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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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euch keine Sorgen machen, solange nicht irgendetwas passiert.“
    „Und wenn etwas passiert?“, fragte Henry besorgt.
    Theo runzelte die Stirn, und Ella trat an seine Seite und nahm seine Hand. Bei ihrer Berührung schien er sich zu entspannen. „Dann werden wir uns damit auseinandersetzen, so gut wir können. Aber solange wir nicht wissen, ob ein Problem besteht, gibt es nichts, was wir tun können.“
    „Nein“, gab Henry sich geschlagen. „Ich schätze, so ist es.“
    Ohne Vorwarnung stürmte er zurück zur Tür. Hastig rappelte ich mich auf und murmelte eine Entschuldigung, als ich mich an Theo und Ella vorbeidrängte, um Henry hinterherzueilen. „Henry, bitte – warte auf mich.“
    Bevor ich ihn erreichte, glitt er in den Vorraum und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
    So schnell ich konnte, lief ich auf den Flur, doch als ich um die Ecke kam, war auf dem ganzen langen Gang keine Spur von Henry zu entdecken. Verwirrt wirbelte ich herum und fragte mich, ob ich ihn vielleicht im Vorraum übersehen hatte, doch auch der war leer.
    Henry war fort.

15. KAPITEL
    DAS UNKRAUT UND DIE ROSE
    Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, den gesamten Palastflügel nach Henry zu durchsuchen, doch niemand hatte ihn gesehen. Einige der Türen waren verschlossen, und um die, hinter der Calliope gefangen war, machte ich einen großen Bogen. Wenn er nicht bei ihr war oder absichtlich hinter sich abgeschlossen hatte, befand er sich nicht in dem Teil des Palasts, in dem ich mich auskannte.
    Als ich schließlich zum Schlafzimmer zurückkehrte, rechnete ich halb damit, ihn auf dem Bett sitzen zu sehen, wie er auf mich wartete. Stattdessen begrüßte mich Pogo aufgeregt bellend und schwanzwedelnd. So furchtbar ich mich auch fühlte, ich hob meinen kleinen Hund hoch und schmuste mit ihm. Liebevoll leckte er mir die Wange. Zwar vertrieb das meine Ängste und Sorgen nicht vollständig, trug aber doch dazu bei, mich ein wenig zu beruhigen.
    „Ich hab dich vermisst“, verriet ich Pogo und kraulte ihn ausgiebig hinter den Ohren. Meine Mutter war nicht mehr hier, sicherlich war sie zu den anderen gegangen. Im Schneidersitz machte ich es mir mitten auf dem Bett bequem, das ich eigentlich mit Henry teilen sollte. „Wart’s ab, bis du hörst, was ich letzten Monat erlebt habe.“
    Doch bevor ich weiter ausholen konnte, überrollte mich ein mittlerweile wohlbekanntes Gefühl, und wieder einmal fiel ich in die Dunkelheit hinab. Statt in der Höhle, wo Kronos auf seinen Ausbruch hinarbeitete, fand ich mich diesmal in der Mitte eines schwach beleuchteten Raums wieder, der bestimmt fünfzehn mal fünfzehn Meter maß.
    An einer Seite des Raums befand sich nichts als ein durchlaufendes Fenster, das den Blick auf die riesige Kaverne freigab, und in einem marmornen Kamin gegenüber knisterte ein Feuer. Es gab keine Vorhänge, und das einzige Möbelstück im Raumwar ein weißer Sessel. In diesem Sessel saß Henry und umklammerte die Armlehnen so fest, dass ich fürchtete, sie würden jeden Moment kaputtgehen.
    „Henry?“, flüsterte ich, unsicher, ob er mich hören konnte. Am Eingang zum Tartaros hatte ich einen Moment lang gedacht, er könnte es, doch als ich jetzt versuchte, seine Hand mit meinen geisterhaften Fingern zu berühren, blinzelte er nicht einmal.
    Die Tür am anderen Ende des Raumes öffnete und schloss sich wieder. Persephone schritt über den Marmorfußboden, barfuß und in einem schlichten Baumwollkleid. In dem weichen Licht sah sie atemberaubend schön aus, und ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Abgesehen vielleicht von Ava, war ich noch nie im Leben jemandem begegnet, der diese Macht besaß: Neben ihr fühlte ich mich wie Unkraut neben einer Rose.
    „Hab ich mir doch gedacht, dass ich dich hier finden würde“, sprach Persephone Henry an.
    „Ich komme immer her, wenn ich nachdenken will“, erwiderte Henry abwesend. „Ich dachte, du wärst bereits auf dem Heimweg.“
    „Nein, ich habe beschlossen, noch eine Weile zu bleiben. Ihr könnt jede Hilfe gebrauchen, die ihr kriegen könnt. Vor allem du.“ Sanft nahm sie Henrys Hand – die, die ich Augenblicke zuvor zu berühren versucht hatte. „Mutter hat mir erzählt, was passiert ist. Kate sucht überall nach dir.“
    Henry zuckte mit den Schultern, zog die Hand aber nicht weg. „Ich würde ihr lieber noch nicht unter die Augen treten.“
    „Warum?“, erkundigte sich Persephone und machte es sich auf der Armlehne bequem. Das war genau die Frage, die

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