Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
Vom Netzwerk:
stehen bleiben und nach ihm sehen. Er sah recht jung aus. Er lebte noch. Er schien etwa zwanzig Jahre alt zu sein, aber wer zum Teufel wusste schon, wie alt er wirklich war. Mein Zögern kam mich teuer zu stehen. Ich wurde von hinten angegriffen und hinuntergezogen. Ein riesiger, hundertfünfzig Kilo schwerer Typ saß plötzlich auf meinem Bauch und presste seine Finger auf mein Brustbein. Ich sah das Blut, das sich in seinem Schnurrbart verfangen hatte und von dort in seinen zotteligen Bart geflossen war. Mein Gesicht verzog sich vor Entsetzen, und das schien ihm zu gefallen. Er bleckte seine Zähne, sein Mund sah aus wie eine offene Wunde.
    »ICH WERDE DEIN HERZ HERAUSREISSEN UND FRESSEN.«
    Er drückte noch fester zu, und ich spürte, wie meine Haut aufriss. Dann hörte ich einen Schuss und sah, wie sein Kopf explodierte wie ein Kürbis, den man von einem Katapult abgeschossen hatte. Sein Körper fiel wie ein Bleimantel auf mich nieder, ich krabbelte unter ihm hervor, und sein Gestank klebte an mir, als ich aufstand und Ernie vor mir stehen sah. Er hatte gerade seinen vierten Schuss abgefeuert. Die Schläger und Hausbewohner hatten sich mittlerweile vollkommen vermischt. Ich sah, wie einige Typen einen Mann niederhielten und mit einem Messer bedrohten, und feuerte aus Prinzip auf sie.
    Drei.
    Ernie griff nach meinem Arm und drängte mich zurück in Richtung des Parkhauses. »Vergeude deine Schüsse nicht. Schieß einen Fluchtweg frei.«
    Keiner der Totschläger schien daran interessiert zu sein, uns aufzuhalten, denn wir waren diejenigen in der Gruppe, die am schwersten bewaffnet waren. Stattdessen richteten sie ihre Aufmerksamkeit lieber auf jene Menschen, die sich nicht wehren konnten: auf die Frauen, Kinder und Alten. Ernie und ich gaben jeweils noch einen Schuss ab, um den Weg vor uns freizumachen. Ich konnte das Display des WEPS nun wieder besser erkennen und sah eine dicke schwarze Öffnung in der roten Masse. Ich lief weiter. Am Ende des Blocks wurde die Menschenmenge dünner.
    Ernie befahl mir, mich nicht umzudrehen, doch ich musste es einfach tun. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah, wie diese dreckverkrusteten Straßenräuber über Menschen in Pyjamas und Nachthemden herfielen. Ich sah, wie sie das Gebäude stürmten, in dem der alte Mann zu Hause war, um alle Nahrungsmittel und Wasserreserven an sich zu reißen, die sie finden konnten. Ich sah, wie ein fünfjähriges Kind niedergerissen wurde. Der Schläger versenkte seine Zähne in sein Bein. Ich drehte mich um und lief auf das Kind zu. »Runter von ihm!«
    Ich entlud die Waffe.
    Vier. Fünf. Sechs.
    Der Typ floh. Ich hatte ihn nicht getroffen. Ich eilte zu dem Jungen und half ihm hoch. Als ich mich in Richtung Straße drehte, war der Fluchtweg vor mir wieder einmal versperrt. Ich repetierte die Pumpgun, obwohl die Kammer mittlerweile leer war. Die Menge begann auseinanderzufallen. Ernie feuerte von hinten auf sie, und plötzlich war der Weg wieder frei. Sechs Schüsse von mir. Sechs Schüsse von Ernie. Wir hatten alles verbraucht. Ich hob den Jungen hoch, und wir liefen in Richtung Westen, fort von dem Aufstand. Ich hörte weitere Schüsse und Menschen, die schrien. Mit jedem Block wurde es leiser. Wir hörten, wie sich einige Hubschrauber näherten. Als wir schließlich den Eingang zur Garage erreichten, war von dem Aufstand nichts mehr zu hören. Er existierte nun in einer anderen Welt. Wir drückten den Aufzugknopf. Der Aufzug funktionierte nicht. Mit dem Kind auf dem Rücken begann ich den langsamen und grausamen Aufstieg. Das Treppenhaus war vollkommen verwaist, was es nur noch unheimlicher machte. Ernie und ich trugen abwechselnd den Jungen und lösten uns alle fünf Stockwerke ab. Endlich erreichten wir das siebenundzwanzigste Parkdeck. Wir keuchten bei jedem Schritt. Ich war so erleichtert, dass ich mich seufzend gegen die eiskalte Betonmauer lehnte, um mich erst einmal zehn Minuten auszuruhen.
    Ernie öffnete die Tür aufs Deck. Wir gingen hindurch. Ein Landstreicher sprang plötzlich auf uns zu und ging mit wutverzerrtem Gesicht und einem Messer auf Ernie los. Mit einer einzigen Bewegung griff Ernie in seine Tasche und holte die Spritze hervor, die für den schwatzhaften alten Mann gedacht gewesen, aber nie gebraucht worden war. Er stach sie mitten in die Brust des Angreifers. Er starb so schnell, wie er aufgetaucht war.
    Ich stand daneben und war kaum fähig, irgendetwas von all dem zu begreifen. »Mein Gott.«
    Wir fuhren mit

Weitere Kostenlose Bücher