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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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starrte und nach etwas suchte, das ich zu ihm sagen könnte. Irgendetwas, wodurch er begreifen würde, dass ich bleiben wollte, nur nicht auf diese Weise. Nicht wenn er mich nicht hierhaben wollte.
    „James und ich haben nie miteinander geschlafen“, erzählte ich ihm schließlich leise. „Was auch immer du glaubst, was inGriechenland passiert ist – das ist es nicht. Wir haben uns als Freunde auf diese Reise gemacht, und das ist alles, was wir je waren. Ich hab gewartet, dass du dich blicken lässt. Überall hab ich nach dir Ausschau gehalten, weil ich mir so sicher war, dass du mich überraschen würdest, und als du es nicht getan hast, hat das sehr wehgetan. Es war, als wolltest du mich überhaupt nicht sehen.“
    Zaghaft streckte ich die Hand nach seiner aus, doch in letzter Sekunde zog ich sie zurück. Zu allem anderen hätte ich jetzt nicht auch noch eine körperliche Zurückweisung ertragen.
    „Ich verlasse dich nicht seinetwegen. Ich verlasse dich für niemanden, und nie hätte ich mich nach was Besserem umgesehen. Du bist mein ‚was Besseres‘, und ich wünschte … ich wünschte, das wäre ich auch für dich.“
    Ohrenbetäubende Stille erfüllte den Raum. Mein Herz raste, während ich darauf wartete, dass er etwas erwiderte, irgendetwas. Doch als er mich nicht einmal ansah, erstarb auch der letzte Hoffnungsschimmer in mir, den ich noch gehegt hatte. Ich drehte mich von ihm weg und vergrub das Gesicht im Kissen, während ich mir einzureden versuchte, er wäre bloß müde und wäre eingeschlafen, bevor ich auch nur ein Wort gesagt hatte. Ich hatte zu lange gewartet, und daraus konnte ich ihm keinen Vorwurf machen. Am folgenden Morgen würde ich mir einen Ruck geben müssen, es zu wiederholen, und wenn das nicht half, dann würde ich wenigstens in dem Wissen gehen, dass ich alles in meiner Macht Stehende unternommen hatte.
    „Gute Nacht“, flüsterte ich und schloss die Augen. Mein Schlaf würde noch lange auf sich warten lassen. Und wenn nicht, wären all meine Albträume erfüllt von Calliope und dem Moment, in dem Persephone Henry geküsst hatte. Nichts war es wert, das noch einmal zu durchleben. Ich würde wach bleiben, bis ich so erschöpft war, dass ich überhaupt nicht träumen würde.
    Ohne Decke war es kühl im Raum, und ich fröstelte. Unter mir bewegte sich die Matratze, und dann legte Henry von hintenden Arm um mich und schmiegte sich an mich. Er war warm. Mit der Hand suchte er nach meiner, bis er sie fand.
    „Bitte geh nicht“, sagte er, und seine Lippen streiften meinen Hals, was mich erschauern ließ.
    Den Rest der Nacht über sprach keiner von uns mehr ein Wort.
    Ich blieb.
    Die Wochen vergingen, und wir sprachen nicht mehr über die besagte Nacht. Manchmal kam Henry abends nicht nach Hause, doch dann tauchte er am nächsten Morgen vollkommen erschöpft wieder auf, und ich ging davon aus, dass er gearbeitet hatte. In den paar Minuten am Tag, die wir uns sahen, gingen wir freundlich miteinander um, doch das war alles. Nachts wartete ich auf ihn, bevor ich zu Bett ging, und wenn er unter die Decke kroch, schloss er mich ohne ein Wort in die Arme. Weder küsste er mich, noch entschuldigte er sich, doch er wollte, dass ich bei ihm blieb, und das war für den Moment genug.
    Während die anderen ihre Kriegsvorbereitungen trafen, machte ich mich rar. Ich erforschte den Palast und fand jeden Raum so ziemlich dort, wo er auch in Eden gewesen war, was die Dinge gleichzeitig leichter, aber auch langweiliger machte. Einmal versuchte ich herauszufinden, wie viele Zimmer es gab, gab dann aber auf, nachdem ich mich zweimal hintereinander verzählt hatte.
    Manchmal kamen James oder Ava zu mir, und wir verbrachten den Tag miteinander, redeten über nichts Besonderes und taten so, als würden sie nicht grauenvoll aussehen. Schon jetzt forderte der bevorstehende Kampf von allen seinen Tribut, doch jedes Mal, wenn ich darauf zu sprechen kam, versicherten sie mir, sie hätten schon Schlimmeres durchgestanden.
    Persephone mied ich wie die Pest, und ich machte mir nicht die Mühe, es zu verbergen. Wann immer sie einen Raum betrat, in dem ich mich aufhielt, verschwand ich, meistens mit einer vorbereiteten Ausrede. Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen ich gezwungen war, in ihrer Nähe zu sein, hielt ich den Kopf gesenktund blieb still, und sie sprach mich niemals an. Wenn sie sich schuldig fühlte – oder dachte, sie hätte das Richtige getan –, wollte ich nichts davon hören.
    Auch wenn ich mich

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