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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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könnten, bis wir auf Persephone stießen. Und selbst wenn wir sie erreichten – was könnte sie schon gegen einen Titanen ausrichten?
    Der Wald um uns herum lichtete sich immer mehr, und bald darauf erreichten wir eine Wüste, die uns keinerlei Möglichkeit bot, uns zu verstecken. Wir konnten nicht für immer weiterlaufen, James und Ava konnten nicht für immer kämpfen, und es war offensichtlich, dass Kronos nur eines wollte.
    Mich.
    Jeder einzelne Baum, der zu Boden gestürzt war, war für mich bestimmt gewesen. Der erste war genau dort gelandet, wo ich Sekunden zuvor noch gesessen hatte. Und bevor Henry und seine Brüder Kronos angegriffen hatten, war der Nebel durch ihre Reihen gedrungen und hatte mich als Ziel gewählt.
    In dem heißen Sand war es schwer, zu rennen, und der Himmel flimmerte vor Hitze. Schon jetzt war ich vollkommen erschöpft. Sobald mein Bein unter mir nachgab und ich stolperte, würde Kronos mich töten. Die einzige Möglichkeit, die mir blieb, war, etwas zu tun, womit er nicht rechnete.
    Ich grub die Fersen in den Sand und riss meine Hand aus James’ Griff. Er verlor das Gleichgewicht und fiel unsanft auf die Knie. So schnell ich konnte, stolperte ich von ihm weg.
    „Kronos!“, schrie ich, als ich mich an der Flanke einer Düne aufrichtete, zehn Meter von der Stelle entfernt, wo James hingefallen war. Ava war an seiner Seite und half ihm auf, und beide starrten mich an, als wäre ich verrückt geworden.
    Vielleicht war ich das. Vielleicht stand ich kurz davor, zu sterben. Aber wenn ich nicht irgendetwas unternahm, würden wir alle dran glauben müssen, und einen Versuch war es wert. Einem Titanen konnten wir nicht ewig davonlaufen.
    Der Nebel verdichtete sich, als er langsamer wurde und sich zusammenzuziehen schien. Ich blinzelte gegen das Sonnenlicht und glaubte, die Umrisse eines Gesichts zu erkennen, doch dieflimmernde Luft, die vom heißen Sand aufstieg, machte es unmöglich, irgendetwas genau wahrzunehmen.
    „Du weißt, wer ich bin“, rief ich und versuchte dabei selbstsicher zu klingen statt zu Tode verängstigt. „Und ich weiß, wer du bist, also lass uns die Sache hinter uns bringen. Du kannst mich nicht töten – keinen von uns.“
    Das war eine dreiste Lüge, aber Kronos schien zumindest innezuhalten und darüber nachzudenken. Durch die Wüste hallte dasselbe fremdartige Grollen, das ich in meiner Vision gehört hatte, und ich wurde mir deutlich der Tatsache bewusst, dass wir uns immer noch in einer Höhle befanden und nicht unter einem unendlich weiten Himmel. Hätte ich fliegen können, wäre meine Hand irgendwann auf Stein gestoßen.
    „Du brauchst uns.“ Meine Worte waren denen von Calliope so ähnlich, dass ich sie fast zurückgenommen hätte, doch dies war der einzige Weg, Kronos davon abzuhalten, uns alle aus reinem Vergnügen umzubringen. Calliope wollte mich tot sehen, und er brauchte sie, um das Tor zu öffnen. Aber …
    Sie wusste nicht, wie.
    Mich durchströmte ein Gefühl der Zuversicht. „Calliope weiß nicht, wie man das Tor öffnet. Aber ich weiß es.“
    Konnte Kronos wie Henry Lüge und Wahrheit unterscheiden? Der Nebel glitt näher, bis er mich beinah berührt hätte. Statt mich anzugreifen, umhüllte er mich, bis die Hitze der Sonne verschwand und ich den blauen Himmel nicht mehr sehen konnte. Mein Kopf fühlte sich leicht und leer an, aber ich zwang meine Füße, unbeweglich im Sand stehen zu bleiben. Ihn zu berühren würde zweifellos sengende Schmerzen bedeuten, und davon konnte ich nicht noch mehr ertragen. Nicht wenn wir noch weit gehen mussten, bis wir Persephone fanden. Ich musste es tun. Es war meine einzige Chance. Die einzige Chance für den Rat.
    „Wenn du mich und meine Freunde gehen lässt, kommen wir zu dir“, versprach ich und mobilisierte allen Mut, der mir noch geblieben war. „Wenn wir da sind, lass die anderen gehen. Ohne Calliope können sie dich sowieso nicht besiegen. Sobald das geschehenist, werde ich das Tor öffnen, und du wirst frei sein.“
    Es folgte eine unheimliche Stille. Kein Grollen, kein Gelächter, nichts. Nebel wisperte durch mein Haar, und ich kniff die Augen zusammen. Mir blieb gerade genug Raum zum Atmen.
    „Wenn du mich jetzt umbringst, ist die einzige andere Person, die das Tor für dich öffnen kann, Henry“, brachte ich leise hervor. „Er würde sich lieber umbringen, als dich freizulassen. Ich weiß, dass Calliope meinen Tod will, aber sie benutzt dich nur. Ich habe, was sie will, und weil sie mich

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