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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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dem Jungen in ein Krankenhaus in der Nähe von Matts Garage und lieferten ihn dort ab. Seitdem habe ich immer wieder versucht zu schlafen, doch es gelingt mir nicht. Der grauenhafte Geruch des Riesen ist durch meine Poren in meinen Körper eingedrungen, so dass sich mein Inneres anfühlt, als wäre es durch ein frisch gedüngtes Feld geschleift und zum Verrotten liegen gelassen worden. Ich rieche wie ein Stück Fleisch, das zu lange vor dem Kühlschrank gelegen hat. Ich fühle mich, als hätte ich einen Virus, als hätte mich ein wirklicher Zombie gebissen und mich in eine wandelnde, verwesende Leiche verwandelt. Jedes Mal wenn ich meine Augen schließe, setzt sich ein riesiger stinkender Mann auf meinen Bauch und versucht, mein Herz herauszureißen. Wir werden niemals wieder in den Südosten von DC zurückkehren.
    GEÄNDERT AM:
    13.06.2059, 05:12 Uhr

Auf Besuch in der örtlichen Niederlassung der Kirche der Menschheit

    Ich hatte David versprochen, dass ich eine Messe der Kollektivisten besuchen würde, und auch, dass ich ohne Vorurteile hingehen würde. Gestern Nacht habe ich versucht zu schlafen, doch ich hörte immer wieder das Phantomgeflüster der herannahenden Landstreicher vor meinem Fenster. Einige Male sprang ich mit der Pistole in der Hand ans Fenster, doch es war nie etwas zu sehen. Mein Körper befand sich in einem ständigen Zustand der Unruhe. Der Zeitpunkt, um eine religiöse Versammlung zu besuchen, hätte nicht besser sein können.
    Ich fuhr mit dem Elektroauto von meiner Wohnung aus die Old Dominion Road hinunter, bis ich zu einer Ansammlung von Gebäuden kam, die alle zur Kirche der Menschheit gehörten und den verschiedenen ethnischen Bedürfnissen der Stadt gerecht wurden – es gab eine koreanische Kirche der Menschheit , eine chinesische Kirche der Menschheit und eine spanische Kirche der Menschheit . Vor jeder Kirche prangte ein Willkommensschild auf der festungsartigen Außenwand, die das Innere abriegelte. (Später fand ich heraus, dass die Gebäude durch eine Reihe von unterirdischen Gängen miteinander verbunden sind.) Am Ende dieser »Straße der Kirche der Menschheit «, wie man sie hätte nennen können, befand sich die örtliche Freundschaftskirche, in der die Messen auf Englisch abgehalten wurden. Es war jene englischsprachige Kirche der Menschheit , die meiner Wohnung am nächsten lag, also hatte ich mich für sie entschieden. Ich war früh dran, da ich den Morgenstau vermeiden wollte, doch vor dem Eingang hatte sich bereits eine Schlange gebildet, und ein Verkehrspolizist bedeutete allen wartenden Elektroautos, an den Rand der Old Dominion Road zu fahren. Ich musste ganze zwanzig Minuten warten, bis ich schließlich am Eingangstor ankam und von einem herzlich lächelnden Typen namens Jack begrüßt wurde, der eine Khakihose und ein Baumwollshirt trug und mich nach meiner Kirchen-Mitgliedsnummer fragte.
    »Ich habe keine Mitgliedsnummer«, erklärte ich. »Ich bin zum ersten Mal hier.«
    Er blieb unbeeindruckt. »Oh, kein Problem! Ich kann Sie eintragen. Ich brauche bloß Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse oder die Adresse Ihres Feeds.«
    »Kann ich Ihnen auch nur meinen Namen sagen? Ich möchte die anderen Daten lieber nicht bekanntgeben.«
    Er lächelte, wie es die Empfangsdamen in einem Restaurant immer tun, wenn sie einem erklären, dass zuerst alle Personen für den jeweiligen Tisch anwesend sein müssen, bevor man sich setzen darf. Irgendwie macht dieses Lächeln alles nur noch schlimmer. »Bedauerlicherweise brauche ich Ihre E-Mail-Adresse oder die Adresse Ihres Feeds.« Ich gab ihm Matts Adresse. Letzte Woche hatte er mein Mittagessen aus dem Kühlschrank gestohlen, er schuldete mir also etwas.
    »Und was machen Sie beruflich?«, fragte Jack.
    »Ich arbeite als Problemlösungs-Consultant.«
    »Das klingt interessant!«
    »Ist es aber nicht.«
    »Okay! Fahren Sie einfach hier herein. Bitte parken Sie nicht in den Stockwerken P-eins bis P-fünf, diese sind für unsere Großspender reserviert. Möge die Welt des Menschen Sie segnen und beschützen!«
    Ich fuhr durch das Tor und stand vor einer großen Villa im kalifornischen Stil. Weißer Stuck. Ein Dach aus rotem Lehmstein. Das Kirchenareal war in einem Viereck angeordnet, die Gebäude standen jeweils in der Ecke, und zwischen ihnen verliefen offene Gehwege. In der Mitte des Vierecks befand sich ein makelloser, grüner Rasenfleck, auf dem nicht ein Grashalm den anderen berührte. Ich sah Familien, die auf Decken saßen und

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