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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es nicht kann.«
    Er sah mir in die Augen (das war der einzige Teil meines Körpers, der in diesem Moment nicht zitterte), und er wusste sofort, dass ich noch nie auf jemanden geschossen oder jemanden getötet hatte. Sogar vor dem Haus des Swift hatte ich absichtlich zu hoch gezielt. Ernie klopfte mir auf die Schulter. »Kumpel, vertrau mir. Wenn eine Horde dieser Witzbolde auf dich zuläuft und versucht, dir ins Gesicht zu springen, dann wirst du es können. Ich werde meinen WEPS geöffnet lassen, so dass wir beide immer einen Blick darauf werfen können, während wir abhauen. Lauf einfach dahin, wo es nicht rot ist.«
    »Was ist, wenn sie bewaffnet sind?«, fragte ich.
    »Einige von ihnen werden es sein. Schieß einfach und versuch, nicht erschossen zu werden.«
    Wir kamen zu den Glastüren beim Haupteingang und stürzten hinaus auf die Straße. Sie füllte sich schnell mit Hausbewohnern, viele von ihnen hatten eine Waffe. Sonst war alles ruhig. In den Seitenstraßen, wo laut unserem WEPS die Obdachlosen lauerten, war niemand zu sehen. Unser Elektroauto stand zwölf Blocks entfernt auf dem siebenundzwanzigsten Parkdeck einer Garage. Wir machten uns sofort in diese Richtung auf den Weg. Eine Handvoll Bewohner folgte uns. Wir erreichten die Kreuzung, und ich drehte den Kopf nach rechts und sah den Block entlang. Eine riesige Menge Obdachloser kam in unsere Richtung. Als ich noch ein Kind war, hatte mir mein Vater immer eingetrichtert, dass ich niemals einem Obdachlosen auf der Straße in die Augen sehen durfte. »Sobald sie Kontakt mit dir aufgenommen haben«, sagte er, »lassen sie dich nicht mehr los.« Das war auch hier so. Wir alle sahen der Meute direkt in die Augen, und das war genau das Falsche. Sofort beschleunigten einige von ihnen ihren Schritt und kamen direkt auf uns zu. Eine Weinflasche flog in unsere Richtung und traf einen schlanken Mann, der neben mir lief. Er fiel direkt auf den Asphalt. Ernie und ich liefen weiter die Straße hinunter. Hinter mir hörte ich einen Schuss, und ich zog reflexartig den Kopf ein, während ich weiterlief. Ich spürte, wie meine Hände die Schrotflinte umklammerten. Das Ding bot mir mehr moralische Unterstützung als einen wirklichen Schutz.
    Als wir zur nächsten Seitenstraße kamen, bog eine weitere Gruppe um die Ecke. Nun waren sie vor uns und hinter uns. Wir liefen im Zickzack über die Straße, und sie folgten uns.
    »Wohin soll ich schießen?«, brüllte ich Ernie über meine Schulter hinweg zu.
    Ernie holte seinen WEPS heraus, während wir liefen. Ich konnte kaum etwas auf dem Display erkennen. Vor meinen Augen zitterte und verschwamm alles vor lauter Panik. Dann bekam ich Staub in mein rechtes Auge und musste es zukneifen.
    »Nach vorn!«, schrie Ernie. »Schieß durch sie hindurch! Ziel in die Mitte!«
    Unsere kleine Gruppe formierte sich spontan zu einer Reihe, die Schulter an Schulter vorwärtsdrängte. Ich sah die betrunkene und verärgerte Meute, die auf uns wartete – eine ausgemergelte Gruppe von größtenteils erwachsenen Männern, schmutzig und ungewaschen. Es waren vielleicht hundert. Vielleicht auch zweihundert. Ich bin schlecht bei solchen Schätzungen. Die einzigen sauberen Stellen waren die glänzenden Stahlklingen, die einige von ihnen in Erwartung unserer baldigen Ankunft bereits gezückt hatten. Ernie feuerte den ersten Schuss auf den Abschaum ab. Ich tat es ihm gleich, doch ich verlor wieder die Nerven und zielte über ihre Köpfe hinweg.
    Eins.
    Ein weiterer Schuss erklang hinter uns, und ich sah, wie einer der Hausbewohner zu Boden ging, als hätte sich unter ihm eine Falltür geöffnet. Ernie gab einen weiteren Schuss ab. Wir waren nun etwa zehn Meter entfernt. Ich sah, wie sich eine kleine Gasse in der Mitte öffnete, dort wo sich unsere Schusslinie befand. Wir begannen, uns dorthin zu bewegen, genau in die Mitte der Meute. Zwei weitere Hausbewohner feuerten auf die gleiche Stelle, und die Lücke wurde größer. Die Gruppe löste sich ein wenig auf, da diejenigen am Rand offensichtlich abhauten und sich nach einem etwas weniger brenzligen Ort umsahen. Meine Schultern verkrampften sich, als ich daran dachte, bald direkten Kontakt zu ihnen zu haben. Ernie schoss noch einmal. Nun waren wir umzingelt. Einer von ihnen griff nach meinem Arm, doch ich zog ihn weg und feuerte in die Richtung des Angreifers.
    Zwei.
    Ich sah, wie mein Zielobjekt augenblicklich zu Boden sank. Ich konnte nicht anders. Ich musste

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