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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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kapierst, dass er dich tatsächlich liebt.“
    „Hört sich nicht wirklich an, als hätte ich eine Wahl.“ Traurig schüttelte ich den Kopf.
    „Natürlich hast du das. Du kannst dich entscheiden, glücklich zu sein, oder du kannst dich entscheiden, unglücklich zu sein. Es liegt allein bei dir.“
    „Und was ist, wenn du dich irrst?“, entgegnete ich. „Oder wenn du seine Gefühle für mich überschätzt?“
    „Dann bietest du Henry die Gelegenheit, sich wirklich in dich zu verlieben.“ Ingrid strahlte.
    Nachdenklich strich ich über die kalte Oberfläche des Rubins. Er hatte sogar dieselbe Form wie ein Apfel. „Er hat mit den Vorbereitungen auf den Kampf zu tun. Das haben sie alle.“
    „Aber nicht mehr lange. Und du kannst entweder weiter nach Ausreden suchen oder dich zusammenreißen und die Dinge mal aus seiner Perspektive betrachten. Damit werdet ihr beide glücklicher sein. Du musst gar nichts anders machen. Denk einfach nur daran, was er durchmacht, sei du selbst und gib euch beiden die Chance, glücklich zu werden. Alles andere ergibt sich dann von selbst.“
    Ich schwieg. Genau das hatte ich versucht, doch nichts hattesich geändert. In jener Nacht in Eden, die wir miteinander verbracht hatten – Aphrodisiakum hin oder her –, war mein Verlangen nach ihm überwältigend gewesen, und es war das erste echte Gefühl gewesen, das ich zugelassen hatte, seit ich auf Eden Manor angekommen war. Diese Leidenschaft war echt gewesen. Und so wie er mich geküsst hatte …
    Ich war mir sicher gewesen, dass auch er so empfunden hatte. Ich wollte das zurückhaben. Ich wollte diese Küsse, diese Berührungen, die Art, wie er mich angesehen hatte. Ich wollte wieder dieser eine, ganz besondere Mensch für ihn sein.
    „Was, glaubst du, würde passieren, wenn ich einfach zu ihm hingehen und ihn küssen würde?“, sinnierte ich, und Ingrid lachte.
    „Ich glaube, er würde dich machen lassen. Was ist, wenn er bloß darauf wartet, dass du es tust, Kate? Was, wenn er genauso auf ein Zeichen wartet wie du, wenn ihr wie die Katze um den heißen Brei umeinander herumschleicht und immer nur wartet, wartet, wartet?“
    „Schätze, dann sollte wohl mal einer von uns loslegen“, flüsterte ich, und Ingrid drückte mich an sich.
    „Das ist mein Mädchen.“
    Es wäre leichter gewesen, hätte er mir irgendwie geholfen, hätte er mir gesagt, was er empfand, statt es meiner Fantasie zu überlassen, doch ich versuchte es. Von diesem Nachmittag an beobachtete ich ihn, statt mir den Kopf über die schweigsamen Momente zwischen uns zu zerbrechen. Weder suchte er verzweifelt nach etwas, das er sagen könnte, noch ignorierte er mich. Sein Blick war abwesend, er hatte die Stirn gerunzelt, und schließlich gestand ich mir ein, dass es nicht an mir lag. Es waren die Schlacht, Calliope, Kronos – alles außer mir. Denn in meiner Gegenwart lächelte er wenigstens.
    Und statt jede Gelegenheit aufzulisten, bei der er mich nicht berührte, brannte ich mir die Momente ins Gedächtnis ein, in denen er es tat. Sein Arm um meine Taille, wenn er schlief, seine Fingerspitzen sanft auf meiner Wange, selbst die Art, wie er michnach einem besonders langen Tag ansah. Er küsste mich nicht; er umarmte mich nicht. Er sagte mir nicht, dass er mich liebte. Doch nach und nach ließ ich die Hoffnung zu, dass es trotzdem so war. Er bemühte sich auf seine Weise, und das musste mir erst einmal reichen.
    Während die letzte Woche vor der Wintersonnenwende verstrich, wartete ich auf eine Gelegenheit, zu tun, was ich Ingrid versprochen hatte, und ihn zu küssen. Doch Henry verbrachte mehr und mehr Zeit in Sitzungen mit den anderen Ratsmitgliedern, und wenn er schließlich ins Bett kam, ließ er sich mit kaum mehr als einem „Gute Nacht“ in die Kissen sinken. Ich hatte nicht gewusst, dass er müde werden konnte. Als ich meine Mutter in einer der wenigen Minuten danach fragte, die ich sie jeden Tag zu sehen bekam, war ihre Antwort kurz und bündig.
    „Normale, menschliche Dinge zu tun macht uns nicht müde. Unsere Kräfte einzusetzen – das laugt uns aus.“
    Das erklärte auch, warum ich keinen Schlaf mehr zu brauchen schien – obwohl ich es mit Henry neben mir schaffte. Er brauchte mehr, als er sich zugestand, und auf keinen Fall würde ich ihn früher als nötig wecken oder nachts wach halten, ganz egal, wie dringend ich ihm erzählen wollte, was ich empfand. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, ich musste bis nach der Schlacht warten. Wenn es

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