand auch Adzel. Er hielt eine Art Schwein im Arm, das er offenbar eben erst geschlachtet hatte, und sagte laut: »Guter Freund, ich muß wirklich darauf bestehen, daß Sie mir wenigstens Ihren werten Namen nennen.«
    »Damit Sie mich besser verhexen können?« fragte eine männliche Stimme aus dem Inneren des Hauses, dessen Fenster und Türen verbarrikadiert waren.
    »Nein, das verspreche ich Ihnen! Ich möchte Ihnen aber eine Quittung ausstellen. Zumindest muß ich erfahren, wem ich die Bezahlung schulde, damit ich mich später erkenntlich zeigen kann. Ich brauche das Fleisch, möchte es aber nicht stehlen.«
    Aus einer Schießscharte kam ein Pfeil und prallte von Adzels Schuppen ab. Er seufzte enttäuscht. »Nun, wenn Sie wirklich nicht wollen …«
    Chee tauchte neben ihm auf. »Wo gibt es hier Wasser?« fragte sie mit heiserer Stimme.
    Adzel zuckte zusammen. »Du! Meine Liebe, das hätte ich nie erwartet! Was ist dir …«
    »Du brauchst mich nicht mehr mit ›meine Liebe‹ anzusprechen, du Trottel. Siehst du nicht, daß ich vor Durst schon ganz ausgetrocknet bin?«
    Adzel machte ein beleidigtes Gesicht, was ihm aber nicht gut gelang. »Vielleicht bist du in Zukunft etwas höflicher – das macht dich weniger widerlich. Ich bin Tag und Nacht unterwegs, um …«
    »Was, du hast schon den ganzen Planeten umrundet?« warf Chee spöttisch ein. Adzel gab resigniert nach und zeigte ihr die Quelle. Das Wasser war schlammig, aber Chee trank trotzdem gierig. Dann ging sie wieder zu Adzel zurück. »Was hast du also erlebt?« fragte sie ihn.
    Adzel berichtete ausführlich, während er das Tier verschlang. Als er seinen Bericht beendet hatte, sah er zu Chee hinüber, schüttelte traurig den Kopf und fragte: »Was tun wir jetzt?«
    »Wir lassen natürlich das Schiff hierherkommen.«
    »Wie?«
    Chee merkte erst jetzt, daß sein Funkgerät ebenfalls zertrümmert war. Die beiden starrten sich schweigend an.
     
    *
     
    Gujgengi rückte sich die Ersatzbrille auf dem Schnabel zurecht. Sie drückte etwas und saß nicht so gut wie die alte. Außerdem sah er alles nur undeutlich und verschwommen. Vielleicht ist das sogar besser, überlegte er sich. Das Ding ist so riesig. Und so voller Zaubertricks. Ja, unter diesen Umständen bin ich ganz damit zufrieden, nicht zu deutlich sehen zu können.
    Er holte tief Luft, nahm seinen ganzen Mut zusammen und trat einen Schritt näher. Die Soldaten hinter ihm beobachteten ihn ängstlich. Das spornte ihn an. Muß ihnen zeigen, daß wir Deodaka keine Furcht kennen und so

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